Neuss Rettungskräfte üben Großeinsatz

Neuss · Großalarm im Neusser Hafenbecken 2: Auf einem Tankschiff der Reederei Jaegers kommt es beim Umfüllen zu einer Explosion und ein Feuer bricht aus. Sekunden später schallt das Notfallsignal des Schiffs über das Gelände, Rauch steigt empor. Einige verletzte Arbeiter können sich aus eigener Kraft von der Gefahrenstelle entfernen, sinken im Gleisbett und auf dem Gehweg entlang der Hansastraße nieder.

 Der Einsatzort: Ein Tankschiff im Hafen war in Brand geraten, und die Rettungskräfte erprobten dabei ihre Abläufe.

Der Einsatzort: Ein Tankschiff im Hafen war in Brand geraten, und die Rettungskräfte erprobten dabei ihre Abläufe.

Foto: Woi

Das Szenario steht im Drehbuch einer Großübung der Feuerwehr Neuss, die sie in Kooperation mit weiteren Hilfsorganisationen im Hafen durchführte. "Da gibt es viel Gefahrenpotenzial. Zunächst haben wir wenig Platz für die Einsatzfahrzeuge, Kraft- und Schadstoffe können austreten, und das Wasser birgt auch Gefahren für unsere Leute", sagt Feuerwehrsprecher Frank Lambertz. Deshalb sind neben Feuerwehr, Malteser, Johanniter und Deutsches Rotes Kreuz auch THW und die Wasserwacht alarmiert.

 Auch Taucher bei der Großübung wurden eingesetzt.

Auch Taucher bei der Großübung wurden eingesetzt.

Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

Taucher stehen in voller Ausrüstung einsatzbereit am Beckenrand. Das Anrücken der Rettungskräfte und die Zeit, in der sich Einsatzleiter Dirk Diederichs einen Überblick verschafft, heißt im Fachjargon "Chaosphase". Ins Bild dazu passen Verfolgungsjagden zwischen Rettungskräften und Opfern. "Sie rennen in Panik einfach weg oder wollen zum Schiff zurück, um ihren Kollegen zu helfen", erklärt Frank Lambertz.

Eine Großübung soll möglichst realitätsnah sein. Manches läuft an diesem Vormittag dennoch anders ab als es in einem echten Notfall wäre. "Wir löschen aus Umweltschutzgründen mit normalem Wasser statt mit Löschschaum", sagt Lambertz. Außerdem wird erst der Löschangriff — unter anderem von einer Teleskopmastbühne sowie vom Löschboot — durchgeführt und erst anschließend gehen die Einsatzkräfte aufs Schiff, um dort nach Verletzten zu suchen. Nur Marc Zellerhoff, ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes im Rhein-Kreis Neuss, weiß, wie viele Menschen in Not sind: "Wir haben noch vier Verletzte auf dem Schiff und zwei Personen, die im späteren Verlauf Atemnot und Herzbeschwerden erleiden." Insgesamt 30 Personen werden betreut, die Verletzten in ein simuliertes Krankenhaus auf dem TÜV-Gelände eingeliefert.

Mehr als 200 Einsatzkräfte sind in die Übung involviert, darunter Spezialisten der "Analytischen Task Force" (ATF) Köln, die Werte von Gefahrenstoffe messen. Auch Patrick Beer von der Reederei Jaegers beobachtet den Einsatz. "Wir machen im Jahr drei solcher Übungen. Für die Feuerwehr ist der Umgang mit einem Tankschiff außergewöhnlich, aber auch für unsere Jungs an Bord ist das ein großer Lerneffekt", sagt er.

(NGZ)
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