Neuss Ringen um Hafendirektor Ulrich Gross

Neuss · Der Geschäftsführer hat eine Vertragsverlängerung um zwei Jahre angeboten. Obwohl der Aufsichtsratsvorsitzende der Neuss-Düsseldorfer Häfen Normalität betont, ist das Verfahren voller Ungereimtheiten. Und die Politik sieht zu.

 Seit 2004 sind Ulrich Gross (l.) und Rainer Schäfer in der NDH-Geschäftsführung, jetzt wird darüber gestritten, ob mit Gross verlängert wird.

Seit 2004 sind Ulrich Gross (l.) und Rainer Schäfer in der NDH-Geschäftsführung, jetzt wird darüber gestritten, ob mit Gross verlängert wird.

Foto: woi

Die Neuss-Düsseldorfer Häfen schütten an ihre beiden Gesellschafter insgesamt 3,5 Millionen Euro vom Vorjahresgewinn aus. Trotzdem wurden die Geschäftsführer Rainer Schäfer und Ulrich Gross im Beteiligungsausschuss nur zum Teil entlastet. Denn noch ist der Fall des insolventen Kranbauers Tobies und die Frage, ob die Geschäftsführer beim Kauf von zwei Kränen im vorigen Jahr möglicherweise Fehler zum finanziellen Nachteil des Unternehmens gemacht haben, nicht geklärt. Eine Frage, die auch die Verhandlungen zur Vertragsverlängerung mit Ulrich Gross überschatten.

Gross selbst sagt dazu nicht viel. Er fragt nur: "Wenn da etwas dran wäre, wäre ich dann noch in der Geschäftsführung?" Ähnlich sehen das auch die Koalitionäre von CDU und Grünen sowie die SPD, die den fast 63-jährigen Gross für weitere zwei Jahre an den fusionierten Hafen binden wollen. Das sei auch schon Manfred Abrahams (Stadtwerke Düsseldorf) als Aufsichtsratsvorsitzendem angezeigt worden. Trotzdem war diese Personalie am Donnerstagabend nicht Gegenstand der Tagesordnung im Beteiligungsausschuss - obwohl der Arbeitsvertrag mit Gross am 31. Oktober ausläuft und Vertragsfragen üblicherweise spätestens sechs Monate vor Ablauf der Frist entschieden werden.

Auffällig an diesem Verfahren, das Manfred Abrahams als "die normalste Sache der Welt" bezeichnet, sind die vielen Ungereimtheiten. Erstens, dass bei der letzten Vertragsverhandlung Gross ein Dreijahresvertrag gegeben wurde, während mit Rainer Schäfer, der auf Wunsch der Düsseldorfer Gesellschafter in die gleichberechtigte Geschäftsführung kam, für fünf Jahre verlängert wurde. Zweitens, dass Gross dem Vernehmen nach schon im vergangenen Herbst schriftlich um Aufnahme von Vertragsgesprächen gebeten und eine zweijährige Verlängerung angeboten hat, aber erst nächste Woche der Termin dazu sein soll.

Drittens, dass ein Gutachten der Düsseldorfer Wirtschaftsprüfer Pricewaterhouse Coopers (PwC) zum "Fall Tobies" zwar den Aufsichtsratsmitgliedern zur Kenntnis gegeben wurde, ansonsten unveröffentlicht blieb und Gremien wie etwa dem Beteiligungsausschuss als Lenkungsgremium auch auf mehrfachen Antrag hin nicht vorgelegt wird. Für die Koalition gelte die Unschuldsvermutung, hieß es gestern. Wenn Gross erhebliche Verfehlungen nachgewiesen worden wären, hätte man sicher etwas unternommen. Tatsächlich war eine Beurlaubung eines oder beider Geschäftsführer nie ein Thema, und die Kräne aus dem Tobies-Geschäft tun ja inzwischen ihren Dienst.

Für eine Vertragsverlängerung spricht, so ist aus der SPD zu hören, dass damit wieder ein "Gleichklang der Geschäftsführer" hergestellt wird. Die zwei Jahre, die Gross in der letzten Verhandlungsrunde nicht zugebilligt wurden, kämen jetzt wieder drauf, so dass er 2018 gemeinsam mit seinem Kollegen Schäfer in die Rente gehen kann. Bis dahin müssten sich die Gesellschafter darüber klar werden, wie der neuen Struktur der Holding Rhein-Cargo Rechnung getragen wird. Die wurde gemeinsam mit dem Kölner Hafen gegründet und soll das operative Geschäft der Häfen übernehmen. Neuss, auf dessen Betreiben Gross Hafendirektor wurde, sollte ein Interesse daran haben, nicht vorzeitig seinen Einfluss in der Geschäftsführung preiszugeben.

(-nau)
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