Neuss Souto de Moura stellt in Hombroich aus

Neuss · Der portugiesische Stararchitekt zeigt im Siza-Pavillon auf der Raketenstation mit Entwürfen, Skizzen, Modellen und Fotos die Entwicklung seines Schaffens. Er hat sie selbst mitkonzipiert und dafür auch neue Modelle gebaut.

 Eduardo Souto de Moura wurde 2011 mit dem Pritzker-Preis, dem weltweit wichtigsten Architekturpreis, ausgezeichnet.

Eduardo Souto de Moura wurde 2011 mit dem Pritzker-Preis, dem weltweit wichtigsten Architekturpreis, ausgezeichnet.

Foto: Andreas Woitschützke

Die Ausstellung gehört gewiss nicht zu den größten, die sein Werk zeigen. "Aber sie ist die beste", sagt der portugiesische Architekt Eduardo Souto de Moura (63) und schaut sich zufrieden um. Einmal ist es der Ort, der ihn begeistert, und dann der Charakter der Schau. Für den Siza-Pavillon auf der Raketenstation, das von seinem geschätzten Kollegen Alvaro Siza entworfene Gebäude, hat Souto de Moura eine Ausstellung konzipiert, die weniger auf fertige Ergebnisse als vielmehr auf den Weg dahin ausgerichtet ist. "Am Anfang ist man radikal, ab er das verliert sich mit der Zeit", sagt er lakonisch, "dann sind nur noch das Leben und der Mensch wichtig.".

Für die Ausstellung hat der Portugiese sogar einige Modelle neugebaut, sagt Frank Boehm, der Geschäftsführer der Stiftung Insel Hombroich, die die Ausstellung gemeinsam mit dem Bund Deutscher Architekten (BDA) realisiert und auch einen hervorragenden Katalog zu Souto de Mouras Arbeit herausgegeben hat.

Der Architekt aus Porto ist extra angereist, hat sichtlich großes Interesse daran, sein Vorgehen zu erläutern und sprenkelt seine Ausführungen mit einem wunderbaren trockenen Humor. Das fängt schon damit an, dass er die derzeitige europäische Krise nicht leugnet, aber auf die Schreibweise im Chinesischen für das Wort hinweist: "Es besteht aus zwei Zeichen, die für sich ,Veränderung' und ,Projekt' bedeuten", sagt er.

Von seinen eigenen Projekten hofft er, dass sie für die Zukunft wichtig sind. In Hombroich gehört eines seiner liebsten dazu, denn auch wenn er sagt "eigentlich sind alle Projekte gleich", weiß er auch: "Am Ende dann doch nicht." Das Stadion in Braga ist eines davon, angefangen von den Umkleiden bis hin zu den Tribünenbauten ist alles von ihm entworfen. Das maßstabgerechte Modell hat einen wunderbaren Platz am Panoramafenster des Siza-Pavillons, hinter dem sich eine gezähmte grüne Wildnis zeigt. Damit passt die Arbeit gleich im doppelten Sinn dahin. Denn Souto de Mouras Anliegen ist es, die Natur mit der Künstlichkeit der Architektur gleichermaßen zu verknüpfen wie auch die Unterschiede zwischen beiden deutlich zu machen.

Der Raum davor steht mit vier Projekten für Souto de Mouras Entwicklung - etwa in der Fensterfrage. Beim Umbau einer Klosteranlage nutzte er alle Formen, die er kannte, bei Hochhäusern verzichtete er ganz darauf, weil ihn die Frage nicht mehr interessierte, und beim Entwurf eines Wohnhauses für einen Filmregisseur orientierte er sich dann an dessen spezielle Sicht auf die Welt und schuf Fenster in Trichtern, die nach außen gehen.

Das Modell einer Markthalle in Braga steht für die stete Wandlung einmal entworfener Bauten. Wo früher Fische verkauft wurden, sitzen heute junge Musikschüler. Die Anlage ist ein vermutlich eher seltenes Beispiel dafür, dass ein Architekt beauftragt wird, seinen eigenen Entwurf neuen Gegebenheiten anzupassen.

(NGZ)
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