Neusser Natur Radtour zum vergessenen Fluss Krur

Neuss · Neuss Marketing und NGZ laden für Samstag zur Spurensuche ein. Geführt von dem Historiker und Buchautor Karl Remmen, soll mit dem Fahrrad dem Verlauf des Flüsschens Krur nachgespürt werden, an den heute nur ein Straßenname erinnert.

 Karl Remmen hat schon ein Buch über die Krur geschrieben. Das empfahl ihn als Exkursionsleiter.

Karl Remmen hat schon ein Buch über die Krur geschrieben. Das empfahl ihn als Exkursionsleiter.

Foto: A. Woitschützke

Neuss (NGZ) Es gab einmal einen Fluss in Neuss, der verschwand und geriet in Vergessenheit. Bis der Historiker Karl Remmen ihn wieder entdeckte und in einem Buch an ihn erinnerte. Die Rede ist von der "Krur". Dieses Flüsschen entsprang einem ausgedehnten Sumpfgebiet westlich der Stadt und mündete weiter nördlich in den Stingesbach -bis die Neusser seine Wasser umleiteten und damit im Mittelalter den Graben vor ihrer Stadtmauer füllten. Der Bau des Nordkanals vor 200 Jahren bedeutete das Ende der Krur.

Am Samstag können sich Interessierte auf die Jagd nach dem verlorenen Fluss machen. Dazu laden Neuss Marketing und die NGZ gemeinsam ein. Es ist die zweite Tour der Reihe "Neusser Natur". Begleitet werden die Teilnehmer auf ihrer Spurensuche vom Krur-Wiederentdecker Karl Remmen. Mit dem Fahrrad geht es entlang des ursprünglichen Flussverlaufes: Über die Jahnstraße, entlang des Nordkanals, hin zum Stadtwald. "Dort kann man die ganze Breite des Flusses sehen", sagt Remmen, der die Überbleibsel der Krur auch auf Karten und Luftaufnahmen zeigen wird.

Der pensionierte Lehrer wohnt selber im ehemaligen Flussgebiet. "Ich habe mich oft gefragt, warum das Gelände hier zum Teil so steil abfällt und warum der Stadtwald so breit ist", sagt Remmen. Irgendwann habe er im Stadtarchiv nach Antworten gesucht und sie gefunden. Schon im 15. Jahrhundert wird die Krur in historischen Quellen erwähnt. Überdauert hat sie auch als Straßenname. Die Krurstraße verbindet Kaiser-Friedrich- und Sternstraße. Bis zur Umbenennung 1904 trug sogar die Drususallee den Namen Krurstraße. Schließlich verlief die Umleitung der Krur zur Bewässerung des Stadtgrabens in etwa im Raum der Turnhalle der TG Neuss, also am Ende der Drususallee.

Neben seinem profunden Detailwissen wird Remmen bei der Fahrradtour auch auf die heutige Natur im Stadtwald eingehen. "Das ist immer noch ein feuchtes Gelände und ein wichtiger Ort für die Trinkwassergewinnung in Neuss", erklärt er. Doch das sumpfige Gelände habe nicht nur Vorteile. So fühlen sich dort vor allem Flachwurzler wohl. "Daher konnte der Pfingststurm Ela hier besonders viel zerstören", sagt Remmen. Vom Stadtwald geht es noch in Richtung Johanna-Etienne-Krankenhaus, wo die Krur früher in Richtung Stingesbach abbog.

Heute hat die Krur keine Bedeutung mehr, sagt Remmen. Aber durch seine Umleitung im Mittelalter habe der Fluss dazu beigetragen, die Trinkwasserversorgung durch die Brunnen und die Verteidigung durch den Burggraben zu erhalten. Damals verlegte der Rhein nämlich sein Flussbett von der Kernstadt nach Osten. Das drohende Absinken des Grundwasserspiegels und die Austrocknung der Stadt konnte die Krur verhindern. Später wurde das ehemalige Flussbett der Krur zum Bau des Nordkanals genutzt.

Bis Oktober laden Neuss Marketing und NGZ im Rahmen der Reihe "Neusser Natur" alle zwei Wochen zu Aktiv-Touren ein, um Neussern ihre Stadt unter ungewohnten Blickwinkeln näher zu bringen. Die Reihe "Neusser Natur" ist inzwischen die vierte Tourenserie mit Fotowettbewerb. Denn die Teilnehmer sind aufgerufen, nicht nur passive Zuhörer zu sein, sondern sich ihre Heimatstadt aktiv zu erschließen.

(NGZ)
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