Neuss Palliativstation droht das Aus

Neuss · Im Krankenhausplan des Landes ist die Palliativstation des Etienne-Krankenhauses nicht mehr vorgesehen. Die Klinik klagt dagegen und behandelt unheilbar Kranke weiter auf der Station – obwohl sie dabei jetzt draufzahlt.

  Dr. Werner Moser arbeitet auf der Pallativ-Station des Etienne-Krankenhauses.

Dr. Werner Moser arbeitet auf der Pallativ-Station des Etienne-Krankenhauses.

Foto: Andreas Woitschützke

Im Krankenhausplan des Landes ist die Palliativstation des Etienne-Krankenhauses nicht mehr vorgesehen. Die Klinik klagt dagegen und behandelt unheilbar Kranke weiter auf der Station — obwohl sie dabei jetzt draufzahlt.

Noch in der Todesanzeige dankten die Angehörigen von Antonio Martinelli in dieser Woche dem Team der Palliativstation am Johanna-Etienne-Krankenhaus "für liebevolle Betreuung". Solche Reaktionen bekommt das Team um die Ärzte Dr. Thekla Schwarzlose und Dr. Werner Moser oft zu hören. Doch sie haben offenbar keinen Einfluss auf politische Beschlüsse, die dieser Einrichtung nun das Wasser abgraben. Der Station mit zwölf Betten, im Oktober 2006 als Erste im Kreisgebiet etabliert, droht die Schließung.

Schon im Herbst teilte die Bezirksregierung den Neusser St. Augustinus-Kliniken als Träger des "Etienne" mit, dass die dortige Palliativstation im Krankenhausplan des Landes NRW nicht mehr vorgesehen ist. Der Versuch, dagegen zu klagen, ist nach Angaben von Krankenhausdirektor Ralf Engels erstinstanzlich gescheitert. Die Richter sprechen in ihrer mündlichen Urteilsbegründung, von einer Ermessensentscheidung des Landes. Damit wird sich das Haus nicht zufriedengeben, das in Jahren aufgebaute Strukturen nicht einfach zerschlagen möchte. Die gerichtliche Auseinandersetzung gehe weiter, kündigte Engels an, der Betrieb der Station auch. Obwohl das Haus dabei draufzahlt.

"Leben bis zum Ende" ist das Ziel von Palliativmedizin. Sie kümmert sich um Menschen mit einer unklaren Lebenserwartung aber einer Diagnose, die auf keine Heilung mehr hoffen lässt. Ihnen schmerzfreie Tage zu ermöglichen, ist ein Ziel der Ärzte und Betreuer auf der Palliativstation, diese Tage auch mit "Leben" zu füllen ein anderes. Musik-, Kunst- und Ergotherapeuten sind ebenso Teil des Teams wie Psychologen, die sich auch um die Angehörigen kümmern. Die dürfen so viel Zeit mit ihren Angehörigen verbringen, wie sie möchten — auch daran hat die Krankenhausleitung beim gerade abgeschlossenen Ausbau des "Etienne" gedacht.

Palliativmedizin — nicht zu verwechseln mit der Sterbebegleitung in einem Hospiz — dürfe das Etienne weiter anbieten, erklärt Paul Neuhäuser, Vorstand der Augustinus-Kliniken. Nur: Bezahlt wird sie künftig nicht mehr. Die Kassen reagierten auf die Entscheidung des Landes mit der Ankündigung, palliativ-medizinische Leistungen in diesem Jahr nur noch zur Hälfte und ab 2013 nicht mehr zu zahlen. Bei 400 Patienten jährlich bedeutet das Zahlungen in der Größenordnung von mehr als 200 000 Euro. Ein Betrag, den Engels innerhalb seines Gesamtbudgets nicht refinanzieren kann.

Mit seiner Entscheidung gegen das "Etienne" und das ebenfalls betroffene Kreiskrankenhaus in Dormagen wird auch die Absprache zwischen den Geschäftsführungen der Krankenhäuser obsolet, an jedem Haus Palliativmedizin möglich machen zu wollen. Das Land möchte Schwerpunkte am Lukaskrankenhaus und dem Grevenbroicher Kreiskrankenhaus bilden — wo es, wie Neuhäuser kopfschüttelnd bemerkt, eine Station wie die am "Etienne" noch gar nicht gibt.

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(NGZ)
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