Neuss Seit 25 Jahren machen Bürger Radio

Neuss · Das 1990 gestartete Lokalradio gab auch Bürgern einen Platz im Programm und Sendezeit. Diesen Platz füllt ein Team aus Neuss.

 In diesem Jahr haben Ralf Wetzig, Christian Kandzorra, Udo Hentschel, Wolfgang Buck und Wilfried Schmitz (v.l.) zehn Bürgerfunk-Sendungen gemacht.

In diesem Jahr haben Ralf Wetzig, Christian Kandzorra, Udo Hentschel, Wolfgang Buck und Wilfried Schmitz (v.l.) zehn Bürgerfunk-Sendungen gemacht.

Foto: woi

Am 2. Dezember 1990 strahlte der Bürgerfunk aus Neuss zeitgleich mit dem Sendestart des Lokal-Radiosenders NE-WS 89.4 seinen ersten Radiobeitrag aus. "Es ging damals um das Thema "Parken in Neuss", erinnert sich Udo Hentschel (61). Der Bundesbahnbeamte aus Norf ist dem Bürgerfunk bis heute treu geblieben - und seinem Beruf. Andere, die in der Bürgerfunk-Gruppe erste Erfahrungen mit dem Medium "Rundfunk" gesammelt hatten, sollten ihr Hobby zum Beruf machen wie Beate Kowollik oder Birgit Wilms. Auch daran erinnerte sich die Gruppe, als sie ihre Sendung zum Silberjubiläum zusammenstellte. Heute geht sie über den Äther.

In 25 Jahren hat sich vieles verändert. Das Internet macht es möglich, sich schnell und ohne großen Aufwand einem großen Publikum zu präsentieren - YouTube, Facebook & Co. machen es dem Bürgerfunk schwer. Aber die Radioleute in "ihrem" Studio im Willi-Graf-Haus sind optimistisch: Gerade erst hat sich eine Frau für den Bürgerfunk interessiert. Sie wird im Januar mal hineinschnuppern in die kleine, enge, schallisolierte Radiowelt an der Venloer Straße 68.

Udo Hentschel hielt sich bei der Produktion der jüngsten Sendung bewusst im Hintergrund: Die Sendung zum 25-jährigen Jubiläum wird stattdessen von einem Mann moderiert, der noch gar nicht auf der Welt war, als der Bürgerfunk aus der Taufe gehoben wurde: Für Christian Kandzorra (20) war die Aufzeichnung die erste Moderation. Der zeigte keine Spur von Nervosität. Vielleicht, weil einige Beiträge bereits vorproduziert worden waren - wie zum Beispiel das Interview zum Thema "Ihr unsinnigstes Weihnachtsgeschenk".

Kandzorra ist zu jung, um sich an die alte Revox-Tonbandmaschine zu erinnern oder daran, wie das Bandmaterial zu NE-WS 89.4 gebracht wurde. Er hat auch nicht Karl Fischer-Reichenberg kennengelernt, den damaligen stellvertretenden Studioleiter beim WDR in Düsseldorf, der die zwölfköpfige Gruppe fit gemacht hatte für den Radio-Job. Dafür interviewte Christian Kandzorra für die Sondersendung heute Abend Wolfgang Buck, den pensionierten pädagogischen Leiter der Familienforums Edith Stein, zu dem das Willi-Graf-Haus gehört. "Wir hatten damals rund 60.000 D-Mark in das Studio investiert", erklärte Buck. Die Voraussetzungen für den Bürgerfunk hätte das Landesmediengesetz geschaffen, erklärt er.

Ralf Wetzig moderiert sonst ebenfalls gerne, jetzt kümmerte sich der 48-Jährige um die Technik. Die Musik kam erstmals übrigens nicht von der CD, sondern vom USB-Stick. Wilfried Schmitz ist seit sechs Jahren bei den Bürgerfunkern. Ein besonderes Erlebnis ist dem 68 Jahre altem Bankkaufmann in Erinnerung geblieben: "Kurz vor Stockholm habe ich im Autoradio meine eigene Sendung gehört."

Dominik Kaulen (40) weiß, wie sich das anhört: "Man meint selber, seine Stimme klinge ganz anders, was aber nicht der Fall ist." Kaulen, von Beruf Grundschullehrer, hat sich vor 15 Jahren vom WDR-Reporter Andreas Vollmert in die Geheimnisse des Radio-Machens einweihen lassen. Er freut sich, dass das Familienforum Edith Stein dem Bürgerfunk eine Zukunft gibt: "Wenn das alte Edith-Stein-Haus auf der Schwannstraße 2017/2018 abgerissen und neu gebaut wird, wird dort auch eine moderne Radiostation eingerichtet", sagt Kaulen. Er würde sich auch deshalb wünschen, dass noch mehr Bürger mitmachen.

(NGZ)
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