Neuss Reformationsjahr - Feier der Versöhnung

Neuss · Ein Christen-Konvent soll die Antwort auf die Erklärung der evangelischen Christen im Quirinusjahr 2000 formulieren. Er ist Teil des Neusser Programms für die nächsten zwölf Jahre, in denen an das Wirken Martin Luthers erinnert wird.

Neuss: Reformationsjahr - Feier der Versöhnung
Foto: Woitschützke Andreas

Mit dem Gottesdienst am heutigen Reformationstag, der - natürlich! - ab 19 Uhr in der Reformationskirche am Berliner Platz gefeiert wird, beginnt auch für die 27.000 evangelischen Christen in Neuss das Jubiläumsjahr der Reformation. 500 Jahre nach Martin Luthers Initialtat wünschen sich Pfarrer Sebastian Appelfeller und Presbyter Tobias Goldkamp, die an der Spitze des Verbandes evangelischer Kirchengemeinden in Neuss stehen, dass es ein Jahr der Ökumene wird. "Den römisch-katholischen Geschwistern fällt es schwer, die Trennung zu feiern", weiß Appelfeller. "Feiern wir also die Versöhnung. Wir haben schließlich keinen Sieg übereinander errungen."

Die Hoffnung hinter diesem Wunsch ist nicht unbegründet. Von katholischer Seite wurde angeregt, dass die Botschaft der evangelischen Christen im Quirinusjahr 2000 nun eine Erwiderung finden müsse. Damals hatten evangelische Pfarrer in Anwesenheit des Kölner Erzbischofs bei der Quirinus-Prozession eine Erklärung verlesen, nach der der Heilige und Stadtpatron auch für die evangelischen Christen ein Vorbild des Glaubens sei. Nun ging die katholische Seite - über die Einladung zu einem ökumenischen Neujahrsempfang hinaus - mit dem Vorschlag eines Christen-Konventes auf die evangelischen Nachbarn zu. Am 18. März soll dann gemeinsam, so die Absicht "ein ökumenisches, lebendiges Glaubenszeugnis zur zukünftigen Mitgestaltung von Neusser Christen in unserer Gesellschaft" erarbeitet werden. "Wir wollen darüber sprechen, was uns verbindet", sagt Goldkamp, den in diesem Zusammenhang schon lange eine Frage beschäftigt: "Warum nehmen wir als Christen nicht das Abendmahl an einem Tisch ein, wie Jesus es uns aufgetragen hat?" Luthers Kritik, die sich in seinen 1517 veröffentlichten 95 Thesen niederschlug, träfe auf die römische Kirche von heute ja auch schon längst nicht mehr zu.

Eingebettet in die großen Veranstaltungen der Evangelischen Kirche Deutschlands und als Teil eines Paketes mit über 400 Einzelveranstaltungen, die die vier evangelischen Kirchenkreise im Westen Nordrhein-Westfalens zum Reformationsjubiläum auf die Beine stellen werden, präsentieren sich die vier Neusser Gemeinden in den kommenden zwölf Monaten mit eigenen Ideen und Angeboten. "Wir haben es geschafft, über die Kirche hinaus andere zu beteiligen", sagt Appelfeller. So gibt es gleich Ausstellungen im Clemens-Sels-Museum samt Vortragsabenden, Musical, Kindertheater und Sommernachtskino, Konzerte - und ein Sommerferienprogramm für Kinder. Zentral steht ein Stadtkirchentag als öffentliche Großveranstaltung im Juni im Programm.

Den Anfang aber machen auch die evangelischen Christen unter ökumenischen Vorzeichen. Am Buß- und Bettag (16. November) wird im Erzählcafé die Frage gestellt: "Wie war das nach dem Zweiten Weltkrieg, als die Evangelischen nach Neuss kamen?" Damals, so Appelfeller mit Blick auf die Jahre nach Flucht und Vertreibung, sei schließlich eine große Integrationsleistung gelungen.

(-nau)
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