Neuss Rücksicht statt Schilder im Verkehr

Neuss · SPD: Stadt soll Projekt für das Verkehrskonzept "Shared Space" erarbeiten.

Eine Verkehrsfläche ohne Ampeln, Schilder und Gehwege, die aber von Autos, Fahrrädern und Fußgängern zusammen genutzt wird - geht es nach dem Willen der SPD, könnte es dies bald in Neuss geben. Die Verwaltung solle ein Konzept für ein Pilotprojekt ausarbeiten, wie und wo man das Verkehrskonzept mit Namen "Shared Space" (deutsch: geteilter Raum) in der Stadt umsetzen kann. Heute wird im Planungsausschuss über einen entsprechenden SPD-Antrag beraten. Ob es eine Mehrheit geben wird, ist noch offen. Man sei noch in Beratungen, hieß es aus der schwarz-grünen Ratsmehrheit.

Charakteristisch für "Shared Space" ist die Idee, im Straßenraum auf Verkehrszeichen, Ampeln und Fahrbahnmarkierungen zu verzichten. Die Verkehrsteilnehmer sollen vollständig gleichberechtigt, der motorisierte Verkehr nicht dominant sein. Durch die "Entregelung" wird eine gewollte Unsicherheit erzeugt, die zu Aufmerksamkeit und gegenseitige Rücksichtnahme zwingen soll. Dafür werden diese städtischen Räume attraktiv gestaltet zum Beispiel mit Pflastern, Blumenkübeln und anderen Elementen, die dafür sorgen, dass etwa Autos nicht rasen können. An derart umgestalteten Straßenzügen seien Verkehrsunfälle um etwa 60 Prozent gesunken, führt die SPD in ihrem Antrag an.

Auch in anderen Städten wird derzeit diskutiert, dieses Konzept zumindest stellenweise einzuführen - etwa in Hilden, Krefeld und Geldern. In Duisburg wurde das Konzept in den vergangenen Jahren gleich an fünf Plätzen umgesetzt. Beteiligt war damals der heutige Neusser Beigeordnete für Planung, Christoph Hölters. "Für mich ist das Konzept ,Shared Space' immer eine Variante, die bei einer Planung durchdacht werden muss", sagte Hölters gestern. Künftig könnte dieses Konzept beispielsweise für weitere Planungen für den Theodor-Heuss-Platz eine Rolle spielen, meint Hölters. "In diesem Bereich kann das eine Lösung sein, aber das ist eine von vielen Varianten, die wir an dieser Stelle prüfen werden, wenn es soweit ist." In Duisburg waren an mehreren Stellen Ortskerne nach dem Konzept umgestaltet worden. Dort sind verkehrsberuhigte Zonen entstanden, die von Hauptverkehrsstraßen durchzogen sind.

(NGZ)
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