Nach Mord an Mitarbeiterin der Arge in Neuss Sorge wegen Morddrohung am Jobcenter

Neuss · "Der Tod kommt auch bald zu dir": Schmierereien wie diese riefen am Freitag den Staatsschutz der Polizei auf den Plan. Nach ersten Ermittlungen bestehe jedoch kein Zusammenhang zu der tödlichen Messerattacke am Mittwoch.

Schmierereien an Jobcenter-Gedenkstätte
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Schmierereien an Jobcenter-Gedenkstätte

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Todesdrohungen gegen eine einzelne Frau und rassistische Schmierereien an der Häuserwand des Jobcenters Stresemannallee schockierten Freitag viele Mitarbeiter im "Büropark an der Rennbahn", als sie am Morgen zur Arbeit kamen. Sie schalteten die Polizei ein, der Staatsschutz ermittelt.

Nach ersten Erkenntnissen bestehe aber kein Zusammenhang zwischen dem Mord an der 32-jährigen Irene N. und den Todesdrohungen, die gegen eine Mitarbeiterin ausgestoßen wurde, die dem Vernehmen nach im Jugendhaus des Jobcenters arbeitet. Das sagte Britta Zur, die zuständige Staatsanwältin.

Vor dem Haupteingang zum Jobcenter, das nach der tödlichen Messerattacke vom Mittwoch geschlossen blieb, hatten Unbekannte in der Nacht eine kleine Gedenkstelle für die Ermordete verwüstet und ein Bild von ihr, das Familienangehörige am Abend zuvor aufgehängt hatten, mit der zynischen Bemerkung besudelt: "Eine Deutsche weniger." Zudem waren an mehreren Stellen wüste Drohungen an die Wand geschmiert worden: "Der Tod kommt auch bald zu dir. Ich bin kein Spaß" hatten Unbekannte mit klobigen Blockbuchstaben an die Wand gekritzelt. "Eine Riesensauerei", sagte Kreissozialdezernent Jürgen Steinmetz, der den Rhein-Kreis in der Trägerversammlung des Jobcenters vertritt. Die Schmierereien waren schon am Mittag übertüncht; auf die Drohungen gegen eine Mitarbeiterin werde man "intern reagieren", sagte Christoph Janßen, Pressesprecher des Jobcenter.

Christina Jacke war eine der Ersten, die Freitagmorgen die Tat entdeckte. Blumensträuße und Kerzen für Irene N. waren auf dem ganzen Parkdeck vor dem Haupteingang zum Gebäude verstreut, überall flog Müll herum, schildert die Mitarbeiterin der St. Augustinus-Kliniken die Szene. "Es sah aus, wie nach einem Sturm."

Wenig später war die Polizei vor Ort. Und obwohl rund um den Platz vor dem Jobcenter auf eine Videoüberwachung aufmerksam gemacht wird: Bilder gibt es nicht. Überwacht werde nur der unmittelbare Eingangsbereich, hieß es im Verwaltungsgebäude der Augustinus-Kliniken gegenüber dem Jobcenter. Und das nur bis 18 Uhr.

Der Staatsschutz nahm die Ermittlungen auf — wie immer, wenn rassistische oder gar (eine Formulierung legt den Verdacht nahe) antisemitische Hintergründe nicht auszuschließen sind.

Der Mitarbeiter eines freien Trägers, den der mit Messern bewaffnete mutmaßliche Täter am Mittwoch eigentlich aufsuchen wollte, weiß inzwischen, dass der Angriff auf Irene N. vermutlich ihm gelten sollte. Er sei tief betroffen und werde betreut, hieß es.

(NGZ/ac/jco/rm/pst)
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