Analyse Publikum von morgen für Shakespeare gewinnen

Neuss · Analyse Das Globe Education-Programm ist nicht nur Beiwerk, es ist wichtiges Instrument für Vermittlung und Werbung von Theater. Es hat in den 25 Jahren Shakespeare-Festival vielen Besuchern - Schülern und Erwachsenen - den Einstieg erleichtert.

 Vanessa Schormann ist für Shakespeare Education zuständig.

Vanessa Schormann ist für Shakespeare Education zuständig.

Foto: C. Krey

Wenn das Shakespeare-Festival zu Ende ist, richtet sich der erste Blick auf die Bilanz. Auf die Auslastung, auf die künstlerischen Erfolge und Misserfolge. Das ist auch bei der Jubiläumsauflage nicht anders. Mehr als 15 000 verkaufte Karten für die 29 Vorstellungen in vier Wochen ist schon mal ein neuer Rekord, der sich feiern lässt. Und künstlerisch? Da gibt es noch Luft nach oben.

Das mag daran gelegen haben, dass für die 25. Auflage viele Inszenierungen erst auf dem Papier bestanden, als sie schon aus Zeit- und Planungsgründen eingeladen werden mussten. Nicht umsonst hat Festivalchef Rainer Wiertz dieses Theatertreffen ironisch als "mein Risiko-Festival" bezeichnet. Aber selbst wenn die Bilanz in diesem Punkt nicht nur euphorisch ausfällt, sollte das kein Grund sein, künftig auf Nummer sicher zu gehen. Ein bisschen Spannung darf und muss sein. Und ein bisschen Risiko auch. Ein totaler Reinfall war schließlich nicht dabei, dafür aber Abende, die in Erinnerung bleiben: die Brasilianer mit ihrer "Hamlet"-Version, die Spanier mit "Wie es euch gefällt", Dominique Horwitz und sein "Sommernachtstraum!" und erst recht Stephen Jameson mit "Love's Labour's Lost".

Mehr am Rande, aber deswegen nicht weniger unwichtig als das Programm selbst, läuft dagegen "Globe Education". Die Einführungen vor den Vorstellungen von Vanessa Schormann werden längst als selbstverständlich angenommen. Doch dahinter steckt noch viel mehr: die Arbeit mit Lehrern und Schülern, denen in Workshops und Führungen ein anderes Bild von Shakespeare und seinem Werk vermittelt wird als im Schulunterricht möglich und üblich.

Über die Jahre ist die Nachfrage stetig gestiegen, die Kapazität des Education-Teams ist ausgelastet. Offensichtlich haben auch die Schulen in Neuss und Umgebung endlich gemerkt, welch kleines Juwel ihnen für den Unterricht direkt vor der Haustür geboten wird. War die Resonanz im Rhein-Kreis in früheren Jahren eher bescheiden, reisten aber Schulen aus Dresden an, so waren jetzt sieben Schulen aus Neuss und dem Rhein-Kreis da. Bei so viel Erfolg könnte Schormann es eigentlich belassen, aber sie hat schon neue Ideen. So möchte sie gerne Shakespeare für Kinder ab der vierten Klasse in Form einer interaktiven Vorstellung anbieten, einen Schülertheatertag mit einer Vorstellung nur für Schüler, Studenten und Theaterstarter sowie einer Publikumsdiskussion mit Schauspielern und Regisseuren. Die aus München stammende Shakespeare-Expertin bringt in der Regel auch Studenten von dort mit, die an einem Projekt arbeiten. Diesen "Studyday" plant sie auf die Universitäten der Umgebung mit den Studiengängen Anglistik, Kultur- und Medienwissenschaft sowie Theaterwissenschaft auszudehnen.

Mit Speck fängt man Mäuse, heißt es. Und mit solchen Angeboten künftige Zuschauer. Man kann damit gar nicht früh genug anfangen,

(NGZ)
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