Neues Boot für Sea Shepherd Spende zur Schweinswal-Rettung aus Neuss

Neuss · "Dr. Bronner's" spendet der Meeresschutzorganisation "Sea Shepherd" ein Schiff für Einsätze in der Nord- und Ostsee. Von Neuss aus wurde die Spende organisiert.

 Diese Grafik stellt dar, wie das Schiff "Emanuel Bronner" aussieht. Am Donnerstag soll es in Bremen getauft werden. Es ist benannt nach dem Mann, der 1948 den Vorläufer der heutigen Firma gründete.

Diese Grafik stellt dar, wie das Schiff "Emanuel Bronner" aussieht. Am Donnerstag soll es in Bremen getauft werden. Es ist benannt nach dem Mann, der 1948 den Vorläufer der heutigen Firma gründete.

Foto: Dr. Bronner's

Bisher ist es nur ein kleines Schlauchboot, mit dem man nicht einmal raus aufs Meer fahren kann. Doch am kommenden Donnerstag bricht für die deutschen Verantwortlichen von "Sea Shepherd", eine weltweit agierende Meeresschutzorganisation, sozusagen eine neue Epoche an. Denn dann wird in Bremen ein 14 Meter langes, hochseefähiges Schiff auf den Namen "Emanuel Bronner" getauft - kein Vergleich zu der "Nussschale", die den freiwilligen Helfern bislang zur Verfügung stand.

Auch eine Delegation aus Neuss wird am Donnerstag in der Hansestadt weilen. Schließlich wurde das Schiff vom US-amerikanischen Unternehmen "Dr. Bronner's" - bekannt für seine bio-zertifizierten und fair gehandelten Naturseifen und Biokosmetikprodukte - gespendet. Von Neuss aus organisiert Managing Director Axel Rungweber mit seinem Team den europaweiten Vertrieb. Der 37-Jährige verrät, wozu das Schiff "Emanuel Bronner", benannt nach dem Mann, der 1948 den Vorläufer der heutigen Firma gegründet hat, verwendet wird: "Mit dem Schiff soll die Gefährdung der Schweinswal-Population in der Ost- und Nordsee gestoppt werden."

"Sea Shepherd" will den Einsatz von sogenannten PAL-Geräten (Porpoise Alert) kontrollieren, die an Fangnetzen angebracht werden. Denn mit ihrem akustischen Orientierungssinn können Schweinswale die dünnen Nylon-Netze oft nicht rechtzeitig wahrnehmen. Die Tiere verfangen sich und verenden. Die Geräte solle die Wale in ihrer eigenen "Sprache" vor den tückischen Fangnetzen warnen und die Warnlaute imitieren. "Viele Fischer halten sich nicht an den Einsatz dieser Geräte. Das will ,Sea Shepherd' mit dem neuen Schiff ändern", sagt Rungweber. Aber wie kam der Schulterschluss zwischen dem Flüssigseifen-Hersteller und der Meeresschutzorganisation überhaupt zustande?

"Sea Shepherd kommt unserem All-One-Gedanken sehr nahe", sagt Rungweber. Jener Gedanke sei fest in der Philosophie von "Dr. Bronner's" verankert. So wird nach Firmen-Angaben ein Drittel des Gewinns grundsätzlich in wohltätige Zwecke und in soziale Aktivitäten investiert. Der restliche Gewinn werde ins Unternehmen investiert und nicht an den Eigentümer ausgezahlt. Aufgrund der betriebsinternen "1 to 5 Rule" verdiene der leitende Geschäftsführer maximal das fünffache des am geringsten bezahlten Arbeitnehmers, und dieser verdiene durchschnittlich 25 Prozent mehr als der übliche Lohn am Markt.

Die Firmengeschichte ist ungewöhnlich. Bereits seit 1858 stellt die jüdische Familie Heilbronner in Deutschland Naturseifen her, mit dem Bestreben, das für den Menschen und die Natur ideale Produkt zu finden. Emanuel Heilbronner lernte in der dritten Generation das Seifenhandwerk, er emigrierte 1929 in die USA und strich aus Protest gegen die Machtergreifung der Nationalsozialisten das "Heil" aus seinem Namen. Seine beiden Schwestern folgten ihm, die Eltern wollten allerdings bleiben. Sie starben in den Konzentrationslagern Auschwitz und Theresienstadt. Emanuel Bronner setzte sich fortan für eine Welt ohne Krieg und Hass ein. Er begann seine Vortragsreihe zum Thema Weltfrieden.

Im Jahr 1948 gründete er den Vorläufer "Dr. Bronner's Magic Soaps". Er startete zunächst mit der Herstellung von Pfefferminzseifen, die er auch während seiner Reden verteilte. Als er merkte, dass manche Besucher nur die Seifen mitnahmen, anstatt ihm zuzuhören, druckte er fortan seine Philosophie auf die Flaschenetiketten, um sie zu verbreiten. Dort sind sie auch heute noch in kaum veränderter Form zu lesen. Die Firma kann mit Hollywood-Stars wie Sandra Bullock, Drew Barrymore oder mit US-Rapper Eminem werben, die die "magischen Seifen" benutzen.

Auch für die Schiffstaufe in Bremen hat sich prominenter Besuch angekündigt: die Band Jupiter Jones spielt um 18.30 Uhr ein exklusives Konzert. Außerdem wird im Museumshafen Vegesack auch die Schauspielerin und "Sea-Shepherd"-Aktivistin Anne Menden dabei sein.

(NGZ)
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