Neuss Plastiken aus Papier und Farbe

Neuss · Der Klever Künstler Jürgen Paatz stellt Papierarbeiten aus 40 Jahren im Clemens-Sels-Museum aus.

 Jürgen Paatz vor einigen seiner Papierarbeiten im Graphischen Kabinett des Clemens-Sels-Museum.

Jürgen Paatz vor einigen seiner Papierarbeiten im Graphischen Kabinett des Clemens-Sels-Museum.

Foto: Andreas Woitschützke

Das Graphische Kabinett im Clemens-Sels-Museum ist eine kleine Wunderkammer. Wer noch die wandfüllende Installation von Barbara Breitenfellner vor Augen hat, wird ob der reduzierten Papierarbeiten von Jürgen Paatz staunen. Der Künstler aus Kleve, eigentlich Maler, zeigt sich in dieser Ausstellung fast als Bildhauer. Der zwar mit Farbe arbeitet, aber das Papier damit formt.

Ganz bewusst, so sagt es Museumschefin Uta Husmeier-Schirlitz, hat sie sich in Absprache mit Paatz für eine Mini-Retrospektive seiner Papierarbeiten entschieden. Um auch zu zeigen, wie er auch in diesen Nebenarbeiten zu seiner Malerei eine Entwicklung durchmacht, die indes immer auch für die Maxime des Malers steht: etwas dinghaft machen, etwas handhaben.

So wie in seiner Malerei Farbe zur Materie wird, geht er, der auch als "der Bildhauer mit dem Pinsel" bezeichnet wird, an Papier heran, verwandelt es, indem er es bearbeitet. So trägt er Farbe in dicken Schichten auf Transparentpapier auf, so dass sich eine gelartige Masse bildet, die er mit den Händen in eine Form bringt, die auf dem weißen Karton wie eine Plastik in Grau wirkt. Normalerweise verzichtet Paatz auf Hintergrund, aber auf den graugetünchten Wänden würde die Materialität der Arbeiten an Wirkung verlieren. Also haben er und Husmeier-Schirlitz den Kompromiss gesucht und in Form von weißen Karton gefunden, aber bewusst auf Rahmen verzichtet. "Das hätte dem haptischen Charakter der Arbeiten geschadet", sagen beide.

Meistens kann Jürgen Paatz genau erklären, wie eine Arbeit zustande gekommen ist. Er schafft Strukturen, indem er mit dem Pinsel in einem "meditativen Prozess" senkrechte Striche zieht: "Natürlich in der Absicht, perfekte Senkrechten zu malen", sagt er. Was aber nie klappt, irgendwann wird es schief. Aber auch das gehört zum Prozess.

In anderen Fällen steht er vor einer Arbeit und sagt: "Ich weiß nicht mehr, wie sie entstanden ist." Mit dem Pinsel ? Oder ist es eine Frottage? Oder ein Abklatsch von einem anderen Bild? Spielt keine Rolle, so oder so zeigt auch diese Arbeit aus dem Jahr 1979, dass es Paatz immer um das Haptische gegangen ist: "Das Werkzeug ist die Hand." Pinsel, Messer "oder was auch immer" sind die Verlängerung.

Den roten Faden in diesen Arbeiten von 1978 bis 2015 sieht Husmeier-Schirlitz in dem Streben des Künstlers, den Arbeitsprozess auf das Ziel der Veränderung auszurichten. Der Materie, der Farbe - oder was auch immer.

Info Am Obertor, bis 31. Januar

(hbm)
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