Neuss "Schützen sind soziales Netz der Stadt"

Neuss · Schützen-Präsident Thomas Nickel wird sein Amt im November aufgeben. Auf dem blauen NGZ-Sofa plauderte er über die Bedeutung des Festes, was junge Leute daran begeistert und weshalb er Herzblut in der Verwaltungsspitze vermisst.

 Als Talkgast nahm Thomas Nickel auf dem blauen NGZ-Sofa Platz und stellte sich im Restaurant Essenz der Bürgergesellschaft den Fragen von Redaktionsleiter Ludger Baten.

Als Talkgast nahm Thomas Nickel auf dem blauen NGZ-Sofa Platz und stellte sich im Restaurant Essenz der Bürgergesellschaft den Fragen von Redaktionsleiter Ludger Baten.

Foto: Woi

"Wenn Reifen kein Profil mehr haben, werden sie überflüssig. Wenn wir Neusser Schützen kein Profil mehr haben, werden wir ebenfalls überflüssig." So erwiderte Schützenpräsident Thomas Nickel die Frage von Redaktionsleiter Ludger Baten, ob Disziplin und Ordnung in den jeweiligen Schützenzügen noch zeitgemäß seien. Mit diesem Statement auf dem blauen NGZ-Sofa betonte Nickel die Bedeutung des "besonderen unzeitgemäßen" Neusser Schützenbrauchtums, das seiner Meinung nach gerade auch junge Menschen anspreche.

"Insbesondere die jungen Züge wollen die Kommandos und das Marschieren erlernen", sagte Nickel und fügte hinzu: "Mancher ältere Zug hätte es vielleicht auch mal wieder nötig." Das sorgte für zustimmendes Lachen im gut besuchten Restaurant Essenz der Bürgergesellschaft. Das alte Spiel der Männer mit ihrem Marschieren möge unzeitgemäß und anachronistisch sein, so Nickel. "Aber die jungen Leute kommen ja, dann wollen sie es doch auch." Wie anziehend das Schützenfest sei, belegten zudem die Zahlen, so Nickel. 2001 hätten sich rund 4.700 Schützen und 1.450 Musiker gemeldet, 2017 seien es 5.748 Schützen und 1.955 Musiker. "Wir sind nämlich nicht nur Schützen, sondern auch soziales Netz für die gesamte Stadt", sagte Nickel. Das Schützenfest sei für die meisten wie ein großes Familienfest oder Klassentreffen.

Seit 2001 ist Thomas Nickel Präsident der Neusser Schützen. In diesem Jahr steht er zum 16. und letzten Mal am 27. August als Präsident bei der Königsparade auf dem Markt. Einen Tag später wird er 70 Jahre alt. Bei der Jahreshauptversammlung im November, so hatte er es angekündigt, werde er das Amt aufgeben. Sein designierter Nachfolger ist Oberschützenmeister Martin Flecken. Auch das Komitee werde sich verjüngen: Philipp Mehdorn (37) aus dem Grenadierzug "In alter Frische" und Tobby Weskamp (40) sind nun offizielle Kandidaten für die Wahl im November. Was die größte Veränderung in den 17 Jahren seiner Präsidentschaft gewesen sei, wollte Baten von ihm wissen. "Das Thema Sicherheit", lautete die prompte Antwort. Auch in diesem Jahr werden sowohl im Außen- als auch Innenbereich des Schützenfestes mehr bewaffnete Polizisten deutlich zu sehen sein, kündigte Nickel an. Dies sei auch Folge der Terroranschläge, unter anderem auf den Berliner Weihnachtsmarkt Ende des vergangenen Jahres.

Ein Sicherheitsaspekt ganz anderer Art wurde auf dem blauen NGZ-Sofa auch angesprochen: die mögliche Gefahr durch das Mitführen von Pferde. Da hat der einst passionierte Reiter Nickel jedoch keine Bedenken. "Die Pferde müssen gewöhnt sein an Umzüge. Dann sehe ich keine Gefahr." Auf die Unterstützung durch die Stadt Neuss angesprochen, reagierte der Schützenpräsident deutlich zögerlich und sagte dann: "Früher waren mehr leitende Beamte im Schützenwesen aktiv. Ich vermisse Herzblut in der Verwaltung für unser Fest." So gebe es in diesem Jahr weniger Fahnenmasten, weniger Wimpel und es sei etwas weniger sauber gemacht worden. Er wisse natürlich um die strukturellen Kostenprobleme in der Stadtkasse. "Aber das Schützenfest ist auch ein bedeutender Wirtschaftsfaktor", so Nickel. Nach dem Fest sei daher ein Gespräch mit dem Bürgermeister geplant. Inhalt: Der Austausch über die gegenseitigen Erwartungen. Worauf er sich bei diesem Schützenfest besonders freue, wollte Redaktionsleiter Baten von Nickel persönlich wissen. Dass der Fackelzug und die Parade hoffentlich regenfrei bleiben, antwortete zunächst der Schützenpräsident. Und dann antwortete der private Thomas Nickel: "Am Freitagabend auf die Kirmes zu gehen. Das ist die einzige Gelegenheit ohne offizielle Termine."

(BroerB)
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