Gastbeitrag von Carsten Thiel (UWG/Die Aktive) "Schulchaos in NRW" schnellstens beheben

Neuss · Der Fraktionsvorsitzende wirft der abgelösten rot-grünen Landesregierung vor, in der Schulpolitik einen "Scherbenhaufen" hinterlassen zu haben. Er fordert Sofortmaßnahmen von Schwarz-Gelb.

 Carsten Thiel, Fraktionschef von UWG/Die Aktive im Kreistag.

Carsten Thiel, Fraktionschef von UWG/Die Aktive im Kreistag.

Foto: RKN

Die vorherige Landesregierung hat bei dem Thema Schule einen Scherbenhaufen hinterlassen. Dies wird auch sicherlich mit ein Grund für das Wahlergebnis gewesen sein. Es wurde fortlaufend an dem Schulsystem in NRW herumgebastelt, mit schwerwiegenden Fehlentscheidungen. Leider mussten diese Fehlentscheidungen bis zur letzten Landtagswahl die Schüler und Lehrer ausbaden.

Das Wichtigste im Schulsystem ist, dass wir nicht eine Schule für alle Schüler, sondern für jeden Schüler die richtige Schule benötigen. Nur unter so ist es gewährleistet, dass die Schüler optimale Lernbedingungen erhalten und auch die Arbeit der Lehrer wieder ihren gerechtfertigten Stellenwert erfährt. Dies setzt die Zurverfügungstellung der erforderlichen finanziellen Mittel voraus. Daher ist es der erste Schritt in die richtige Richtung, den Schülern die indirekte Wahlfreiheit zwischen G8 und G9 zu belassen: G8-Schulen können auf eigenen Wunsch bestehen bleiben. Da das Lerntempo von Schüler zu Schüler unterschiedlich ist, ist die Wahlfreiheit die richtige Maßnahme.

Heute sind viele Schüler nach dem G8-Abitur ausgepowert und müssen erst einmal ein Jahr pausieren, um neue Kräfte zu sammeln. Auch fehlt ihnen oftmals die berufliche Orientierung. Diese sollte ihnen unbedingt während der Schulzeit vermittelt werden. Als weitere Sofortmaßnahme müssen die Lehrpläne überarbeitet werden und nicht mehr zeitgemäße Themen gestrichen und Zukunftsthemen aufgenommen werden. Der Unterrichtsausfall muss dringend kurzfristig reduziert werden und weitsichtig muss die Lehrerversorgung über 100 Prozent liegen.

Beim jetzigen System liegt bei vielen Abiturienten die fehlende Studienfähigkeit und ein viel zu geringer Wortschatz in Fremdsprachen vor. Des Weiteren bestehen teilweise desaströse Fähigkeiten im Bereich der Mathematik. Auch die muttersprachlichen Fähigkeiten sind zum Teil auf einem niedrigen Niveau. Da die neuesten Studien einen Schüler-Boom voraussagen - der voraussehbar war - ist es unerlässlich, jetzt genügend Lehrer auszubilden, um den zukünftigen Anforderungen gerecht zu werden. Dies gilt selbstverständlich auch für die notwendige Infrastruktur und Kommunikation.

Um einen optimalen Schulbetrieb zu gewährleisten, ist eine erfolgreiche Umsetzung der Inklusion unabdingbar. Die Festlegung der Schülerzahlen in den Förderschulen erfolgte willkürlich und berücksichtigte nicht die tatsächlichen Gegebenheiten und Erfordernisse. Verständlich ist, dass Eltern von behinderten Kindern für ihr Kind eine andere Schulform wählten, wenn sie erfahren mussten, dass die bisherige Förderschule geschlossen werden sollte. Daher ist es eminent wichtig, die Förderschulen zu erhalten und geschlossene Schulen möglichst wieder in Betrieb zu nehmen. Der Regelschulbetrieb wird in den seltensten Fällen den zu fördernden Kindern gerecht. Aber auch den Regelschülern wird diese Form des Unterrichts nicht gerecht.

Daher für jeden die richtige Schule - die Inklusion und den Regelschulbetrieb eingeschlossen- verbunden mit der Bereitstellung der erforderlichen finanziellen Mittel. Es muss dringend das breitgefächerte Schulangebot in NRW erhalten bzw. wieder auf den früheren Stand gebracht werden. Dazu zählen alle Schulformen inklusive der weiterbildenden Schulen.

Aus der bisherigen Vielfalt der Schullandschaft weitestgehend nur noch Gesamtschulen zu etablieren, ist ein fataler Fehler. Hier erwarte ich von der jetzigen Landesregierung ein sofortiges Umsteuern zum Wohle aller Betroffenen.

(NGZ)
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