Neuss So wird der Limes Kultur-Erbe

Neuss · Im Clemens-Sels-Museum wurden jetzt Kriterien genannt.

 Diese Rekonstruktion von Dietrich Rothacher zeigt die "Via praetoria" des Legionslagers mit Blick auf das Stabsgebäude (principia).

Diese Rekonstruktion von Dietrich Rothacher zeigt die "Via praetoria" des Legionslagers mit Blick auf das Stabsgebäude (principia).

Foto: Clemens-Sels-Museum

Pyramiden, die Große Mauer, Inka-Siedlungen, die vielgestaltigen Objekte des römischen Reiches - überall gibt es Spuren antiker Baukunst. Wo sie erhalten und gut sichtbar sind, gehören sie zu Touristenattraktionen in aller Welt. Was das mit Neuss zu tun hat, erklärt Christian Unbehaun, Amtsleiter der Stadtplanung und zuständig für Denkmalangelegenheiten. "Am Rhein verlief die Grenze des römischen Imperiums. Herausragende archäologische Zeugnisse aus dieser Zeit liegen im Boden der Stadt Neuss. Sie zu bewahren und für die Bevölkerung öffentlicher zu machen - das soll auch unsere Aufgabe sein."

Unbehaun spricht damit das Vorhaben des Landschaftsverbandes Rheinland an, den "Niedergermanischen Limes" als Teil der internationalen Unesco-Welterbestätte "Grenzen des römischen Reiches" eintragen zu lassen. Ein Vorhaben, zu dem Deutschland und die Niederlanden sowie Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen einen entsprechenden Vertrag geschlossen haben.

Im Rahmen einer Info-Veranstaltung im Clemens-Sels-Museum erläuterte Jürgen Kunow, Leiter des Rheinischen Amtes für Bodendenkmalpflege in Bonn, das Procedere für eine Aufnahme des "Niedergermanischen Limes". "Es müssen Objekte von außergewöhnlichem universellen Wert sein. Sie in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken und sie auch zu schützen, dazu treten wir an." Die Kriterien - Elemente militärischer Bauten, sichtbare Flussgrenzen, Zeugnisse von Wassermanagement und wichtige Funde - erfülle die Limes-Geschichte sicherlich, meinte er.

Mit Blick auf Neuss stellte Lisa Berger vom Landschaftsverband neben dem Reckberg besonders das vom Archäologen Constantin Koenen zwischen 1886 und 1900 mit einem Team ausgegrabene ehemalige Legionslager im heutigen Stadtteil Gnadental in den Mittelpunkt. Novaesium als Garnisons-Standort der XVI. römischen Legion wird erstmalig 115 n. Chr. von Tacitus genannt. Es beherbergte zeitweise mit allen Hilfstruppen bis zu 6000 Mann und war auch der Grundstein für die Zivilsiedlung Novaesium in der heutigen Innenstadt. Das Grabungsgelände ist heute zwar vollkommen überbaut, gleichwohl konnten inzwischen durch weitere Forschungen Rekonstruktionen hergestellt werden.

Die Überbauung ist auch Thema für die Verwaltung. "Bei Wohnbau, Verkehr und Grün muss die Denkmalpflege berücksichtigt werden. Das müssen wir wieder in das Bewusstsein der Bürger rücken. Denn mancher Anwohner ahnt gar nicht, was für eine geschichtliche Attraktivität im Boden verwahrt ist", sagte Unbehaun Mit der Aufnahme in die Unesco-Liste könne eine öffentlichkeitswirksame Präsentation des Limes und der Neusser Überbleibsel in den Blickpunkt gerückt werden - etwa mit thematischen Führungen. Die Schwierigkeit sei, so Unbehaun, sichtbar zu machen, was nicht sichtbar ist. Rolf Hoppe

(NGZ)
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