Schüsse in Neuss Polizei spricht nicht von "rivalisierenden Gruppen"

Neuss · Für die blutigen Auseinandersetzungen am Mittwochabend nimmt die Polizei persönliche Gründe an. Eine Schusswaffe wurde sichergestellt.

 Bis tief in die Nacht suchten Polizeibeamte am Mittwoch nach Spuren. Deren Auswertung und die Vernehmungen dauerten gestern noch an.

Bis tief in die Nacht suchten Polizeibeamte am Mittwoch nach Spuren. Deren Auswertung und die Vernehmungen dauerten gestern noch an.

Foto: l. Berns

Die Polizei schließt einen Bandenkrieg als Hintergrund der blutigen Auseinandersetzung am Mittwochabend auf der Weckhovener Straße aus. "Man kann auf keinen Fall von rivalisierenden Gruppen sprechen", betont Polizei-Sprecherin Diane Drawe, vielmehr geht die Polizei nach derzeitigem Kenntnisstand von privaten Streitigkeiten aus - bei denen allerdings mit einer Pistole geschossen wurde.

An deren Ende gab es vier Leichtverletzte und die Festnahme von insgesamt sieben Männern im Alter von 19 bis 42 Jahren, die zum Teil miteinander verwandt sind. Die Ermittlungen dauern noch an. Die Polizei ist aber überzeugt: Alle Tatbeteiligten sind ermittelt und dingfest gemacht. Und fest steht: Durch Schüsse wurde niemand verletzt.

Die politischen Vertreter Weckhovens kommentieren die Tat und das Ergebnis der polizeilichen Untersuchungen unterschiedlich. Die CDU-Stadtverordnete Karin Kilb sieht sich in ihrer Einschätzung bestätigt: "Bandenstrukturen in Weckhoven - das würde ich verneinen", sagt sie. Die Auseinandersetzung sei keinesfalls zu verniedlichen, macht aber aus Weckhoven "keinen Hort der Brutalität", betont Kilb. Man könne im Ort sicher leben. Auch Arno Jansen, der für die SPD in Weckhoven spricht, kommt zu der Feststellung: "Solche Auseinandersetzungen gibt es überall auf der Welt". Aber er fügt auch hinzu: "Weckhoven ist ein junger und bunter Stadtteil."

Einerseits gehe es deshalb im Ort recht lebendig zu, andererseits aber komme es mitunter auch zu Streitigkeiten. "Die Politik muss deshalb die Rahmenbedingungen verbessern", sagt Jansen. Dazu zählt er eine soziale Durchmischung genauso wie die niederschwellige Arbeit der Streetworker "mit einer entsprechenden Stundenzahl im Quartier." Aber das sei noch immer nicht gegeben.

Anwohner wie Andreas Illenseer hatten eine unruhige Nacht. Weil die Hintergründe der Tat am Abend völlig ungeklärt waren, fiel es ihm schwer, seine 80-jährigen Eltern zu beruhigen. Zumal im Ort und in sozialen Netzwerken wie Facebook schon Gerüchte über mehrere Tote im Umlauf waren. "Normalerweise passieren solche Dinge immer weit weg", sagt er. "Und jetzt haben wir das vor der eigenen Haustür."

Vor der eigenen Haustür: Damit war ein Wiesengrundstück an der Ecke Weckhovener Straße/Friedrich-von-der-Schulenburg-Straße gemeint, wo die sieben Männer am späten Nachmittag aneinander gerieten. Mit Schlagstöcken, wie Zeugen der Polizei meldeten. Aber es wurde auch geschossen. Wer, das war auch gestern noch unklar. Angesichts sehr unterschiedlicher Aussagen hatte die Polizei noch damit zu tun, Vorgeschichte und Ablauf der Tat schlüssig zu rekonstruieren.

Die Verdächtigen waren geflohen, als die Polizei am Mittwoch am Tatort eintraf. Vier Männer konnten die Beamten noch vor Ort in Weckhoven festnehmen, drei wurden im Zuge von Fahndungsmaßnahmen in einem Auto auf dem Willy-Brandt-Ring identifiziert und dingfest gemacht. Die Polizei teilt mit, dass sich diese widerstandslos festnehmen ließen.

(NGZ)
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