Neuss Stadt muss um Gewerbeflächen kämpfen

Neuss · Die Gewerbeflächen-Potenzialanalyse zeigt, dass der Bedarf in Neuss bis 2030 bei 100 Hektar liegt - mindestens.

 Das Gewerbegebiet Holzheim ist noch nicht erschlossen - die Flächen sind jedoch schon voll vermarktet.

Das Gewerbegebiet Holzheim ist noch nicht erschlossen - die Flächen sind jedoch schon voll vermarktet.

Foto: Stadt Neuss

Die Darstellung der Industrie- und Handelskammer, dass Neuss in den nächsten 15 Jahren 162 Hektar Gewerbefläche benötigt, beruht nach Ansicht von Planungsdezernent Christoph Hölters auf einer Milchmädchenrechnung. Einfach aus der außergewöhnlich großen Flächen-Inanspruchnahme der vergangenen drei Jahre eine solche Prognose abzuleiten, sei nicht in Ordnung. Faktisch könne der gutachterlich geprüfte und nach unterschiedlichen Modellen berechnete Bedarf bis zum Jahr 2030 abgedeckt werden, wenn an der Kuckhover Straße (Allerheiligen Ost) noch einmal 28 Hektar Fläche für Gewerbe und Industrie ausgewiesen werden. Dieses Areal hat die Stadt schon in ihren Flächennutzungsplan übernommen, der im Entwurf jetzt vorliegt. Sie muss aber noch darum kämpfen, dass die Fläche auch in dem - übergeordneten - Regionalplan Aufnahme findet.

Die Überarbeitung der Gewerbeflächen-Potenzialanalyse aus dem Jahr 2010 kommt zu dem Ergebnis, dass der Flächenbedarf für die Industrie bei rund 100 Hektar bis 2030 liegt. Die Absicht der Stadt, mit den Bürgern über Gewerbeflächen westlich der Morgensternsheide (18 Hektar) und südlich von Hoisten (61 Hektar) ins Gespräch zu kommen, ziele schon über das Jahr 2030 hinaus. Die IHK, die sich vom Flächennutzungsplan der Stadt enttäuscht zeigte, will diese Flächen unmittelbar entwickeln.

Mit Verwunderung hat auch der Vorsitzende des Planungsausschusses, Karl Heinz Baum (CDU), auf die Kritik der IHK reagiert. "Der von der IHK für die nächsten 15 Jahre für Neuss errechnete Gewerbeflächen-bedarf von 162,5 Hektar ist völlig überzogen", teilt Baum mit. "Nach einem ersten uns im Wirtschaft- und Liegenschaftsausschuss gegebenen Zwischenbericht sind dies nach Abzug der noch im gültigen Flächennutzungsplan vorhandenen Reserve circa 100 Hektar."

100 Hektar sind jedoch der prognostizierte Mindestbedarf. Das stellte Dominik Geyer von der auf Stadt- und Regionalplanung spezialisierten Jansen GmbH im Ausschuss für Wirtschafts- und Liegenschaftsangelegenheiten heraus. Dort legte er den Zwischenbericht vor. Je nach Hochrechnung ergibt sich bis 2035 ein Gewerbeflächenbedarf zwischen 97 und 131 Hektar. Mit Blick auf die Gewerbeflächen gebe es, so Geyer, in Neuss eine extrem hohe Nachfrage. Und vor allem gibt es viele Nachfragen aus Neuss selbst. Geyer spricht von einer "Pflichtaufgabe" und einem Segment, das bedient werden müsse. "Es geht darum, Unternehmen in Neuss zu halten." Wie sich die Nachfrage gestaltet, geht aus einer Analyse der sogenannten ernsthaften Anfragen für Gewerbeflächen - dabei werden Anfragen von Projektentwicklern mit bundesweiter Suche bewusst ausgeklammert - hervor.

In den vergangenen beiden Jahren hat es demnach jeweils rund 50 solch "ernsthafte Anfragen" gegeben. "Davon kam mehr als die Hälfte von Neusser Unternehmen, die Flächenbedarf haben", sagte Geyer. Etwa ein Drittel der Anfragen kommen zudem von Unternehmen aus Düsseldorf sowie Nachbarkommunen im Rhein-Kreis. Überregionale Anfragen gebe es hingegen nur selten. Zwar werde versucht, Nachfragen von in Neuss ansässigen Unternehmen mit Bestandsimmobilien oder individuellen Lösungen aufzufangen. Aber die Flächenknappheit mache dies zunehmend zur Herausforderung.

(NGZ)
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