Schüsse auf Mann in Neuss Schaulustige am Tatort erschwerten Fahndung
Neuss · Vor einem Wettbüro an der Hafenstraße endete am Sonntag ein Streit blutig. Für die Polizei getaltete sich die Lage wegen vieler Schaulustiger zunächst unübersichtlich. Es war länger unklar, wie viele Tatverdächtige auf der Flucht sind.
Ein 39-jähriger Albaner wurde am späten Sonntagabend an der Hafenstraße von mehreren Kugeln getroffen und schwer verletzt. Zeugen sprachen von vier Schüssen, die sie gehört haben wollen. Der in Neuss lebende Mann wurde auch Montag am Tage noch in einem Krankenhaus behandelt, schwebte aber laut Polizeibericht nie in Lebensgefahr. Die Polizei geht derzeit von drei Tätern aus, nach denen intensiv gefahndet wird.
Zur Klärung der Tatumstände wurde die Mordkommission "Bleich" gebildet, die von Kriminal-Hauptkommissar Rolf Busch geleitet wird. Sie prüft derzeit, ob sich die Beteiligten kannten und persönliche Streitigkeiten als Motiv für den blutig ausgetragenen Streit angenommen werden können. Hinweise darauf, dass die Tat mit Auseinandersetzungen etwa im Rocker-Milieu zu tun haben könnten, lägen bislang nicht vor.
Es war 23.05 Uhr am Sonntag, als gleich mehrere Anrufer die Polizei alarmierten und auf die Schießerei hinwiesen. Auch Mustafa Özcan gehörte zu den Anrufern. Er hatte bis 23 Uhr in dem Internetcafé mit Wettbüro an der Ecke Hafenstraße/Rheinwallgraben Dienst, sich kurz vor Feierabend aber noch einen Hamburger in der McDonalds-Filiale an der Krefelder Straße geholt. Als er von dort durch die Niederwallstraße zurückging, kam ihm der Verletzte humpelnd entgegen.
Die Polizei traf den Verletzten vor dem Wettbüro an. Mehmet Arslan als dessen Besitzer betont aber, dass sein Lokal mit dem Streit nichts zu tun hat. Der 39-Jährige sei kein Kunde gewesen, der Streit auch nicht im Wettbüro angefangen und draußen mit Waffengewalt beendet worden, sagt er. Das sieht auch die Polizei so.
Ihren ersten Erkenntnissen zufolge kam es im Bereich Hafenstraße/Rheinwallgraben zunächst zu einer körperlichen Auseinandersetzung mit mehreren Beteiligten. Nachdem der 39-Jährige erst geschlagen und getreten worden war, zog am Ende einer der Täter eine scharfe Waffe und feuerte mehrere Schüsse auf den Albaner ab. Einige der Projektile stellte die Kripo am Tatort sicher. Die drei Tatverdächtigen flohen mit einem dunklen Fahrzeug, vermutlich einem Mercedes.
Das Blaulicht von Polizei und Rettungswagen zog schnell etliche Neugierige an, so dass die Lage für die Polizei zunächst recht unübersichtlich war. Erst allmählich wurde klar, dass man es wohl mit drei Tätern zu tun hat.
Für die Polizei war der Einsatz eine absolute Ausnahme. Zumindest für das gesamte vergangene Jahr weist die Kriminalitätsstatistik keinen Fall aus, bei dem eine Schusswaffe abgefeuert und ein Mensch verletzt worden war, erklärt Polizeisprecherin Diane Drawe am Montag auf Anfrage.