Feuilleton „Schreibheft“ für Hombroich

Feuilleton · Hombroich In Aachen wurde er geboren, in Essen sitzt sein Verlag, und sein Leben spielt sich in Köln ab: Einen besseren Standort als Hombroich kann sich Norbert Wehr für sein umfangreiches Archiv gar nicht vorstellen. Seit 30 Jahren gibt der Literaturwissenschaftler die renommierte Zeitschrift "Schreibheft" heraus, hat in den Jahren eine sehr umfangreiche Materialsammlung zusammengetragen, die nicht nur die kompletten Jahrgänge seiner Zeitschrift beinhaltet, sondern auch Korrespondenzen mit Schriftstellern und Übersetzern, Manuskripte, etliche Bücher und andere Literatur-Zeitschriften.

Hombroich In Aachen wurde er geboren, in Essen sitzt sein Verlag, und sein Leben spielt sich in Köln ab: Einen besseren Standort als Hombroich kann sich Norbert Wehr für sein umfangreiches Archiv gar nicht vorstellen. Seit 30 Jahren gibt der Literaturwissenschaftler die renommierte Zeitschrift "Schreibheft" heraus, hat in den Jahren eine sehr umfangreiche Materialsammlung zusammengetragen, die nicht nur die kompletten Jahrgänge seiner Zeitschrift beinhaltet, sondern auch Korrespondenzen mit Schriftstellern und Übersetzern, Manuskripte, etliche Bücher und andere Literatur-Zeitschriften.

"Ich finde mein Archiv natürlich interessant", sagt Norbert Wehr lachend, "aber habe nie einen Gedanken daran verschwendet, dass es anderen auch so gehen könnte". Zu diesen anderen gehörte der im November gestorbene Karl-Heinrich Müller. Durch seine Anfang der 80er Jahre entstandene Freundschaft mit dem Lyriker Thomas Kling hat Norbert Wehr nicht nur den "Komplex Hombroich" schätzen gelernt, sondern auch dessen Begründer Müller. Der hatte ihn dann im vergangenen Sommer den Vorschlag unterbreitet, Wehrs umfangreiches Archiv für die Stiftung Insel Hombroich zu kaufen und es in dem geplanten, von Alvaro Siza entworfenen Literaturinstitut auf der Raketenstation unterzubringen.

Eine Idee, die Wehr sofort begeisterte: "Müller hat dann richtig aufs Tempo gedrückt", erinnert sich der 51-Jährige, der sich eigentlich kaum vorstellen konnte, das Archiv noch zu seinen Lebzeiten aus der Hand zu geben. Doch ist er heute höchst zufrieden: "Das sichert auch das Erscheinen des ,Schreibheftes' für die nächsten Jahre." Ohnehin hat er noch alles behalten, "was nicht älter als drei oder vier Jahre und für meine Arbeit nötig ist". Dieser Rest geht sukzessive nach Hombroich, "spätestens nach meinem Tod".

Was mit dem Archiv geschieht, ob es etwa zur Forschung frei gegeben wird, "liegt nicht mehr bei mir", betont er. Nur eine Zusage hat er sich ausbedungen: "Die Briefe sollten in einem verschlossenen Raum untergebracht und nur kontrolliert zugänglich gemacht werden." Wehr findet, dass er das seinen Briefpartnern schuldig ist. Als Schenkung hat er der Stiftung übrigens seine Bibliothek überlassen.

Zwei Mal pro Jahr, in einer Auflage von 2000 Stück, die zu zwei Dritteln an Abonnenten geht, erscheint das "Schreibheft", hat um die 150 Seiten und ist in der Regel einem Themenschwerpunkt gewidmet. Die zuletzt erschienene Ausgabe zum Beispiel stellt Ezra Pound in den Mittelpunkt "und zwar vor allem seine Jahre in der Psychiatrie".

Die Herausgabe der "Schreibheft"-Reihe ist für Wehr die "aufregendste Arbeit, die ich mir vorstellen kann". Und er stellt hohe Ansprüche, möchte nur "streng komponierte" Hefte abliefern: "Ein buntes Potpourri abzuliefern, ist schließlich ein leichtes. "

Dass zu den Autoren, deren Namen sich immer wieder in den "Schreibheften" finden, auch etliche aus dem Hombroich-Kreis gehören, ist keine Frage: "Ich habe auch Oswald Eggers ,edition per procura' gesammelt."

(NGZ)
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