Neuss Quirinusfest erstmals mit Erzbischof Woelki

Neuss · Gut 50 Gottesdienste und Führungen, mehr als 1600 Besucher - auch im Jahr 2015 zieht die Quirinuswallfahrt die Menschen an.

 Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki führte gestern Abend erstmals die traditionelle Schreinprozession an.

Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki führte gestern Abend erstmals die traditionelle Schreinprozession an.

Foto: Georg Salzburg

Der vorhergesagte Dauerregen, der am frühen Nachmittag eingesetzt hatte, legte rechtzeitig eine Pause ein: So konnte gestern Abend die traditionelle Schreinprozession zum Abschluss des Quirinusfestes wie geplant stattfinden. Mehrere hundert Gläubige folgten dem Schrein mit den Gebeinen des Stadtpatrons, den Hubertus- und Scheibenschützen geschultert hatten und um das Münster trugen. Vorangegangen war dem jahrhundertealten Brauchtum ein Festhochamt, zelebriert vom Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki, der sich am Nachmittag in das Goldene Buch der Stadt Neuss eingetragen hatte. Für ihn war es die erste Teilnahme am Quirinusfest als Oberhirte des Bistums Köln.

Schon zwanzig Minuten vor Beginn der Messe war in der in den Stadtfarben Rot und Weiß geschmückten Basilika kaum noch ein Sitzplatz zu finden. "'Neuss blüht auf', und zum Aufblühen braucht man auch schon mal Regen", spielte Oberpfarrer Guido Assmann eingangs auf das zeitgleich stattfindende Stadtfest und das schlechte Wetter an. In seine Begrüßung, die an erster Stelle dem Erzbischof galt, schloss er im Jahr der Orden besonders die Ordensangehörigen ein. Das christliche Abendland war Thema der Predigt, in der der Kardinal an den verdunkelten Kölner Dom während einer Pegida-Demonstration Anfang des Jahres sowie an die Attentate von Paris und den IS-Terror erinnerte. "Quirinus stand mit seinem Glaubens- und Blutzeugnis an der Wiege Europas", so Woelki, "wie würde er wohl beurteilen, was wir aus dem Abendland gemacht haben?" Vernunft und Religion seien die Fundamente Europas, die sich gegenseitig aufklären müssten. "Nur so kann die Würde des Menschen im Zentrum aller Bestrebungen stehen", sagte Woelki und schloss: "Der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs ist der Gott des Lebens für alle Menschen."

Das gestrige Festhochamt war für Münsterpfarrer Guido Assmann der krönende Abschluss einer "schönen Woche". Vor allem die Tage Mitte der Woche seien "sehr dicht" gewesen, da zahlreiche Gruppen an den Schrein des Pfarr- und Stadtpatrons gepilgert waren. Mehr als 50 Termine sah der Veranstaltungsflyer vor: Gottesdienste, Führungen und Besichtigungen, allesamt mit einem Gebet verbunden. Gut 1600 Menschen, so schätzt der Geistliche, hätten im Laufe der Wallfahrtswoche die Basilika besucht. Begonnen hatte diese mit der Erfüllung eines alten Gelübdes, das der Rat der Stadt Neuss im Jahre 1475 in großer Not geleistet hatte: In Erinnerung an die Befreiung von der Belagerung durch den Burgunderherzog Karl den Kühnen übergaben die Heimatfreunde Neuss zwei Kerzen für den Quirinusschrein.

Das tägliche Gebet am Morgen (Laudes), am Abend (Vesper) und zur Nacht (Komplet) sowie zwei, manchmal drei Messen am Tag gaben der Woche einen Rhythmus, den Pfarrer Assmann als wohltuend empfand. Die Terminfülle sorgte dennoch dafür, dass der Oberpfarrer, eigentlich ein Nachtmensch, in der vergangenen Woche abends schon sehr zeitig rechtschaffen müde war - "vom Beten", wie er schmunzelnd sagt.

(susa)
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