Neuss Rock gegen Rechts geräuschvoll am Limit

Neuss · Bands setzten im Haus der Jugend ein musikalisches Ausrufezeichen gegen Fremdenfeindlichkeit.

 Auch die Band "Geklonte Helden" machte lautstark auf gesellschaftliche Missstände aufmerksam.

Auch die Band "Geklonte Helden" machte lautstark auf gesellschaftliche Missstände aufmerksam.

Foto: Andreas Woitschützke

Am vergangenen Wochenende war das Haus der Jugend am Hamtorwall erneut Veranstaltungsort für "Rock gegen Rechts" - ein musikalisches Ausrufezeichen gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Dass leise Töne dabei nicht unbedingt von Vorteil sind, bewies die Auswahl der teilnehmenden Bands: "Geklonte Helden", "Conyo", "The Pixel Crasher" und "Jaid" - da war für jedes Ohr das richtige dabei.

Zum zweiten Mal wurden vor wiederholt ausverkauftem Haus alle stilistischen Register gezogen, um lautstark auf gesellschaftliche Missstände gegenüber Minderheiten in unserem Land und unserer Region hinzuweisen. In Zeiten zunehmender Zahlen - sowohl von hier strandenden Flüchtlingen als auch von politisch sich eher nationalistisch verhaltenden Bürgern - hatte das Bündnis "Neuss gegen Rechts" in die Innenstadt eingeladen. Crossover Punk, Fun-Punk, Punk-Rock, Metall und HipHop, geräuschvoll stets am Limit galt es aber dennoch, von der Bühne herab die Botschaft zu verbreiten, würde- und respektvoll miteinander umzugehen. Denn leider nicht alle Mitmenschen haben dieses Selbstverständnis, es wurden - im Vorfeld des Konzerts -im Internet sogar Drohungen gegen die Organisatoren ausgesprochen. Dass deren Befürchtungen nicht aus der Luft gegriffen waren, machte die Tatsache deutlich, dass die Veranstaltung aufgrund dieser Anfeindungen zumindest unter sensibler Beobachtung der Ordnungshüter stattfand. "Polizeischutz brauchen wir nicht", sagt Sven Käsgen (21), einer der Mitorganisatoren, "aber die Behörden wissen schon um die Umstände." Zusammen mit Joline Sinthern (20) und Andreas Neumann (52) baten die drei am Eingang um eine freiwillige Mindestspende von fünf Euro Eintritt, nach oben gab es keine Grenze.

Das Geld geht in hiesige, bemerkenswerte Projekte. "Die Musikschule Kaarst mit deren Leiter Mark Koll bietet Flüchtlingen Unterricht mit eigenen Instrumenten an, die vom Teilerlös gekauft werden können", sagt Neumann, "und das Nelly-Sachs-Gymnasium bietet ebenfalls ein musikalisches Integrationsprojekt an, das wir gerne unterstützen." Die Bands verzichten auf ihre Gage, die Stadt hat das Haus kostenfrei überlassen und so bleibt, wenn man die geringen Logistikkosten abzieht, fast alles dafür übrig. Um Mitternacht war nach dem Headliner "Datenschmutz" Schluss, einer der Höhepunkte war aber sicherlich der Auftritt von "Peace in Hell", eine dreiköpfige Metallband aus Afghanistan. Eine Fortsetzung des erfolgreichen Events können sich daher alle Beteiligten nur zu gut vorstellen, zu wünschen wäre es ihnen und ihrer Sache auf jeden Fall.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort