Neuss Papa und Papa sind jetzt offiziell Eltern

Neuss · Axel und Jürgen Haase sind das erste schwule Ehepaar in Deutschland, bei dem beide Partner in der Geburtsurkunde der Kinder als Eltern eingetragen sind. Ihre Töchter kamen mithilfe von Leihmüttern auf die Welt.

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Foto: dpa, jst htf jsc vbm

Ein Handy klingelt. Axel Haase schreckt auf. "Oh, ich dachte schon, die Kinder seien aufgewacht", sagt der 49-Jährige mit Blick auf das Babyfon, das jedoch keine Töne von sich gibt. Die Kinder, das sind die Zwillinge Anna und Alisha. Und Axel Haase und sein Mann Jürgen (48) sind - als erstes schwules Paar in Deutschland - nun offiziell die Eltern.

Die beiden zweijährigen Mädchen wurden mithilfe einer Eizellspende gezeugt und von einer Leihmutter ausgetragen. Am 8. Januar erhielten die Haases vom Neusser Standesamt die Geburtsurkunden, in der die zwei Männer als Eltern verzeichnet sind. Fast zwei Jahre haben sie darauf warten müssen. Ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts in einem ähnlich gelagerten Fall brachte jetzt die Wendung.

"Dabei hatte das Neusser Familiengericht schon kurz nach unserer Rückkehr nach Deutschland ein Urteil des Familiengerichts von San Diego anerkannt, in dem uns die Elternschaft zugesprochen worden war", berichtet Axel Haase. Doch der Rhein-Kreis als Aufsichtsbehörde des Neusser Standesamts habe sich geweigert, das Urteil umzusetzen.

"Das Problem war, dass laut deutschem Recht die Mutter grundsätzlich diejenige ist, die das Kind geboren hat", erklärt Standesamtsleiterin Sandra Spahn. Daher habe das Neusser Amt nicht beide Haases als Eltern eintragen dürfen. "Mit dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts hat sich dies geändert", sagt die Standesamtsleiterin. "Wir freuen uns mit den Haases, dass das jetzt möglich ist."

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Foto: afp, DM

Noch allerdings sehen die Formulare im Geburtenregister eine Mutter und einen Vater vor. So ist Axel Haase, der sich als Hausmann tagsüber um die Kinder kümmert, nun als "Mutter" verzeichnet. Das stört ihn jedoch nicht. "In den Formularen vom Finanzamt werde ich auch immer als ,Ehefrau' bezeichnet", berichtet der 49-Jährige. "Und jedes Mal entschuldigt sich die Behörde in einem Anschreiben dafür."

Zur Familie Haase gehört neben Alisha und Anna auch noch die vierjährige Tochter Jasmin. Sie wurde mithilfe eine Leihmutter und einer Eizellspenderin in Indien ausgetragen. Anderthalb Jahre dauerte es, bis die beiden Männer sie als Eltern mit nach Deutschland bringen durften. Ähnlich lange bürokratische Hürden wollte sich das Paar bei der Erfüllung ihres zweiten Kinderwunsches ersparen. In Kalifornien fanden die Neusser sowohl eine Eizellspenderin als auch eine Leihmutter. Alle waren sich sympathisch und beide Frauen bereit, den Männern das Familienglück zu ermöglichen.

"Wir stehen in Kontakt", erzählt Axel Haase. Auch von Jasmins Mutter und Leihmutter hängen Fotos an den Wänden der Wohnung. "Wir gehen damit ganz offen um und beantworten alle Fragen der Kinder." Fragen kommen zudem von vielen Erwachsenen. "Wir stehen mit etwa 70 schwulen Vätern in Kontakt, die sich ebenfalls für eine Leihmutterschaft entschieden haben." Hinzu kämen die zahlreichen Fragen heterosexueller Paare, die sich ebenfalls über diesen Weg Kinder wünschen. "Frauen vermeiden es, offen darüber zu sprechen", hat der 49-Jährige festgestellt. "Und Beratung bekommt man in Deutschland dazu nicht."

(NGZ)
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