Wilhelm Fuchs Und Klaus Becker "Schlüsselgewalt für die Trainingsleiter"

Neuss · Am Dienstag (19 Uhr, Berufsbildungszentrum Weingartstraße) hält mit dem Stadtsportverband (SSV) die Dachorganisation des Neusser Sports ihre Hauptversammlung ab. Vorsitzender Fuchs fordert moderne Strukturen für die Vereine.

 SSV-Chef Wilhelm Fuchs (73, l.) und "Vize" Klaus Becker (62) amtieren seit 2002 - so lange wie noch kein Vorsitzenden-Duo in der 93-jährigen SSV-Geschichte.

SSV-Chef Wilhelm Fuchs (73, l.) und "Vize" Klaus Becker (62) amtieren seit 2002 - so lange wie noch kein Vorsitzenden-Duo in der 93-jährigen SSV-Geschichte.

Foto: woi

Herr Fuchs, Herr Becker, Sie stehen seit 2002 gemeinsam an der Spitze des Stadtsportverbandes (SSV) Neuss. Was waren, um in der Sprache des Sports zu bleiben, Ihre Bigpoints?

Wilhelm Fuchs Wir sind stolz darauf, dass wir dem Neusser Sport eine professionelle Struktur geben konnten, ohne die unsere erfolgreiche Arbeit nicht möglich wäre. In Gösta Müller haben wir zudem eine Persönlichkeit gefunden, der diese Aufgabe kompetent und vereinsnah erfüllt. Klaus BeckerDer zweite Bigpoint ist uns gelungen, als angesichts knapper städtischer Gelder diese Hauptamtlichkeit in Gefahr geriet. Wir haben sie damals erhalten können, weil unsere Vereine dazu ihren finanziellen Beitrag leisten.

Herr Fuchs, Sie stellen sich am Dienstag auf der Hauptversammlung zum siebten Mal als Vorsitzender zur Wahl. Welche Leistungsbilanz legen Sie den Delegierten vor?

Fuchs 2014 war ein erfolgreiches Jahr. Die beiden Projekte "Kinder müssen Schwimmen lernen" und "Sport spricht viele Sprachen" belegen, wie ernst wir unseren gesellschaftspolitischen Auftrag nehmen. 2014 haben wir das Leichtathletikzentrum auf der Wolker-Anlage an den Start gebracht. Das ist eine Investition in den Breitensport, aus dem Leistungssportler hervorgehen werden. Und wir hatten erneut ein großartiges U13-Fußballturnier, das zu den besten in Deutschland gehört und international wahrgenommen wird. Ich bin sehr zufrieden.

Haben Sie bei dieser Bewertung nicht die rosarote Brille auf? Stichworte wie demografsicher Wandel, Angebot der Ganztagsschulen, leere kommunale Kassen dokumentieren doch die großen Probleme, vor denen der Sport auch in Neuss steht.

Fuchs Erfolge bleiben Erfolge, daran ändern auch Herausforderungen nichts, die wir sehr wohl sehen und die wir auch angehen. BeckerDie Stichworte, die Sie aufgezählt haben, fordern geradezu moderne Strukturen heraus. Wir möchten unsere 60 Neusser Sporthallen effektiv nutzen, auch wenn die Hausmeister frei haben ...

Sie fordern gerade die Schlüsselgewalt für die Vereine? Das war doch viele Jahre bei Ihnen ein Tabuthema.

Becker Im Jahr 2015 können wir keinen Sportbetrieb in Strukturen von 1980 gestalten. Wir denken um. FuchsIch spreche auch nicht von genereller Schlüsselgewalt für unsere Vereine. Aber der Trainingsleiter kann die Aufsicht führen. Das geht andernorts, das geht auch in Neuss.

Wie reagieren Sie auf die Ganztagsangebote der Schulen?

Becker Wir müssen besser mit den Schulen ins Gespräch kommen. Das gelingt der Kultur ja auch. Die hat allerdings den Vorteil, dass Kultur und Schule über den Schreibtisch einer Beigeordneten gehen. Wir haben es beim Thema Schule und Sport mit zwei Beigeordneten zu tun. Fuchs Wir werden mit den Schulen sprechen, zudem Politik und Verwaltung bitten, uns dabei zu helfen. Diese Initiative ist uns wichtig.

Sie schlagen eine Satzungsänderung vor. Warum war das erforderlich?

Fuchs Von Zeit zu Zeit muss jede Satzung rechtlich und unter Aspekten der Gemeinnützigkeit überprüft werden. Wir haben uns dabei vom Landessportbund beraten lassen.

Es liegen Änderungsanträge zu Ihrem Satzungsentwurf vor. Macht es nicht Sinn, geheime Abstimmung schon zu zulassen, wenn es 20 Prozent der Anwesenden wünschen?

Fuchs Bisher hatten wir die Regelung, dass sich die Mehrheit dafür aussprechen muss. Damit haben wir gute Erfahrungen gemacht, da eine offene Abstimmung viel einfacher zu organisieren ist. Der Vorstand hat sich aber nicht festgelegt. Wir können mit beiden Varianten gut leben.

Können Sie auch mit dem zweiten Änderungsantrag gut leben, der fordert, dass Vereine künftig ihre Stimmenzahl auf einen einzelnen Vertreter übertragen können?

Fuchs Nein, diese Regelung lehnt der Vorstand ab, weil wir so die Solidarität mit den kleinen Vereinen aufkündigen. Die Anzahl der Delegierten, die ein Verein zur Jahreshauptversammlung stellt, leitet sich aus seiner Mitgliederzahl ab. Wer seine Stimmen einsetzen möchte, der muss eben seine Delegierten in der Sache überzeugen. Werden die Stimmen auf einen Vertreter übertragen, setzen wir nur eine Abstimmungsmaschine in Gang, von der die Großvereine profitieren. Becker Wer von seinem Stimmrecht Gebrauch machen will, was uns sehr freut, der soll auch auf der Versammlung erscheinen. Wir wollen lebendige Sitzungen und keine dumpfe Abstimmungsmaschinerie.

LUDGER BATEN FÜHRTE DAS GESPRÄCH

(NGZ)
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