Neuss St. Nikolaus verpasst Erzbischof "Maulkorb"

Neuss · Heiner Koch mit dem Närrischen Maulkorb ausgezeichnet. Der Erzbischof von Berlin war einst Stadtjugendseelsorger in Neuss. Laudator Horst Thoren kam als heiliger Nikolaus. Neusser Jecken-Chef Jakob Beyen gehörte zu den Gastgebern.

 Horst Thoren (l.), stellvertretender Chefredakteur unserer Zeitung, hielt die Laudatio auf Erzbischof Heiner Koch (2.v.l.). An der Spitze der Neusser Delegation standen KA-Präsident Jakob Beyen (Mitte) und das Prinzenpaar: Dieter III. und Anita I.

Horst Thoren (l.), stellvertretender Chefredakteur unserer Zeitung, hielt die Laudatio auf Erzbischof Heiner Koch (2.v.l.). An der Spitze der Neusser Delegation standen KA-Präsident Jakob Beyen (Mitte) und das Prinzenpaar: Dieter III. und Anita I.

Foto: A.Endermann

Der Närrische Maulkorb wird seit 2001 alle zwei Jahre vergeben - allerdings nur nach der rheinischen Zeitrechnung. Wenn, wie aktuell, zwischen zwei Verleihungen eine dreijährige Pause liegen sollte, nimmt es der Rheinländer nicht so genau. Gestern Heiner Koch in Düsseldorf, zuvor bereits 2014 Willibert Pauels in Neuss. Für rheinische Karnevalisten kein Problem. Dann sei 2018 eben schon der Mönchengladbacher Karnevalsverband (MKV) an der Reihe, rechnet der Neusser KA-Präsident Jakob Beyen vor, "und schon sind wir wieder im Rhythmus". Der MKV bildet gemeinsam mit dem Comitee Düsseldorfer Carneval (CC) und dem Karnevalsausschuss (KA) der Stadt Neuss die sogenannte Elefantenrunde, die den Närrischen Maulkorb für solche Persönlichkeiten des gesellschaftlichen Lebens auslobt, die auch in der Öffentlichkeit Klartext sprechen, dabei aber nicht Humor mit Häme verwechseln.

Karneval lebt davon, Routine zu durchbrechen und Erwartungshaltungen zu enttäuschen, um letztlich Denkprozesse zu befeuern. So erschien Horst Thoren, stellvertretender Chefredakteur unserer Zeitung im Gewand des heiligen Nikolaus. Das passe, so der Laudator, in mehrfacher Hinsicht zum Abend: "Es passt zum Winter, weil es wärmt. Es passt zum Berufsbild des Jubilars. Es ist auch gedacht als Mantel der Nächstenliebe. Zumindest über die folgende Lobesrede unter Brüdern." Thoren skizzierte den Weg eines rheinischen Katholiken in die ostdeutsche Diaspora.

Doch mit Koch, der vor vier Jahren als Bischof nach Dresden gerufen wurde und seit Juni 2015 Erzbischof in der Hauptstadt ist, steht die "klammheimlich betriebene Eroberung Berlins durch das Rheinland vor dem ruhmreichen Abschluss! Unser Bruder Heiner wird es richten: Geboren in Düsseldorf, studiert in Bonn, amtiert in Köln - der Kraft dieser rheinischen Dreifaltigkeit wird Berlin nicht widerstehen können. Und sollte dennoch weiterer rheinischer Beistand nötig sein, werden es einige Fürbitten Richtung Kaarster Kreuz gewiss richten." Erzbischof Koch ist nach dem Kölner Dompropst Bernard Henrichs (2003), dessen Vater Wilhelm Anfang der 1930er Jahre Oberbürgermeister in Neuss war, der zweite katholische Geistliche unter den acht Preisträgern. Für den gebürtigen Düsseldorfer war es gestern ein "Heimspiel", denn auch mit dem Rhein-Kreis Neuss ist er eng verbunden. In Kaarst an St. Martinus wirkte er als Kaplan, der bei der Bruderschaft "Schützenfest lernte". In Neuss war er Stadtjugendseelsorger.

Heiner Koch mag den Karneval. Gerne erinnert er sich daran, dass er von der Prinzengarde Blau-Weiss in Düsseldorf die Goldene Pritsche erhielt. Und die Tischgemeinschaft "Brandstifter" bei den Düsseldorfer Jonges, deren Mitglied der Erzbischof ist, führen ihn sogar unter dem Titel "Ehrenbrandstifter".

Jetzt also der Maulkorb, durch den sich Koch "sehr geehrt" fühlt. Weitere Maulkorb-Träger sind unter anderem auch Wolfgang Clement und Markus Lüpertz. Damit spricht der Berliner Erzbischof den Karnevalisten sicher aus dem Herzen: "Man sollte alles im Leben positiv sehen. Denn das ist die Basis für Freude."

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort