Neuss Poker um Neusser Whitesell-Grundstück eröffnet

Neuss · Die Fläche am Hauptbahnhof ist für das Werk zu groß, wegen seiner Lage aber ein beachtlicher Vermögensteil.

So richtig rückte Biner Bähr mit der Sprache nicht heraus. Doch Bürgermeister Herbert Napp konnte nach dem Gespräch mit dem Insolvenzverwalter der angeschlagenen Neusser Schraubenfabrik nur einen Schluss ziehen: Die Stadt soll ihre Hand dazu reichen, das Werk hinter dem Hauptbahnhof zu schließen. "Man will uns das Grundstück andrehen", sagt er. "Blödsinn", sagt Bähr zu solchen Schlussfolgerungen, mehr sagt er nicht. Denn: "Ich gebe in der Öffentlichkeit keine Statements ab, solange keine Entscheidungen getroffen worden sind."

Anfang 2014 hatte der US-Investor Whitesell den Neusser Automobilzulieferer und drei deutsche Schwesterwerke aus einem Insolvenzverfahren übernommen, Ende Januar stellte auch er Insolenzantrag. Dieses inzwischen dritte Verfahren wurde Ende März offiziell eröffnet und die Belegschaft auf nur noch etwas mehr als 100 Angestellte reduziert. Seitdem läuft die Suche nach einem Investor.

Um Kontakte zu interessierten Geldgebern bemüht sich auch der SPD-Stadtverordnete Holger Hanisch. Er bat mit seinem Ratskollegen Cornelius Janßen (FDP), der beruflich mit Firmenverkäufen zu tun hat, und dem Insolvenzverwalter um ein Gespräch mit dem Bürgermeister und dem Ersten Beigeordneten Frank Gensler. Das wunderte im Rathaus niemanden, denn in der Vergangenheit hatte noch jeder, der die Schraubenfabrik übernehmen wollte oder als Investor neue Geldgeber für sie suchte, im Rathaus vorgesprochen. Immer ging es vor allem darum auszuloten, welchen Wert das fast fünf Hektar große Firmengelände hat - oder haben könnte, wenn man daraus Bauland machte. Das, so fasst Gensler seinen Eindruck zusammen, war auch jetzt das Anliegen der Gäste.

Napp argumentierte auf der bisherigen Linie: Wird die Fläche an Dritte verkauft, können die nicht damit rechnen, dass die Stadt Baurecht schafft und so die Fläche wertvoll macht. Die Stadt selbst habe wenig Interesse an einem Kauf. "Wir kaufen nur, wenn weiter produziert wird", sagt Napp, der dazu auch eine Verlagerung der Fertigung unterstützen würde. Dazu schlug die Stadt zwei kleinere Flächen vor. Angeblich bevorzugt der Insolvenzverwalter aber eine Verlagerung in eine bestehende Halle. Die aber kann ihm die Stadt nicht anbieten.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort