Neuss Polizei-Gewerkschaft hat jetzt eine Chefin

Neuss · Die Gewerkschaft der Polizei im Rhein-Kreis wird erstmals von einer Frau geführt: Meike to Baben. Die 36-jährige Kommissarin bildet aber mit Achim Schneiders auch im Personalrat eine Doppelspitze. Und sie hat viel vor.

 Meiko to Baben - Ansprechpartnerin für 520 gewerkschaftlich organisierte Polizeibeamte.

Meiko to Baben - Ansprechpartnerin für 520 gewerkschaftlich organisierte Polizeibeamte.

Foto: Andreas Woitschützke

Die Polizei wird immer weiblicher. Das bildet sich in dürren Zahlen ab, kann aber auch mit einem einzigen Namen belegt werden: Meike to Baben. Denn die 36-Jährige ist die erste Frau, die es an die Spitze der Kreisgruppe Neuss der Gewerkschaft der Polizei (GdP) geschafft hat. Ab dem 1. Dezember wird die Kommissarin als Nachfolgerin des dann pensionierten Udo Fischer für diese Aufgabe von der Polizeiarbeit freigestellt, doch schon jetzt leitet sie in neuer Funktion ein Seminar, das heute zu Ende gehen wird. Ein Thema: Junge Kollegen für die Mitarbeit gewinnen. "Ich hoffe, dass ich zu denen einen Draht finde", sagt to Baben zuversichtlich.

Gut 660 Polizeibeamte - darunter 180 Frauen - setzt das Land bei der Kreispolizeibehörde Neuss ein, neben denen auch Zivilangestellte etwa in der reinen Verwaltung Dienst tun. Dass die GdP im Kreisverband 520 Mitglieder zählt, unterstreicht einen hohen Organisationsgrad. Die gut 350 Streifenbeamten im Wach- und Wechseldienst sind sogar fast geschlossen auch Mitglied der Gewerkschaft. Die Konkurrenz von der Deutschen Polizeigewerkschaft sei so gut wie gar nicht vertreten, sagt to Baben, der Bund deutscher Kriminalbeamter organisiere nur eine minimale Anzahl der Kollegen. Aber das so ausgedrückte Vertrauen will erarbeitet und verteidigt sein. Neuss sei eine Behörde in einem Flächenkreis mit derzeit sieben Wachen, sagt to Baben. "Da kann man nicht im Büro sitzen und warten, bis die Tür aufgeht und jemand zu uns kommt."

Die Neusserin to Baben kam 1999 zur Polizei und nach ihrer Ausbildung 2002 zur Wache Neuss. Fast unmittelbar wurde sie Gewerkschaftsmitglied und 2003 in den Vorstand gewählt. Hauptkommissar Achim Schneiders, ihr Tutor in der Ausbildung, konnte sie von einer Mitgliedschaft überzeugen. Heute ist der 50-Jährige ihr Gegenüber im Büro, bildet mit ihr ein Tandem: Sie ist GdP-Vorsitzende und seit einigen Tagen stellvertretende Personalratsvorsitzende, er ist ist stellvertretender GdP-Vorsitzender und steht erstmals dem Personalrat vor. So wurden Funktionen entflochten, um mehr "Breite" zu gewinnen.

Die Kreisgruppe erlebt to Baben als sehr aktiv. 100 Kollegen für einen Bowling-Abend zu mobilisieren - welcher andere Berufsverband schafft das schon? Dazu lädt die GdP zu Bürger- und Familienfesten ein, nach dem in diesem Jahr 5555 Euro für das Kunst-Café Kaarst gespendet werden konnten. Und für nächstes Jahr hat to Baben schon ein Party-Schiff gechartert. Denn, so stimmt sie ihrem Kollegen Schneiders zu, "nicht nur der Verdienst am Monatsende trägt zur Betriebszufriedenheit bei."

Bei ihrem ersten Seminar allerdings stand die Gemütlichkeit an letzter Stelle. Die Personalratswahl 2016 war vorzubereiten, und dann droht ja auch noch ein neues Beamtenrecht in NRW. "Wir befürchten eine Verlängerung der Lebens- und eine Erhöhung der Wochenarbeitszeit", sagen Schneiders und to Baben und fragen sich, wie man einer solchen Debatte im Sinne der Kollegen begegnen kann.

(-nau)
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