Neuss Politische Stimmen für Neusser Senioren

Neuss · Einen Seniorenbeirat gibt es in der Stadt bislang nicht. Die Parteien setzen auf Seniorenvertretungen.

 Susanne Benary-Höck ist Sozialpolitikerin der Grünen-Ratsfraktion.

Susanne Benary-Höck ist Sozialpolitikerin der Grünen-Ratsfraktion.

Foto: Woi

Das Thema Alter und demografischer Wandel ist auch in der Stadt Neuss präsent. 41,1 Prozent der Bevölkerung sind älter als 50 Jahre, davon sind 10,4 Prozent älter als 65 und 9,7 Prozent sogar älter als 75. Umso wichtiger, dass ihre Belange auch politisch vertreten werden. Dafür sind die Seniorenvertretungen der Parteien zuständig.

In einem sind sich alle Parteien einig: Seniorenarbeit ist wichtig, denn häufig würden ihre Interessen im politischen Alltag untergehen. Denn die richtige Sicht auf den Alltag von Senioren fehle vielen. "Sie sind manche Schritte nicht gewohnt zu gehen, Schritte die für uns ganz normal sind", sagt Susanne Benary-Höck (Grüne). Wichtig sei, aufzuklären ohne zu bevormunden. Dies fange beim Thema Barrierefreiheit an - und zwar nicht nur im Sinne von rollstuhlgerechten Zugängen, sondern auch etwa in Bezug auf das Ausfüllen von Anträgen oder den richtigen Ansprechpartner zu finden. "Sie können oft nicht alles im Internet nachschauen", sagt Benary-Höck.

 Ratsfrau Karin Kilb (CDU) ist seit 16 Jahren Seniorenbeauftragte der Stadt Neuss.

Ratsfrau Karin Kilb (CDU) ist seit 16 Jahren Seniorenbeauftragte der Stadt Neuss.

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Auch Karin Kilb (CDU) Seniorenbeauftragte der Stadt Neuss, sieht genau dort die Probleme: "Das Amtsdeutsch ist oft schwierig." Viele kämen aber überwiegend wegen privater Probleme zu ihr: "Sie reden sich die Seele frei, auch bei familiären Angelegenheiten."

Karin Kilb wurde vor 16 Jahren vom Rat als Seniorenbeauftragte gewählt. Neben ihrem Amt gibt es bei der FDP, der CDU und den Grünen Arbeitsgruppen, die sich mit den Belangen der Senioren beschäftigen. Einen Seniorenbeirat, wie etwa in Kaarst, gibt es aber nicht.

 Benno Jakubassa von der SPD will einen Seniorenbeirat in der Stadt.

Benno Jakubassa von der SPD will einen Seniorenbeirat in der Stadt.

Foto: lber

Für Kilb sei dies auch nicht nötig. Die Vorteile einer Beauftragten seien, dass sie näher an den Senioren dran sei und sich mit niemandem abstimmen müsse. Auch ihre Kollegin Ursel Meis, Vorsitzende der Senioren-Union, sieht dies so. "Der Seniorenbeirat wäre viel zu groß, es könnte keine effiziente Arbeit mehr geleistet werden." In regelmäßigen Abständen trifft sich die Senioren-Union. Auch eine Mitgliedsbefragung zum Thema Sicherheit fand kürzlich statt.

Unter anderem die SPD bedauert einen fehlenden Seniorenbeirat. Benno Jakubassa, Vorsitzender des SPD-Stadtverbandes, plädiert für einen Seniorenbeirat, denn es reiche keineswegs, ältere Fraktionsmitglieder zu haben. "Entscheidend sind nicht die Senioren in der Partei, sondern die Senioren in der Stadt." Für ihn gehe es darum, die konkreten Interessen der Senioren zu vertreten. Dies sei nur durch einen Beirat realisierbar. Nur so gäbe es "ein Spiegelbild der Bevölkerung", sagt Jakubassa. Eine Arbeitsgemeinschaft 60Plus gibt es nur kreisweit, in Neuss jedoch nicht.

Die FDP hat erst im August den Initiativkreis der Liberalen Senioren (Lis) gegründet. Man sei erst einmal dabei, sich daran zu orientieren, was in den Nachbarstädten für Erfahrungen vorliegen, erklärt Rainer Reimann, der Sprecher der Liberalen Senioren Neuss. Durch einen regelmäßigen Stammtisch sollen die Interessen der Bürger gesammelt werden. Auch Reimann will in Neuss einen Seniorenbeirat, die Arbeit von Karin Kilb sieht er eher als "Funktion eines Kümmerers". "Worum es mir gehen würde, ist eine aktive Beteiligung am politischen Geschehen." Vorbild sei Kaarst.

Die Grüne 60+, vertreten durch Heike Buhn und Klaus Brinkmann, organisieren regelmäßige Treffen und Ausflüge. Vor allem beim Thema Barrierefreiheit und Inklusion setzte sich Heike Buhn stark ein. "Da habe ich auch viel von ihr gelernt", sagt Susanne Benary-Höck. Beim Thema Seniorenbeirat ist sie sich unsicher. "Frau Kilb ist sehr aktiv und macht viel, aber reicht das?", fragt sie sich. Für Benary-Höck sollte das Thema Beirat noch einmal diskutiert werden. Wichtig sei für Benary-Höck und Buhn, dass nur ein Rat gegründet wird, wenn er auch konzeptionell durchdacht sei.

(NGZ)
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