Neuss Quirinusschüler schreiben Kardinal

Neuss · Pressesprecher besuchte die Schüler und erzählte von der "Tempelbergaffäre".

 Matthias Kopp beantwortet die Fragen der Schüler.

Matthias Kopp beantwortet die Fragen der Schüler.

Foto: woi

1600 Briefe und Mails bekam der katholische Kardinal Reinhard Marx nach seinem Besuch des Tempelbergs in Jerusalem. Er und der evangelische Bischof Heinrich Bedford-Strohm hatten dort während ihres Aufenthaltes im Oktober ihre Brustkreuze abgenommen. Dies sorgte bei einigen Menschen für Irritationen. Auch die Oberstufenschüler des Quirinus-Gymnasiums fragten sich im katholischen Religionsunterricht, warum die beiden Kirchenvertreter so handelten. Und schrieben Kardinal Marx einen Brief.

Dieser landete nicht nur auf dem Schreibtisch von Marx, sondern auch auf dem des Pressesprechers der deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp. "Besuch die mal", habe darauf gestanden. Ein Vorschlag von Marx an Kopp. Und dieser schrieb den Schülern nicht nur einen Antwortbrief, sondern fragte auch sofort an, ob er zu einer Diskussionsrunde ins Gymnasium kommen darf. Am Mittwochmorgen war Kopp zu Gast im Quirinus-Gymnasium und stellte sich den Fragen der Schüler. Unter allen Briefen und Mails war nur ein einziger von einer Schule dabei. "Viele Hassmails abgründigster Art haben wir erhalten", sagte Kopp. "Dann gab es noch Briefe, in denen sich intellektuell damit auseinandergesetzt wurde, und Post von Theologen." Kopp lobte den Brief der Schüler: "Ihren Brief fand ich wirklich stark."

Kopp, der für die Israelreise der 20 katholischen und evangelischen Bischöfe zuständig war, erklärte den gut 65 Anwesenden, wie es auf der Reise ins Heilige Land zu der Situation gekommen war, in der die beiden Kirchenvertreter das Kreuz ablegten. "An dem Tag, an dem wir dort waren, war das jüdischen Sukkotfest, das Laubhüttenfest. Wegen der Planung konnten wir nur an diesem Tag den Tempelberg besuchen", sagte er. "Im Jahr 2015 gab es an dem Tag dort Tote und Verletzte." Dann habe es noch Tumult gegeben. Das Militär musste eingreifen. "Die muslimischen und jüdischen Gastgeber haben dann darum gebeten, die Kreuze abzunehmen", sagte Kopp. Als Geste der Zurückhaltung habe man sich dann dafür entschieden. "Auch an der Klagemauer trugen sie das Kreuz nicht", so Kopp.

Eine Woche nach der Reise stand dann ein Artikel in der Wochenzeitung "Junge Freiheit", die als Sprachrohr der Neuen Rechten gilt. "Sie schrieben, dass das Ablegen des Kreuzes ein Kniefall vor dem Islam gewesen sei", sagte Kopp. "Dann brach eine Welle los, die ich selten so erlebt habe, außer bei Tebartz-van Elst und der Missbrauchslage." Seitdem bezeichnet Kopp das Ganze als "Tempelbergaffäre".

Lehrer und Schüler waren besonders über Kopps Offenheit begeistert. "Er hat das alles nachvollziehbar erklärt", sagte Max Linßen aus der elften Klasse. "Es ist schön, dass er sich für uns einfachen Schüler Zeit genommen hat."

(eler)
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