Neuss Scheuer schreibt seine Romane gerne im Zug

Neuss · Der Autor Norbert Scheuer stellte beim Literariaschen Sommer seinen neuesten Roman vor und erzählte von seiner Arbeit.

 Lange hat der Schriftsteller Norbert Scheuer im Rheinland gelebt. Aber dann zog es ihn zurück in seine alte Heimat Eifel.

Lange hat der Schriftsteller Norbert Scheuer im Rheinland gelebt. Aber dann zog es ihn zurück in seine alte Heimat Eifel.

Foto: Georg Salzburg

Vor fünf Jahren war Norbert Scheuer bereits einer der Autoren des Literarischen Sommers. Für seinen Roman "Überm Rauschen", den er damals im Gepäck hatte, war er ein Jahr zuvor mit dem mit 15 000 Euro dotierten "d.lit."-Preis der Kunst- und Kulturstiftung der Stadtsparkasse Düsseldorf ausgezeichnet worden. Jetzt kam er erneut als Gast des Lese-Festivals in die Stadtbibliothek und wieder mit einer Auszeichnung, denn sein neuer Roman "Die Sprache der Vögel" war immerhin für den Leipziger Buchpreis nominiert. Und dass der bescheiden und sympathisch auftretende Autor seine Fans hat, wurde in der Bibliothek auf Anhieb deutlich: Alle Plätze waren besetzt. Scheuer-Fans aus der Schweiz, die auf Juist ihren Sommerurlaub verbracht hatten, machten extra einen Abstecher nach Neuss, um die Lesung zu erleben.

",Die Sprache der Vögel' ist schätzungsweise mein siebtes Buch, so genau weiß ich das gar nicht", erklärte Scheuer. Mit Gedichten habe er angefangen, dann kamen Kurzgeschichten, und schließlich habe er sich an Romane herangewagt. Scheuer ist 63 Jahre alt, hat in Düsseldorf studiert, lebt heute wieder in der Eifel, in dem 500-Seelen-Dorf Keldenich. Die Region ist seine Heimat, denn geboren wurde Scheuer in Prüm. Die Zugfahrten in die Eifel nutzt er gerne zum Schreiben, erzählte er, allerdings hat er als Autor erst vor gut 20 Jahren begonnen. Eigentlich ist er Systemprogrammierer.

Gerne lässt Scheuer seine Protagnisten in der Eifel leben und erleben. Auch die Hauptfigur seines neuen Romans, Paul Arimond, kommt aus dem kleinen Eifeldorf Kall, geht aber als Soldat nach Afghanistan. Paul ist Sanitäter und meldet sich für Afghanistan, weil er Abstand braucht: Er trägt eine Mitschuld an einem Unfall, bei dem sein Freund Jan schwer verletzt wurde. Die Langeweile des Camp-Lebens, aber auch die Bedrohungen bei den Einsätzen kompensiert er mit der Beobachtung der Vögel.

Nein, der Autor ist nie selbst in Afghanistan gewesen, aber er habe Quellen gehabt wie die Feldpostbriefe deutscher Soldaten, um ein authentisches Bild zeichnen zu können vom Leben in einem Lager von deutschen Bundeswehrsoldaten, sagte Scheuer. Der ornithologische Aspekt ist ihm ebenfalls wichtig. Über Vögel zu schreiben, war sogar die Grundidee für den Roman.

"In diesem Land, das uns in den Nachrichtensendungen immer so öde und trostlos vorkommt, existieren mehr Vogelarten als in Europa", erklärte der Autor. Aber er spart auch die Kriegsgräuel nicht aus, die bleierne Schwere, die über dem Lager liegt, wenn die Soldaten sich irgendwie beschäftigen müssen. So wie die Vögel Grenzen überwinden, so lässt sich auch Paul nicht einsperren, verlässt ohne Erlaubnis das Lager. Ob das Konsequenzen für ihn hat, und wenn ja, welche, erfuhren die Zuhörer nicht, das müssen sie schon selber lesen.

Nobert Scheuer trug die Ereignisse aus Afghanistan im knappen Tagebuch-Stil vor. Und er stellte den Zuhörern den Ururgroßvater von Paul Arimond vor, der ebenfalls ein begeisterter Vogelkundler war und genau aus diesem Grund vor langer, langer Zeit Afghanistan bereist hatte. Hinter der Begeisterung für die Vögel steckt der Wunsch, selber fliegen zu können und Grenzen mühelos zu überwinden.

Die Kostprobe des Autors machte Lust auf mehr. Mit dabei war auch sein Scheuers Sohn Erasmus. Er studiert Kunst und hat die Vogelaquarelle in dem Roman beigesteuert. Gemalt hat er sie mit sehr starkem Kaffee. Die Vögel wirken leicht und unbeschwert - genau so, wie wir Menschen sein wollen.

(NGZ)
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