Neuss Schüler erforschen die deutsch-belgische Geschichte

Neuss · Jugendliche des Sint Pieterscolleges Leuven und des Marie-Curie-Gymnasiums konzipieren Ausstellung in beiden Städten.

Schüler des belgischen Sint Pieterscolleges in Leuven und des Marie-Curie-Gymnasiums haben sich daran gemacht, die deutsch-belgische Geschichte zu Anfang des 20. Jahrhunderts zu erforschen. Gemeinsames Ziel sind Ausstellungen in beiden Städten, die im November, wenn sich das Ende des Ersten Weltkrieges zum 100. Mal jährt, gezeigt und digital miteinander verbunden werden. Damit die Gruppen nicht aneinander vorbei arbeiten, kam es jetzt in Leuven zu einer Arbeitstagung, bei der erste Ergebnisse ausgetauscht wurden. Diese Exkursion hatte das Forum Archiv und Geschichte Neuss mit einer Finanzspritze erst möglich gemacht.

Beide Städte verbindet bereits die Arbeit an einem Carillon, das im August 1914 beim Brand der alten Universitätsstadt Leuven untergegangen war und im November auf dem Turm der Parkabtei als Friedensglockenspiel wiedererstehen soll. 574.000 Euro wird es kosten, und ein Großteil der Summe wird über Spenden eingesammelt. Auch die Stadt Neuss und ihre Bürger beteiligen sich, so dass im Oktober die Leitung der Stadtverwaltung Leuven das Glockenspiel in Auftrag geben konnte. Denn die Finanzierung steht. Der Auftrag wurde an die Royal Eijsbouts erteilt, eine Glockengießerei im niederländischen Asten. Sie ist auf die Restaurierung historischer Glockenspielespezialisiert.

Auch die Schüler aus Neuss beschäftigten sich vor Ort mit dem Stadtbrand 1914, für den auch Soldaten eines Neusser Landsturmbataillons verantwortlich waren. Luk Rombouts, der Carillonist der Universitätsbibliothek, nahm sie mit an seinen Arbeitsplatz im Turm der nach dem Ersten Weltkrieg mit amerikanischer Hilfe aufgebauten Einrichtung. Auf Wunsch seiner Gäste spielte er ihnen in einem kleinen Privatkonzert den Titelsong der Filmreihe "Fluch der Karibik" vor - und ganz Leuven hörte mit.

Für ihre Ausstellung in Neuss arbeiten die Gymnasiasten die Zeit der belgischen Besatzung im Rheinland in den Jahren 1928 bis 1926 auf. Das Stadtarchiv begleitet sie dabei. Einmal pro Woche kommen sie mit ihrer Kursleiterin Annika Doetsch ins Archiv und studieren die dort vorhandenen Quellen. "In Leuven werden Plakate zur deutschen Besetzung, bei uns Plakate zur belgischen Besatzung gezeigt - im Bewusstsein, dass Kriegszustand und Besatzung im Frieden natürlich nicht direkt zu vergleichen sind", sagt Metzdorf. "Es geht aber auch um Bildung, Nahrungsversorgung oder Rechtsprechung", ergänzt Dötsch. Weil auch in Leuven Schüler in das Projekt eingebunden sind, stellte Metzdorf Kontakt zu seiner belgischen Kollegin Marika Ceunen her. Sie machte deutsche Aushänge, Fotos oder Propagandapostkarten im Original zugänglich.

(-nau)
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