Neuss Packendes Kammerspiel und schräge Komödie

Neuss · Die Bremer Shakespeare Company zeigt zwei Stücke im Globe: "Maria Stuart" von Schiller und "Wie es euch gefällt" von Shakespeare.

 Die (fiktive) Begegnung von Maria Stuart (l.) und Elisabeth verhärtet nur die Fronten zwischen den beiden Königinnen.

Die (fiktive) Begegnung von Maria Stuart (l.) und Elisabeth verhärtet nur die Fronten zwischen den beiden Königinnen.

Foto: Christoph Krey

Dem Autor hätte es sicherlich geschmeichelt. Shakespeare und sein Globe waren Friedrich Schiller nicht nur ein Begriff, sondern er hat den Elisabethaner auch verehrt. All seine Dramen hat er 1776 auf der Militärakademie gelesen, 1800 hat er "Macbeth" für die Bühne bearbeitet, und schon 1772, nach der Veröffentlichung seines Dramas "Die Räuber", wurde Schiller als der "teutsche Shakespeare" bezeichnet. Dass also seine "Maria Stuart" (1800 fertiggestellt) auf der Bühne eines (wenn auch nachgebauten) Globes funktioniert, erscheint auch auf den ersten Blick nicht widersinnig,. Auf den zweiten sowieso nicht - zumindest nicht in einer Fassung, wie sie die Bremer Shakespeare Company erarbeitet hat.

Vier Schauspieler braucht Regisseurin Petra Janina Schultz nur, um das ganze Drama der beiden Frauen aufzublättern, die sich als starke, aber unversöhnliche Frauen gegenüberstehen. Zur Erarbeitung der rund zweieinhalbstündigen Aufführung hat das Ensemble noch diverse andere Texte herangezogen und ein Kammerspiel entwickelt, das von der ersten bis zur letzten Minute packt. Schillers Sprache funkelt und lebt, auch dank der ausgezeichneten Wiedergabe aller Darsteller, als da sind: Franziska Mencz (Maria Stuart), Ulrike Knospe (Elisabeth), Michael Meyer (Ritter Paulet und Lord Leicester) und Markus Seuß (Sir Mortimer und Lord Burleigh).

 Phoebe (r.) verliebt sich in Ganymed (l.), weiß nicht dass er eigentlich Rosalind ist. Celia/Aliena schaut fassungslos zu.

Phoebe (r.) verliebt sich in Ganymed (l.), weiß nicht dass er eigentlich Rosalind ist. Celia/Aliena schaut fassungslos zu.

Foto: Christoph Krey

Bis auf wenige Ausnahmen sind alle vier ständig auf der Bühne. Meyer und Seuß verwandeln sich am Rand rechts und links mit wenigen Handgriffen in ihre Figuren, Mencz ist in der zweiten Hälfe noch Staatssekretär Davison, dem Elisabeth die Verantwortung für den von ihr unterschriebenen Hinrichtungsbefehl für Maria aufbürdet.

In Knospes Elisabeth steckt in der machtbewussten Herrscherin ein Mensch, der genau deswegen sein Leben als unfrei empfindet. Franziska Mencz' Maria vereint in sich ähnliche Pole: trotziges Selbstbewusstsein und kleinlautes Bereuen. Sie messen sich aneinander, wie zwei Schwestern, die nicht mit, aber auch nicht ohne einander können. Und so bringt Marias Hinrichtung Elisabeth auch keineswegs die erhoffte Erlösung, sondern wird ihr lebenslang eine Geißel sein. Maria geht vielleicht verbittert, aber ruhig in den Tod. Als ob sie schon ahnt, was eines Tages passieren wird: Ihr Sohn Jakob wird der Nachfolger von Elisabeth I., und ihm gelingt, was sie auch gerne geschafft hätte: Er ist der erste König von England und Schottland.

Hanna Zimmermann hat analog zur stringenten Regie mit der Konzentration auf die beiden Frauen ein Bühnenbild entworfen, das - ebenso wie die Kostüme - diese Haltung symbolisiert. Rechts der Sitz Elisabeths in einem goldenen Rahmen, sie läuft auf Kothurnen, trägt einen langen Hosenrock. Links die gefangene Maria in feuerrotem Reifrock-Kleid und wilder Haarmähne auf einem einfachen Klappsitz.

Meyer und Seuß schaffen es in diesem Machtspiel für Frauen dennoch, ihren Figuren Präsenz und Nachdruck zu verleihen. Das gilt besonders für Meyer, der mit dem Grafen Leicester aber auch eine sehr schillernde Figur spielt.

(NGZ)
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