Satirischer Ausblick So wird 2017 in Neuss - ganz bestimmt

Neuss · Politische Purzelbäume, eine Trikot-Posse bei der Tour de France lässt die Schwarz-Grüne Koalition wackeln, und Real Madrid kriegt einen Korb - wir haben die Glaskugel rausgeholt und einen satirischen Ausblick auf das neue Jahr gewagt.

 2017 wird in Neuss ein tolles Jahr mit viel Glück - ganz bestimmt. (Symbolbild)

2017 wird in Neuss ein tolles Jahr mit viel Glück - ganz bestimmt. (Symbolbild)

Foto: dpa, bwu pzi dna

Sportlicher Start ins neue Jahr: Bürgermeister Reiner Breuer (SPD) zeigt eine gekonnte Rolle rückwärts! Erst wollte er das Neujahrskonzert abschaffen - und "bessere Möglichkeiten, auf das neue Jahr anzustoßen" in den Blick nehmen. Doch nirgends gibt es einen so hübschen Purzelbaum zurück wie in der Politik. Gesagt, getan, immer schön mit Blick auf die B-Note - und das "B" steht für Bürgermeister! Beim Neujahrskonzert mit vorangehendem Neujahrsempfang klirren jedenfalls die Sektgläser durchs Foyer der Stadthalle! Ein Prosit auf den Sport - und die Politik!

In der Quirinus-Stadt herrschen eisige Temperaturen. Der Winter ist da, das Thermometer stürzt und stürzt - und die Skihalle bietet mit ihren minus vier Grad auf der Piste fast schon Beach-Party-Feeling. Im Stadtrat wird gestritten, wer für den Eiswinter verantwortlich ist: Die CDU sagt: der Bürgermeister, die SPD sagt: Schwarz-Grün, und Dirk Aßmuth gründet eine eigene Partei und tritt gleich wieder aus. Am Ende raufen sich alle Beteiligten zusammen und verabschieden eine Resolution - für etwas mehr Wärme im zwischenmenschlichen Umgang!

"Völlig losgelöst von der Erde...!" Sie hat es tatsächlich geschafft. Nach monatelangen Testphasen hat sich die gebürtige Neusserin Katharina Peters gegen hunderte Mitbewerberinnen durchgesetzt und wird als erste deutsche Frau auf die Raumstation ISS fliegen. Ihre Reise tritt sie nicht ohne eine Aufgabenliste von der Neusser Verwaltung an. Erstens: Die Milchstraße anzapfen, da es in Neuss kaum Milchbauern gibt. Zweitens: eine Quirinus-Fahne auf dem Mars platzieren. Drittens: dort oben eine Neusser Hotelkette eröffnen - denn mehr Sterne gehen nicht.

Genau ein Jahr nach der Ablehnung der Jugendstil-Sammlung erhält die Stadt die nächste Möglichkeit, sich endlich einen Tanzplatz auf internationalem Parkett zu sichern. Florentino Pérez, Präsident des Champions-League-Siegers Real Madrid, möchte seinen Verein verschenken. Nach eigenen Angaben stammt sein Ur-Großvater aus Neuss - darum möchte er, dass die millionenschwere Truppe künftig für die Quirinus-Stadt ihre Stollenschuhe schnürt. "Real Neuss - die Schützenköniglichen" sollen sie dann heißen. Das Problem: Die Stadt muss ein passendes Stadion bauen. Nach etlichen Podiums-Diskussionen, fliegenden Giftpfeilen zwischen den Parteien und der Frage, was Fußball der Stadt schon bringt ("Wir haben doch das Schützenfest"), lehnt der Rat letztlich ab. Der Grund: Thomas Nickel steht als Trainer nicht zur Verfügung.

Mit diesem Muttertag ist es so: Der eine, Arno Jansen (SPD), würde der "Landesmutter" Hannelore Kraft (SPD) am liebsten einen Blumenstrauß zur Wiederwahl schenken und gleich bei ihr im Düsseldorfer Parlament einziehen. Der andere, Jörg Geerlings (CDU), würde der "Landesmutter" am liebsten einen Blumenstrauß zum Abschied überreichen - und statt Jansen im Landtag Platz nehmen. Und damit das gelingt, verschenken beide im Wahlkampf reichlich Blumen in der Fußgängerzone. Heimliche Wahlsieger: die Neusser Blumenhändler. Welch rosige Zeiten!

Die Tour de France radelt durch Neuss - und die ganze Stadt feiert mit. Nur die CDU grummelt. Der Grund: Es gibt ein Gelbes Trikot, es gibt ein Grünes Trikot, es gibt ein Rotes Trikot - nur ein Schwarzes Trikot gibt es nicht. Und schwupps, steht beim Thema Radverkehr die Schwarz-Grüne Koalition mal wieder auf der Kippe!

Mal wieder dicke Luft am Jröne Meerke: Die Gänsepopulation hat sich innerhalb des letzten Jahres verzehnfacht. Auch das letzte Fleckchen Wiese ist von Kot bedeckt. Mittlerweile steht Gans ganzjährig (beziehungsweise "Gansjährig") auf allen Neusser Speisekarten, um die Population einzudämmen, doch es hilft alles nichts. Die Lösung: Die Verwaltung erklärt den Gänsekot kurzerhand zur Attraktion.

Schützenfest in Neuss! Christoph Napp-Saarbourg regiert - und Thomas Nickel auch irgendwie. Für den langjährigen Präsidenten des Neusser Bürger-Schützen-Vereins ist es das letzte Schützenfest in dieser Funktion. Klar, dass Nickel auch stets im Fokus ist. Es ist ein ziemlich realistischer Königshof: Einem guten Regenten steht stets ein starker Kanzler zur Seite. Nickel macht's ein bisschen wie Bismarck, nur beim Spiel mit den fünf Kugeln ist er raus: Zum Vogelschuss tritt er dann doch nicht an.

Das Römererbe sorgt für Schlagzeilen. Eine kleine Splittergruppe fantasiegetriebener Bürger, die sich postfaktischer Bildung aus dem Internet verschreiben, ist felsenfest überzeugt, dass es die Bundesrepublik überhaupt nicht gibt, und immer noch die Gesetze des Römischen Reiches gelten. Kurzerhand nennen sie sich "Novaesier" und fordern via Facebook, ein Senat möge den Stadtrat ersetzen. Blöd nur, dass nicht nur die Gesetze des Römischen Reiches in der faktischen Welt natürlich nicht mehr gelten, sondern die Novaesier selbst im Falle des Falles auch nichts zu sagen, geschweige denn ein Wahlrecht hätten. Was für ein Holzweg - oder, um es römisch-versöhnlich zu sagen: Errare humanum est!

Nach dem Erfolg des 1Live-Oktoberfestivals 2016 geht das Event im Globe in die zweite Runde. Diesmal mit dabei: The Rolling Stones, Beyoncé Knowles mit Gatte Jay-Z, Paul McCartney - und als Lokalmatador MaximNoise.

November Das Parkproblem in der Innenstadt ist gelöst. Kurzerhand wird die lange leerstehende Traglufthalle, die mittlerweile von Urwald umringt ist, zum Parkhaus umfunktioniert. Die Kunden können ab sofort mit Segways der Stadtwerke in die City cruisen. Reiner Breuer spricht von einem ersten Schritt in Richtung autofreie Innenstadt. ZIN-Vorsitzender Christoph Napp-Saarbourg spricht von einem ersten Schritt in Richtung kundenfreie Innenstadt. Dezember Paukenschlag beim Neusser Weihnachtsmarkt: Organisator Josef Kremer hatte im vergangenen Jahr zwar Investitionen angekündigt, dass er aber mit Kobe-Rind-Ständen, einer mit Blattgold überzogenen Krippe und Glühwein aus dem Hause Château Lafleur sowie Château L'Evangile die ganz schweren Geschütze auffährt, hatten die Neusser dann doch nicht erwartet. Für eine Stellungnahme war Kremer telefonisch zwar zu erreichen, aufgrund des lauten Motors seines Ferrari Testarossa im Hintergrund war er jedoch nicht zu verstehen.

Andreas Buchbauer und Simon Janßen blickten in die Glaskugel.

(NGZ)
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