Neuss Soumagnes Texte als Teil der Natur

Neuss · Die Reihe "Neusser Natur" führte entlang des Soumagne-Wegs in Norf.

 Regenfest hatten sich die Teilnehmer der wegen des Wetters recht klein ausgefallenen Besuchergruppe gekleidet.

Regenfest hatten sich die Teilnehmer der wegen des Wetters recht klein ausgefallenen Besuchergruppe gekleidet.

Foto: Woi

Es ging zwar in die Natur, aber nicht allein um sie: Der Soumagne-Weg stand am Samstag im Fokus der Reihe "Neusser Natur" - aber bei strömendem Regen kam eine vergleichsweise kleine Gruppe zusammen, um ihn abzugehen und dabei von dem Mundartdichter Ludwig Soumagne zu hören, der weit über die Grenzen Norfs, aber auch Deutschlands bekannt ist.

Treffpunkt war vor der Bäckerei Soumagne, wo Achim Thyssen, der Leiter des Zonser Mundartarchivs Ludwig Soumagne von dem Dichter (1927 bis 2003) erzählte. Entlang des Soumagne-Weges gibt es 17 Tafeln mit Texten des Mundartdichters, die erste an der Fassade der Bäckerei gleich gegenüber dem Bahnhof. Dort geht es um die "Litanei", und die Teilnehmer erfuhren von zwei Superlativen: "Das ist sein längstes und bekanntestes Gedicht", erklärte Achim Thyssen. Die Mundart-Spezialistin Helga Peppekus war eigentlich als Teilnehmerin gekommen, übernahm aber spontan die ihr von Thyssen zugedachte Aufgabe der Rezitation.

Zwischen den einzelnen Texttafeln entlang des Norfbaches beschrieb Achim Thyssen den Menschen Ludwig Soumagne. Die Natur habe ihn nicht sonderlich interessiert, ihm sei es vorrangig um die Menschen gegangen. Gleichwohl habe er die Idylle in seinem Heimatort zu Spaziergängen gerne genutzt, das habe seinem Nervenkostüm gutgetan. Thyssen sprach von einem "hervorragenden Schauspieler" und einem "ausgebufften Profi", der etwas Geheimnisvolles an sich gehabt habe.

Auf einer Texttafel geht es um "Rechts vor links", was für den Soumagne-Kenner aber kaum etwas mit der Vorfahrtsregel in der Straßenverkehrsordnung zu tun hat. Seine Vermutung: Es ging um das "Links" im politischen Sinne. Dazu passt, dass Soumagne eine Freundschaft mit Johannes Rau pflegte. War der Mann, der in seinem stets schwarzen Outfit immer ein wenig wie ein Geistlicher wirkte, in Wirklichkeit ein "Roter"?

Er war auf jeden Fall ein bisschen kapriziös. So habe er sich geärgert, als "Bruder Johannes" sich nicht persönlich für ein Geschenk von ihm bedankt hatte, sondern dies sein Büro hatte erledigen lassen. Soumagne schickte dieses Dankschreiben an die Privatadresse von Rau. "Saat mech alles ävver verzällt mech nix", steht auf einer Tafel. Diese Botschaft ist unmissverständlich: Soumagne hielt nichts von leerem Geschwätz.

(barni)
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