Neuss Pfarreien-Fusion frühestens im Jahr 2020

Neuss · Die vier katholischen Gemeinden der Nordstadt diskutieren über eine Verschmelzung. Am Dienstag tagten dazu Kirchenvorstände und der Pfarrgemeinderat. Eine Entscheidung soll im Sommer fallen, würde aber erst 2020 wirksam.

Die Kirche St. Josef ist das identitätsstiftende Gebäude auf der Furth schlechthin. Das findet nicht nur der Werbekreis Neuss-Nordstadt, der das Gotteshaus zum Motiv für ein Werbegeschenk gemacht hat - das für viele Further fast zu schön geraten ist, um diesen Einkaufschip auch zu benutzen. Die Kirchengemeinde sei so begeistert, berichtet der WNN-Vorsitzende Ralf Dymek, dass sie dem Händlerkreis das Urheberrecht abkaufen und den Chip selbst vermarkten will. Die Kirche St. Josef - Zentrum der Furth.

Das ist sie auch in kirchlicher Hinsicht. Das letzte Pfarrbüro im Seelsorgebereich Neuss-Nord befindet sich in ihrem Schatten, Daniel Garbuio managt als Verwaltungsleiter von dort aus die kaufmännischen Belange der vier Gemeinden, die sich anschicken, unter dem Logo von St. Josef zu fusionieren.

Am Dienstagabend machte Pfarrer Hans-Günther Korr einen möglichen Zusammenschluss bereits zum zweiten Mal zum Thema einer Informationsveranstaltung, zu der dieses Mal nicht nur die Kirchenvorstände, sondern auch der Pfarrgemeinderat eingeladen war. Botschaft des Abends: "Es gibt bei mir nur einstimmige Entscheidungen", sagt Korr. Spricht sich auch nur eine der vier Gemeinden gegen eine Fusion aus, ist das Thema vom Tisch. Sie müsse nicht befürchten, von einer Mehrheit "überstimmt" zu werden. Mit den Verantwortlichen der vier Kirchenvorstände will Korr nun bis zum Sommer weiter die Vor- und Nachteile diskutieren und dann entscheiden. Es gehe um die Frage, so Korr, "ob eine Fusion eine Erleichterung der Verwaltungsarbeit bringen könnte".

Das Erzbistum Köln, das die Further auf dem eingeschlagenen Weg rechtlich berät, habe dazu keine eigene Position formuliert, die als Empfehlung verstanden werden müsste. Aus dem Fahrplan der Gespräche kann abgeleitet werden, dass die Fusion frühestens zum 1. Januar 2020 kommen wird.

Denn der Antrag auf Zusammenlegung muss immer bis zum 31. März des Vorjahres beim Erzbistum gestellt sein, um zum Beginn des Folgejahres wirksam werden zu können. Und das Tempo so zu forcieren, dass entsprechende Post innerhalb der nächsten vier Wochen Richtung Köln abgehen könnte, "das machen wir auf gar keinen Fall", sagt Korr.

Auch in den Gremien selbst sieht man, wie es Heinz-Josef Bittner vom Kirchenvorstand der Gemeinde St. Josef formuliert, "keine Notwendigkeit, eine Entscheidung übers Knie zu brechen". Bis jetzt seien die Treffen dazu rein informativ gewesen. "Wir beschäftigen uns mit der Frage", sagt Josef Bittner, aber das wird in den einzelnen Kirchenvorständen erst jetzt geschehen.

Schon mit Gründung des Seelsorgebereiches Neuss-Nord als Pfarreiengemeinschaft war das Stichwort Fusion gefallen. "Damals", sagt Korr, "hatten die vier Gemeinden in Sachen Zusammenarbeit nicht viel miteinander zu tun". Das habe sich grundlegend geändert. Trotzdem hält es der leitende Pfarrer von der Furth und stellvertretende Kreisdechant für legitim, gut zehn Jahre später die damals gefundene Struktur auf den Prüfstand zu stellen.

Die Diskussion fällt nun allerdings in bewegte Zeiten. Landauf, landab werden evangelische wie katholische Kirchen geschlossen - 25 sind es im Durchschnitt landesweit pro Jahr, 453 waren es seit der Jahrtausendwende. Dieser Trend wird sich fortsetzen, auch wenn er Neuss bisher noch nicht erreicht hat. Im Gegenteil. Jüngst hat sich die evangelische Reformationskirchengemeinde auf der Furth darauf verständigt, nach langer Diskussion doch an den beiden Gemeindezentren festhalten zu wollen. Und es ist Teil der aktuellen Entwicklung, dass der immer größer werdende Priestermangel zu immer größeren Pfarreien führt. Jüngstes Beispiel: Selbst in Köln sollen Presseberichten zufolge perspektivisch alle Innenstadtgemeinden zu einer einzigen Pfarrei zusammengelegt werden. Auch diese Neuordnung gilt als Teil des von Rainer Maria Kardinal Woelki, dem Kölner Erzbischof, mit dem Titel "pastoraler Zukunftsweg" ausgerufenen Reformprozesses.

Fusioniert wurden in Neuss bisher nur Kirchengemeinden - und das auch erst in einem Fall: St. Hubertus und St. Elisabeth in Reuschenberg. Die Bildung einer Großgemeinde auf Basis eines Seelsorgeverbandes wäre neu. Dass die Further Gemeinden zwangsfusioniert werden, wie das angeblich in Dormagen im Gespräch sein soll, hält Korr für völlig ausgeschlossen. Dort wird der Mangel an Kandidaten für Kirchenvorstand beziehungsweise Pfarrgemeinderat als Grund für diese Maßnahme angegeben. Probleme, die es auf der Furth nie gab, betont Korr. Und von einer Zwangsfusion im Kölner Erzbistum habe er noch nie gehört. "Das ist Quatsch."

(-nau)
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