Neuss Stadt: Hundekotbeutel nutzen nichts

Neuss · Hundekot ist ein Ärgernis in der Stadt. Die Stadt zweifelt jedoch am nachhaltigen Erfolg durch Hundekotbeutelspender.

Nur einen Moment hat der Spaziergänger nicht aufgepasst, und plötzlich ist die rechte Schuhsohle ganz glitschig. Mit Schmackes tritt der Mann in Hundekot, jetzt muss er den Schuh sauber kriegen. Mit seinem Ärger darüber steht er nicht allein: Vielen Bürgern stinken die "Hundekot-Tretminen" im Stadtgebiet mittlerweile gewaltig. Der Stadtverordnete Michael Ziege (SPD) ist erst in der vergangenen Woche darauf angesprochen worden, wann denn weitere Hundekotbeutelspender in Neuss aufgestellt werden. Seine Partei hatte im vergangenen Jahr einen entsprechenden Antrag gestellt. Am Dienstag kommt das Thema im Umweltausschuss wieder auf den Tisch. Und die Antwort der Verwaltung lässt sich mit vier Worten zusammenfassen: Am liebsten gar nicht.

Das jedenfalls ist die Haltung im Rathaus zu weiteren Hundekotbeutelspendern. Der zuständige Dezernent Matthias Welpmann ist überzeugt, dass sie "langfristig nicht nachhaltig" sind. Er verweist auf die Erfahrung mit Hundekotbeutelspendern, die im Januar 2014 in den Grünanlagen Am Corneliusweg in Selikum, Am Röttgen sowie an der Jacob-Herbert-Straße in Grimlinghausen sowie am Jröne Meerke auf der Furth aufgestellt wurden und seither wöchentlich durch die Parkaufsichten kontrolliert werden. In den vergangenen drei Jahren seien die Spender mit rund 80.000 Hundekotbeuteln bestückt worden - eine merkliche Verbesserung der Situation vor Ort habe sich allerdings nicht eingestellt. Viele Hundehalter würden die Hinterlassenschaften ihrer Tiere nach wie vor liegenlassen. Mit dem Aufstellen der Hundekotbeutelspender sei dafür ein weiteres Problem entstanden: Die Beutel landen häufig nicht im Mülleimer, sondern würden oft achtlos auf Grünflächen entsorgt. Das Problem: So leicht lassen sich die Beutel laut Verwaltung dann gar nicht mehr aufsammeln. Oft seien sie bereits in den Boden eingearbeitet oder in "Vegetationsbeständen verschwunden". Eine "normale Reinigung" der Grünflächen helfe da kaum noch.

Noch größer sei das Problem, wenn die Beutel in Gewässer gelangen. Welpmann spricht die Belastung der Umwelt durch Plastik und Mikroplastik an. Es sei daher wenig passend, wenn das Amt für Umwelt und Stadtgrün in großer Anzahl Hundekotbeutel aus Plastik ausgebe - und biologisch abbaubare Beutel seien deutlich teurer. Mit Blick auf die rund 8000 als steuerpflichtig gemeldeten Hunde in Neuss müsste mit rund 16.000 Beuteln am Tag kalkuliert werden - also rund 5,8 Millionen Stück pro Jahr. Das würde die Stadt jährlich rund 174.000 Euro kosten. Hinzu käme der Entsorgungsaufwand.

Welpmann setzt daher auf die Eigenverantwortung der Hundehalter. "Man kann von jedem Hundebesitzer erwarten, dass er sich um die Hinterlassenschaften seines Tieres kümmert", sagt er. Allerdings fehle es an vielen Orten in Neuss an entsprechender sozialer Kontrolle. Und Welpmanns Hinweis, dass die Verstöße mit Bußgeldern geahndet werden, trifft nur halb. Trotz Aufstockung fehlt es dem Kommunalen Sicherheitsdienst (KSD) an Personal für flächendeckende Kontrollen. Doch so leicht will die SPD das nicht schlucken. "Ich bin nach wie vor überzeugt, dass Hundekotbeutelspender zu einer Verbesserung der Situation führen können", sagt Michael Ziege. Zudem sollte der KSD Schwerpunkt-Kontrollen durchführen und Verstöße auch mit Bußgeldern ahnden - und nicht nur mit freundlichen Ermahnungen.

Die Politik wird sich nun im Umweltausschuss mit dem Thema, das in der Vergangenheit auch schon von der UWG angestoßen wurde, beschäftigen.

(NGZ)
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