Roncallis Apollo-Varieté Artistik zwischen Sein und Schein

Rhein-Kreis/Düsseldorf · "Dèjà-vu" heißt die neue Show, die noch bis Mitte April in Roncallis Apollo-Varieté zu bestaunen ist.

Roncalli Apollo Varieté Düsseldorf: Déjà-Vu - die erste Show 2018
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Artistik zwischen Sein und Schein

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Würden Sie ein Varieté-Programm besuchen, das "Qualitative Gedächtnisstörung" oder "identifizierende Erinnerungsfälschung" heißt? Wohl kaum. "Dèjà-vu" ist nichts anderes, klingt aber besser und sieht vor allem viel besser aus: Auf der Bühne von Roncallis Apollo Varieté in Düsseldorf stellt eine internationale Artistentruppe noch bis zum 15. April ihr Publikum auf die Probe: Was ist Traum, was Wirklichkeit, was Erinnerung, was nur Illusion?

Moderator Bert Rex nimmt die Zuschauer mit auf eine Reise ins Wunderbare. Als Comedian und Zauberer ist er selbst Teil der Show — ausgestattet mit dem trockensten Humor, den Thüringen zu bieten hat und einem der genial-unbeholfensten Moderatoren-Auftritte, die es bislang im Apollo zu sehen gab. Seine Interpretation des Zauberers, der nicht richtig zaubern kann und des "unlustigen" Komikers, der verzweifelt um jeden Lacher ringt, ist ungeachtet breiter Konkurrenz in dieser Rolle schlicht urkomisch. Mit seiner wunderbaren Serie von — vermeintlichen — Pleiten, Pech und Peinlichkeiten ist er nicht nur Ansager, sondern roter Faden einer Show, die vom Premierenpublikum mit viel Applaus honoriert wurde.

Als Gegenpol zum schusseligen Moderator setzt "Déjà-vu" auf Tempo und Eleganz. Geraldine Philadelphia zum Beispiel ist erst 21 Jahre alt und schon mehrfach mit Preisen bedacht für ihre Kombination aus Hula-Hoop, Akrobatik und Jonglage, ebenso wie Guillaume Karpowicz, mit seiner verrückten Diabolo-Performance, bei der er Kunststücke zeigt, die alle, die das alte Kinderspielzeug schon einmal in der Hand gehalten haben, wohl für schlicht unmöglich gehalten hätten.

Apropos unglaublich. In diese Kategorie fällt auch das Schwarzlichttheater des Trios "Halves Project", bei dem sich Oberkörper oder Beine selbstständig machen und allein über die Bühne schweben, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt. Auch der Auftritt des Trios Bellissimo — Anna Liapunova, Anastasiia Premiakova und Nadia Kotliar — fällt, was Grazie und Körperbeherrschung bei ihrer Hand-auf-Hand-Akrobatik angeht, ganz sicher in diese Kategorie. Die drei Artistinnen waren unter anderem mit der preisgekrönten Zirkus-Produktion "Bingo" auf Tour — für manchen Besucher im Apollo vielleicht ein echtes Wiedersehen und kein Déjà-vu, denn auch "Bingo" war dort schon zu Gast. Und noch ein Auftritt lässt den Besuchern den Atem stocken: Anna Shalamova am Luftring. Hoch über der Bühne schwingt sie scheinbar schwerelos durch die Luft, während Karen Bourre und Mike Leclair mit 13 Kugeln jonglieren und dabei als verliebtes Paar über Tisch und (Park)Bänke tanzen als wären sie Fred Astaire und Ginger Rogers.

Dem Apollo gelingt es mit "Déjà-vu" erneut, Artisten zu verpflichten, die sonst mit großen Zirkus- und Varieté-Unternehmen auf Welttournee sind. Aleksandr Likin und Filipp Kuznetcov zum Beispiel: Sie treten als Ikarier auf — ein Artist liegt auf dem Rücken und schleudert einen anderen mit den Füßen durch die Luft. In den vergangenen drei Jahren waren sie damit in der Show "Varekai" des Cirque du Soleil zu sehen.

(ki-)
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