Neuss Regiobahn-Haltepunkt liegt auf Eis

Neuss · Die Regiobahn will lieber zunächst ihre Strecke elektrifizieren und den Wagenfuhrpark erneuern. Das lässt wenig Spielraum, um die Strecke Kaarst-Neuss zweigleisig auszubauen - die Voraussetzung für eine Haltestelle Nordstadt.

 Zweigleisig ist die Regiobahn nicht auf der ganzen Strecke. Doch das wäre die Voraussetzung dafür, dass auf dem Abschnitt zwischen Neuss und Kaarst eine weitere Haltestelle gebaut wird.

Zweigleisig ist die Regiobahn nicht auf der ganzen Strecke. Doch das wäre die Voraussetzung dafür, dass auf dem Abschnitt zwischen Neuss und Kaarst eine weitere Haltestelle gebaut wird.

Foto: Michael Reuter

Sie schien schon zum Greifen nah, doch jetzt ist die Haltestelle Morgensternsheide wieder in weite Ferne gerückt. Auch wenn die CDU-Stadtverordnete Anne Holt tapfer betont, "das Thema ist nicht tot", so liegt die Wahrscheinlichkeit, dass die Haltestelle gebaut wird, nach Auskunft von Regiobahn-Geschäftsführer Stefan Kunig eher im einstelligen Prozentbereich. Denn das Verkehrsunternehmen steht vor ganz anderen Aufgaben.

Damit ist der Baubeginn im kommenden Jahr, den Holt Anfang des Jahres noch realistisch nannte, genauso vom Tisch wie alle schon früher genannten Termine. Daran ändert der laut und mehrfach erklärte politische Wille ebenso wenig wie Holts seit 15 Jahren zäh geführter Kampf um eine bessere Anbindung der Nordstadt an den öffentlichen Schienen-Personen-Nahverkehr. Denn am Ende geht es um Geld.

Höchste Priorität hat nach Kunigs Darstellung derzeit die Elektrifizierung der gesamten Strecke der S 28, die seit 1999 zwischen Kaarst und Mettmann verkehrt und demnächst bis Wuppertal verlängert wird. Dieser technologische Umstieg steht im Raum, weil die zwölf Diesellokomotiven der Gesellschaft nun schon 16 Jahre alt sind und bald ersetzt werden müssen. Weil die Elektrifizierung vom Land bezuschusst wird und der E-Betrieb weniger Lärm und weniger Abgase bedeutet, hat die Regiobahn diesen Wechsel und die damit verbundene Investition von 35 Millionen Euro ganz oben auf ihre Liste gesetzt. Elektrifizierung, so Kunig, stehe eben für ein modernes Verkehrsmittel.

Fest steht, dass die schwereren E-Loks eine Sanierung, wenn nicht sogar den Neubau der Brücke über den Nordkanal nötig machen. Ganz sicher wird das nötig, wenn mit der Elektrifizierung auch der Ausbau der Strecke zwischen Neuss Hauptbahnhof und Ikea in Kaarst von derzeit einem auf zwei Gleise einhergeht. Problem für die Regiobahn: Für den zweigleisigen Ausbau selbst gibt es keine Fördergelder. Und alleine sei das kaum zu finanzieren, sagt Kunig. Diese Option werde als Projekt aber weiter geprüft.

Die Zweigleisigkeit allerdings ist die Voraussetzung, damit auf der Furth eine zusätzliche Haltstelle gebaut werden kann. Denn ohne Begegnungsverkehr müssten Züge immer aufeinander warten, könnten sich etwaige Verspätungen so weit addieren, dass ein Einfädeln ins Streckennetz der Deutschen Bahn wegen der kleinen Zeitfenster schwierig wird.

Angesichts dieser Unwägbarkeiten hat die Regiobahn einen Haltepunkt für die Nordstädter wieder in Frage gestellt. Denn auch der würde etwa vier Millionen Euro kosten - den laufenden Unterhalt nicht mitgerechnet. "Die Prognose über die Zahl der Einstiege ist schwer", reißt Kunig einen letzten Punkt an. Eine Untersuchung des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr aus dem Jahr 2013 hatte zwar ein ausreichendes Nachfragepotenzial für die Haltstelle belegt, in deren Einzugsbereich Wohngebiete, das Etienne-Krankenhaus und das neue Demenzzentrum liegen. Aber ob dieses Potenzial auch ausgeschöpft werden kann, steht auf einem anderen Blatt.

(-nau)
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