Neuss Privatschul-Abriss: Sorge um Stadtbild

Neuss · CDU-Politiker wollen Fassade des Hauses Further Straße 21 erhalten, die Neubau weichen soll. Sie verweisen auf Beispiele anderer Städte.

 Die Villa Bauer (l.), die später als Parkhotel genutzt wurde, gehört für den Stadtverordneten Thomas Kaumanns zum Bild der Further Straße.

Die Villa Bauer (l.), die später als Parkhotel genutzt wurde, gehört für den Stadtverordneten Thomas Kaumanns zum Bild der Further Straße.

Foto: L. Berns

Wenn es um das alte Parkhotel an der Further Straße 21 geht, spricht Thomas Kaumanns von einer "vertrackten Situation". Natürlich müsse eine zukunftsfähige Lösung für das Gebäude gefunden werden, doch die Pläne eines auswärtigen Investors stimmen den CDU-Stadtverordneten nicht zufrieden. Der plant, zwischen der Further Straße und der hinten angrenzenden Katharina-Braeckeler-Straße 65 Wohneinheiten neu zu errichten. Das würde jedoch den Abriss des als baufällig eingestuften alten Hotels bedeuten, das zuletzt als Privatschule genutzt wurde und seit Jahren leer steht. Zusammen mit der Wahlkreisbeauftragten Natalie Panitz (CDU) stellt Thomas Kaumanns nun klar, dass es einen solchen Abbruch nicht geben dürfe.

Wenn in der Innenstadt Altes Neuem weichen muss, ist schnell das Thema Stadtbild(pflege) und Fassadengestaltung aufgerufen. Positivbeispiele wurden in der Vergangenheit vor der Stadt durch Verleihung der Plakette für hervorragende Stadtbildpflege gewürdigt, doch diese wurde zuletzt im Jahr 2010 vergeben. Gleichwohl, betont Planungsdezernent Christoph Hölters, habe die Bauverwaltung diesen Aspekt immer auf dem Radar. Und das nicht nur bei Projekten im so genannten Gründerzeitviertel, für das eine eigene Satzung verabschiedet wurde, die den Erhalt der charakteristischen Bausubstanz anstrebt.

Die CDU-Politiker möchten das Stadtbild in der Nordstadt erhalten. Die ehemalige Privatschule sei, so wörtlich, ein "historisch bedeutendes Haus", das nicht einfach so abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden dürfe. "Es muss eine Lösung her, die den geschichtlichen Wert berücksichtigt", betonen Kaumanns und Panitz. Ihr Vorschlag: Die Fassade soll erhalten bleiben. "Es gibt aus anderen Städten wie zum Bespiel Münster eine Menge Beispiele, wie hinter geschichtsträchtigen Fassaden Neues gebaut wurde", sagt Kaumanns.

Hölters bestätigt, dass so etwas durchaus auf dem Verhandlungsweg erreicht werden kann, allerdings wären dann auch die finanziellen Auswirkungen zu klären. Die alte Privatschule sei "ewig in der Vermarktung" und etliche Interessenten seien letztlich deswegen ausgestiegen, sagt er.

Mitunter ist es Hausbesitzern selbst ein Anliegen, alte Fassaden zu erhalten. Ein Beispiel dafür ist das Geschäftshaus Büchel 43, wo der Wechsel des Mieters vor vier Jahren sogar genutzt wurde, um die aus dem Jahr 1629 stammende Fassade in historischer Form zu erneuern. Manchmal regelt die Stadt solche Fragen durch Auflagen. Die Düsseldorfer Investoren, die die alte Werhahn-Villa an der Elisenstraße abreißen wollen, um dort neue Wohnhäuser zu errichten, wurden zu einer Fassadengestaltung verpflichtet, in der, so Hölters, "sich das Alte widerspiegelt". Denn erhaltenswert im Sinne des Denkmalschutzes war die Werhahn-Villa nicht.

Auch das vierstöckige Gebäude der ehemaligen Privatschule mit seiner klassizistisch-schlicht gegliederten Fassade ist nach Hölters Angaben "durchgeprüft". Mit dem gleichen Ergebnis wie die Werhahn-Villa: Das Haus wurde so oft umgebaut und verändert, dass es bauhistorisch als nicht denkmalwert einzustufen sei. Das sieht Kaumanns etwas anders.

(NGZ)
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