Neuss Shakespeares Helfer besetzen Wetthalle

Neuss · Bis morgen Abend, wenn die erste Inszenierung des 25. Shakespeare-Festivals über die Bühne des Globe geht, muss das "Foyer" des Theatertreffens fertig sein. Dafür werden die Wetthalle und das Außengelände hergerichtet.

 Rainer Wiertz und Charlotte Kons, der Festivalchef und die Künstlerin, machen die Wetthalle zum atmosphärischen Treffpunkt für Künstler und Publikum.

Rainer Wiertz und Charlotte Kons, der Festivalchef und die Künstlerin, machen die Wetthalle zum atmosphärischen Treffpunkt für Künstler und Publikum.

Foto: Woi

Charlotte Kons lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Ob das Telefon gerade wieder klingelt, ein Mitarbeiter Unterlagen sucht, ein anderer wissen will, wer die Getränke annimmt, oder sie nebenbei mitbekommt, dass die Discokugel abgehängt werden soll: Sie regelt jedes Ansinnen freundlich und bestimmt, sieht jede Chance zur Arbeitsökonomie. So wird die Discokugel gleich mit dem Kronleuchter getauscht, denn wenn die Leiter schon mal steht ...

Die Wetthalle an der Rennbahn wird zum Shakespeare-Territorium und wie jedes Jahr so verwandelt, dass der "normale" Besucher sie kaum wiedererkennt. Die Neusser Künstlerin Charlotte Kons ist in diesen Tagen die Herrin der Festival-Crew mit rund 35 Studenten, die bei den Aufführungen den Service machen und sich vorher als Aufbauhelfer betätigen. Da ist Muskelarbeit ebenso nötig wie eine ruhige Hand, Es wird geschleppt, gezimmert, gemalt: "Es ist, als ob man sein Zuhause renoviert und wieder einrichtet", sagt Kons, Morgen Abend wird das Theaterfestival im Globe eröffnet, dann muss alles fertig sein. "Das klappt, morgen früh sind wir so weit", kommentiert sie mit einer Zuversicht, die auch Festivalleiter Rainer Wiertz lachen lässt: "Das ist noch nie passiert!"

Damit hätte das Festival schon seine erste Premiere hinter sich, bevor es überhaupt losgeht. Denn Kons weiß, was sie und ihr Team schon geschafft haben. "Wir hatten bereits eine Vorarbeits-Woche im Lager", erklärt sie. Dort wurden die ersten Punkte auf der langen Liste abgehakt, "und wir konnten uns schon kennenlernen", sagt Kons. Denn rund die Hälfte der Crew besteht aus neuen Mitarbeitern, vielfach sind es Abiturienten, die mit der Schule durch, aber mit Studium oder Ausbildung noch nicht gestartet sind.

Diese Woche war ebenso geschenkte Zeit wie die Tage vor Pfingsten, die Kons schon die Wetthalle nutzen konnte. Deren Chef Werner Galka hatte selbst keine Veranstaltungen, der Trödelmarkt fand nur draußen statt, so dass die Festival-Mitarbeiter drinnen schon malern, ausbessern oder hängen konnte. Das alles lässt Kons die verbleibende Zeit locker sehen: "Den Donnerstag haben wir uns als Puffer, für den Feinschliff, offengelassen."

Das Konzept für die Außenanlage mit Zäunen und Pflanzkästen steht, kann jetzt künstlerisch gestaltet werden, sagt Kons. Passend zum 25-jährigen Bestehen des Festivals wird viel Platz und viel Geld für Blumen aufgewendet. Das Shakespeare-Boot, im vergangenen Jahr als fester Bestandteil eingeführt, wird zu "einem Meer von Blumen", sagt sie lachend. Und für die Innenstadt hat sie eine Lichtprojektion entworfen, die Shakespeares Konterfei von einem Fenster der Hochschule Neuss am Markt auf das GWN-Gebäude gegenüber wirft. Zudem wird das Bild mit Schablonen im Rennbahngelände auf den Boden gemalt.

Wenn Kons' Arbeit beendet ist, beginnt für Rainer Wiertz die spannende Phase. "Mein riskantes Festival" tituliert er die aktuelle Auflage, denn viele der Inszenierungen, die er eingeladen hat, kennt er teilweise bis heute nicht. Auch "Romeo and Juliet", die Auftaktinszenierung morgen Abend von Polina Kalinina und Shakespeare at the Tobacco Factory aus Bristol, hatte von ihm vor etwa einem Jahr eine "blind card" bekommen. Aber zumindest in diesem Fall ist er schon einen Schritt weiter: "Die Aufführung habe ich inzwischen gesehen, sie ist ganz wundervoll", sagt er. Sichtlich beglückt.

(NGZ)
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