Neuss Rock und Pop auf der Harfe

Neuss · Ulla van Daelen stellte im Neusser Kulturkeller jetzt ihr neues Projekt vor.

 Harfenistin Ulla van Daelen war gast im Kulturkeller.

Harfenistin Ulla van Daelen war gast im Kulturkeller.

Foto: Boris Breuer

Was verführt eine Musikerin, die bis 2010 ununterbrochen 20 Jahre die Solo-Harfenistin des WDR-Rundfunkorchesters war, dazu, diese glanzvolle Position aufzugeben und als freischaffende Künstlerin völlig neue Wege zu gehen?

Ulla van Daelen, in Düsseldorf geboren, in Monheim aufgewachsen, in Köln lebend, war allerdings auch schon während ihrer WDR-Zeit in vielen Projekten, auch solchen mit dem unschönen Titel "Crossover", unterwegs. Mehrfach gastierte sie bei der Düsseldorfer Jazz-Rally. Ihr neuestes Projekt "Harp goes Pop" stellte sie jetzt im Neusser Kulturkeller vor.

Das Konzert begann wegen des immensen Publikumszuspruchs mit erheblicher Verspätung, weil auch der sprichwörtlich letzte Platz freigemacht wurde. Mit von ihr arrangierten Coverversionen bekannter Popmusiktitel der 1970er und 80er Jahre beschreitet sie einen für die Harfe außergewöhnlichen Weg. Dabei bevorzugt sie Soft-Rock-Balladen wie "Just the Way You are" von Billy Joel (Lied des Jahres 1977), die dem zart-weichen Klang der Harfe besonders entgegenkommen. Aber auch härterer Rock, etwa aus dem Album "Sunflower" der Beach Boys (1970), wird auf diesem Instrument unterhaltsam präsentiert. Dabei spielt auch eine Rolle, dass Ulla van Daelen sich mit außerordentlichem Charme ständig dem Publikum zuwendet.

"Ihr werdet raten, was das ist", kündigt sie ihre Titel an und ist keineswegs erstaunt, dass eine deutliche Mehrheit im Publikum "Major Tom (Völlig losgelöst)" von Peter Schilling erkennt. Schwieriger wird es beim Folkrock "Arms of Mary" der Sutherland Brothers (1976) oder "Riders on the Storm" von The Doors (1971). Gelegentlich nutzt sie den Rahmen ihrer kostbaren Doppelpedalharfe aus der italienischen Manufaktur Salvi für Percussion. All ihre Arrangements verraten beständig die klassische Harfenistin, auch beim Soul "Ain't Nobody" der Rufus-Funkband (1983) und erst recht bei "Hey Jude" der Beatles. Das Publikum singt gekonnt den Refrain, Ulla van Daelen improvisiert dazu in virtuos klassischer Manier.

Natürlich macht Ulla van Daelen auch einen Ausflug in klassische Top Ten - von Bach über Händel bis Smetana und Ravel (Bolero). Das Konzert bot im übrigen der Monika-Werhahn-Mees-Stiftung für das Granatapfel-Projekt des Kulturzentrums am Sevansee in Armenien einen stimmungsvollen Rahmen. Barbara Schmitz und Inge Zimmermann von der Stiftung konnten den Erlös aus einer Berlin-Versteigerung, und vor allem von ihrem tollen Buffet mit Snacks und Getränken, für das Projekt einsetzen.

(NGZ)
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