Neuss Sportplätze sollen für Kitas weichen

Neuss · Die vielen geplanten Kita-Neubauten bringen die Stadt in Bedrängnis, weil es nicht überall passende Grundstücke gibt. Die Sportler in Weckhoven klagen darüber, dass sie ihren Aschenplatz verlieren. Auch in Norf regt sich Widerstand.

 Auf den Aschenplatz der Bezirkssportanlage Weckhoven möchte die Stadt eine Kita bauen. In der Stadt fehlen Grundstücke für Kitas.

Auf den Aschenplatz der Bezirkssportanlage Weckhoven möchte die Stadt eine Kita bauen. In der Stadt fehlen Grundstücke für Kitas.

Foto: Andreas Woitschützke

Der Ärger in Weckhoven ist groß: Der Aschenplatz auf der Bezirkssportanlage soll verschwinden, um dort eine dringend benötigte Kita zu bauen. So will es die Verwaltung. Der betroffene Sportverein BV Weckhoven allerdings weiß davon noch überhaupt nichts. "Bisher hat niemand von der Verwaltung mit uns gesprochen, und das ärgert uns natürlich sehr", sagt der Vorsitzende Thomas Lang, der auch Chef des Kreissportbundes ist. Das Problem in Weckhoven: Wenn der Aschenplatz verschwindet, haben 420 Fußballer, Baseball-Spieler und American Footballer keinen Platz mehr, auf dem sie im Winter trainieren können. Der Vorstand des Vereins verständigte sich in dieser Woche auf diese Linie: "Wir akzeptieren die Notwendigkeit einer Kita und kämen auch mit einem Sportplatz weniger zurecht. Der Verlust des Aschenplatzes käme für uns nur infrage, wenn wir dafür einen anderen Allwetterplatz bekämen", sagt Lang. Sprich: einen Kunstrasenplatz.

In Norf ist die Lage ähnlich: Dort soll auf der als Bolzplatz genutzten Wiese zwischen dem Gymnasium und dem Biotop am Taxusweg eine Kita gebaut werden. Grünen-Fraktionschef Michael Klinkicht will um den Bolzplatz, den letzten in Norf, kämpfen. Er kann die Argumentation der Verwaltung nicht nachvollziehen. Vor Jahren war eine Kita in Norf geplant, wurde dann aber wegen fehlenden Bedarfs gestrichen. Und jetzt ist der Bedarf auf einmal so groß, dass dafür sogar der Bolzplatz geopfert werden soll. Und Arno Jansen (SPD) beklagt aus Weckhovener Sicht, dass 2009 das Grundstück für eine Kita an der Franz-Leuniger-Straße aus der Hand gegeben wurde, so dass man jetzt auf den Aschenplatz schielen müsse. Ob die Fläche dafür tatsächlich genutzt wird, soll der Rat im September entscheiden. Dann aber ist nach Ansicht von Jugenddezernent Stefan Hahn "allerhöchste Eisenbahn, damit 2017 kein Versorgungsengpass in Weckhoven entsteht".

Beide Fälle verdeutlichen, wie kompliziert es geworden ist, für die vielerorts dringend benötigten Kita-Neubauten auf die Schnelle geeignete Standorte zu finden. Es räche sich nun, sagt Sozialdezernent Stefan Hahn, dass in früheren Jahren zur Finanzierung des Haushaltes viele Flächen verkauft wurden, die heute für Kitas oder aber Flüchtlingswohnheime infrage kommen würden. Planungsdezernent Christoph Hölters gibt zu: "Die jetzt bekannten Flächen werden irgendwann in der Nutzung sein. Aber wir werden immer handlungsfähig sein, indem neues Bauland entsteht oder älterer Bestand umgenutzt wird." Wie nun in Norf und Weckhoven.

Neben dem Bau von Unterkünften für Flüchtlinge an 27 Standorten in der Stadt sind Kita-Neubauten die dringendste und größte Aufgabe, die die Verwaltung zu bewältigen hat. Allein in den kommenden Jahren werden 13 Einrichtungen in der Stadt neu gebaut oder erweitert. Dann gäbe es bereits 100 Kitas im Stadtgebiet (siehe Box). Für 2018 und 2019 hat die Stadt fünf weitere Kitas in den Stadtteilen Hammfeld, Uedesheim, in der Innenstadt und in Rosellen in der Planung. Grund für den enormen zusätzlichen Bedarf in der Stadt sind nicht nur die erwarteten Kinder von Flüchtlingen, die betreut werden müssten, sondern auch die geplante Versorgungsquote von 75 Prozent für Unter-Dreijährige (U3) bis zum Jahr 2022. Das würde nämlich 1000 zusätzliche Kita-Plätze im Vergleich zu heute bedeuten.

(NGZ)
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