Neuss Ratsresolution gegen Konverterbau

Neuss · Die Firma Amprion untersucht auch in Neuss zwei Standorte für den geplanten Konverter. Der Rat spricht sich dagegen aus. Unabhängig von der Standortsuche hat das Unternehmen den Bau der Anlage bereits europaweit ausgeschrieben.

 Der geplanter Konverter, der an den per Gesetz festgelegten Netzverteilungspunkt Osterath angebunden wird, soll mehrere Hallen haben.

Der geplanter Konverter, der an den per Gesetz festgelegten Netzverteilungspunkt Osterath angebunden wird, soll mehrere Hallen haben.

Foto: Amprion

Der Netzbetreiber Amprion hat den Bau des geplanten Konverters europaweit ausgeschrieben und denkt an eine Auftragsvergabe Anfang 2015. Das geht aus dem Antwortschreiben des Unternehmens an den Landrat hervor, in dem Amprion zu 55 Fragen Stellung bezieht, die der Kreis und seine Kommunen zu diesem Großvorhaben schriftlich geklärt haben wollten.

Während für diese Millionen-Investition also schon Angebote eingeholt werden, ist die Standortfrage offen. Der Rat möchte die Stadt Neuss, wo zwei Standorte noch im engeren Auswahlverfahren sind, aus dem Rennen nehmen. In einer gestern verabschiedeten Resolution spricht sich der Rat gegen den Bau eines Konverters auf dem Neusser Stadtgebiet aus und fordert die Verwaltung auf, "eine klar ablehnende und sachlich fundierte Stellungnahme" zu formulieren. "Wir sollten ein Zeichen setzen", meinte Grünen-Fraktionschef Michael Klinkicht.

Die Stadt sei seit Jahren bestrebt, neue Bauvorhaben innerhalb bebauter Grenzen möglich zu machen, damit die großen Flächen in den Außenbereichen frei bleiben. Diese, so heißt es in dem von der schwarz-grünen Koalition vorgelegten Resolutionstext, würden nicht zuletzt wichtige Naherholungsfunktionen erfüllen.

In der Ratssitzung, die von Bürgermeister Herbert Napp zwei Stunden vor der gestrigen Kirmeseröffnung angesetzt worden war, wurde kurz und heftig über diese Terminwahl gestritten. "Schnapsidee ersten Grades", schimpfte der SPD-Fraktionsvorsitzende Arno Jansen. Er riet dem Bürgermeister, dem Rat "ein Mindestmaß an Respekt" entgegenzubringen und dem "Drang zu widerstehen, aus ihm ein Kasperletheater zu machen." Napp gab "diesen Rat ungebraucht zurück". Dann wurde es sachlich - und beim Thema Konverter fast harmonisch.

Zur Bewertung konnte der von Amprion beantwortete Fragebogen allerdings nicht herangezogen werden. Der werde noch gemeinsam ausgewertet, erklärte Napp.

Die Antworten liegen aber schon vor. Darin wird eine "frühzeitige, vor dem Genehmigungsverfahren liegende Öffentlichkeitsinformation" zugesichert. Amprion betont ferner auf Nachfrage, dass von dem Konverter "keine besonderen Gefahrenpotenziale" ausgehen und die Infrastruktur der Anlage auch "im Hinblick auf ein Erdbeben ausgelegt wurde." Weil die Abstände zur Wohnbebauung für solche Anlagen nicht gesetzlich geregelt sind, hat Amprion zunächst 200 Meter Mindestabstand angenommen. Allerdings zeichne sich bei allen noch untersuchten Flächen im Kreis ab, dass Abstände von deutlich mehr als 200 Metern eingehalten werden. Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen im Umfeld des Konverters schließt Amprion "nach heutigem wissenschaftlichen Kenntnisstand" aus. Abgase oder gar giftige Dämpfe erzeuge die Anlage nicht. Die einzige größere Auswirkung auf die Umgebung hätte der Brand eines Transformators.

Der Hoffnung, dass die bis zu 18 Meter hohe Konverterhalle tiefergelegt oder einzelne Bauteile gar ganz in der Erde "verschwinden" könnten, gibt Amprion wenig Nahrung. Eine Tieferlegung wäre prinzipiell möglich, gleichwohl wäre zum Beispiel der Grundwasserspiegel zu berücksichtigen. Die Gefahr des Eindringens von Wasser und damit der Ausfall der Anlage sei zu beachten.

(NGZ)
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