Neuss Silvester-Lunch bei Neussern in Namibia

Neuss · 1972 kaufte sein Vater Okomitundu in Deutsch-Südwestafrika, aus dem der Staat Namibia wurde. Heute ist Creditreform-Chef Detlef Frormann Hausherr der Gästefarm. Ein Silvester-Besuch mit "Nüsser Tön" im afrikanischen Sommer.

 Tierbeobachtungen gehören zum Angebot der Farm Okomitundu.

Tierbeobachtungen gehören zum Angebot der Farm Okomitundu.

Foto: Okomitundo

Es ist eine Silvester-Begegnung der besonderen Art. Große Palmen legen kühlen Schatten auf "Buschmanns Platz", schützen vor der Sonne, die am stahlblauen afrikanischen Himmel steht. 30 Grad. An der langen Tafel sitzt der Hausherr, umgeben von Mitarbeitern und Gästen. Gebratene Leber vom Kudu gibt's zu Mittag — und jede Menge Gespräche, die sich um Naturschutz, Wirtschaft und die Perspektiven Namibias drehen. Auf der Südhalbkugel herrscht zum Jahreswechsel Sommer — trockene Hitze statt nasskalter Witterung wie in Neuss. Allein dieses Erlebnis der "umgekehrten Jahreszeit" hebt diesen Silvestertag heraus.

 Creditreform-Chef Detlef Frormann (li.) auf seiner Farm mit Autor Milton Louw, dessen Buch "Future Namibia" er herausgegeben hat.

Creditreform-Chef Detlef Frormann (li.) auf seiner Farm mit Autor Milton Louw, dessen Buch "Future Namibia" er herausgegeben hat.

Foto: ludger baten

Der Neusser Detlef Frormann (58) hat die Farm Okomitundu und die Begeisterung für Land und Leute von seinem Vater übernommen. Die Familie kaufte vor 40 Jahren das 18 000 Hektar große Areal. Damals hieß Namibia noch Südwestafrika wie zur deutschen Kolonialzeit und stand unter Verwaltung der Republik Südafrika. Längst wurde aus dem Land, das zweieinhalbmal so groß ist wie die Bundesrepublik, ein souveräner Staat. Mehr noch: Namibia, der jüngste Staat Afrikas, ist die Hoffnung des schwarzen Kontinents. Die 2,2 Millionen Namibianer verteilen sich auf rund ein Dutzend Ethnien, die friedlich zusammenleben. Zum Lohn wächst die Wirtschaft des Landes stetig, zuletzt um sieben Prozent.

Die Leitung seiner Farm Okomitundu hat Detlef Frormann dem Betreiberehepaar Daniela und Cornelius Kemp übertragen. Wenn es seine Zeit als Chef der Wirtschaftsauskunftei Creditreform mit Sitz im Hammfeld zulässt, reist Detlef Frormann mehrmals im Jahr auf die Farm, die er zu einer Gästefarm entwickelt hat. Ein Kleinod. Er betreibt keine Viehzucht. Der Wildreichtum ist der Schatz von Okomitundu; ebenso wie die Landschaft. Leoparden, Giraffen, Strauße und viele Antilopenarten sind auf Okomitundu zu Hause: vom eleganten Impala bis zum mächtigen Kudu. Für den, der diese ursprüngliche Natur erleben möchte, stehen elf Gästezimmer bereit.

Neben Pirschfahrten mit dem Jeep oder Wanderungen zur Tierbeobachtung bietet Okomitundu als eine von wenigen Farmen auch Ausritte an. Diese Form des Naturerlebnisses ist eigentliche Attraktion der Farm. Auch Jagden sind auf Okomitundu möglich, "wenn es die Population zulässt". Tiere speziell für die Jagd setzt Frormann nicht aus. Ihm ist vielmehr wichtig zu wissen, wie sich die Tierwelt im namibianischen Farmland entwickelt. Daraus wurde ein Forschungsprojekt. Gemeinsam mit dem Museum König in Bonn wird untersucht, wie unterschiedliche Farmkonzepte (Viehzucht, Wildfarm, genossenschaftliches Farmen) sich auf Pflanzen- und Tierwelt auswirken.

Frormann liebt das afrikanische Land und seine Menschen. Weil das so ist, will er seinen Beitrag leisten. Immer wieder versucht er, auch gesellschaftspolitische Anstöße zu geben. Er ist gut vernetzt, in- und ausländische Entscheider verkehren auf seiner Farm. Er glaubt an eine gute Zukunft Namibias. Darum heißt das international anerkannte Buch, das er herausgegeben hat, auch "Future Namibia".

Am Tor zur Einfahrt auf die Farm Okomitundu wehen zwei Fahnen im warmen Sommerwind. Neben Namibias Nationalflagge auch das deutsche Schwarz-Rot-Gold. Ein Symbol. Deutsche, die vor mehr als hundert Jahren als Kolonialherren kamen, sind heute Gäste, Freunde, ja Berater des Landes — das funktioniert nur auf Augenhöhe.

(NGZ)
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