Neuss Stadt soll Angst-Räume besser ausleuchten

Neuss · Innere Sicherheit ist ein zentrales Wahlkampfthema. Die SPD fordert ein Modellprojekt mit einem innovativen Straßenbeleuchtungssystem. Es soll das Sicherheitsgefühl stärken. Das Vorbild steht am Phönixsee in Dortmund.

Für YouTube-Verhältnisse ist das Video noch beinahe ein Geheimtipp: Erst 3590 Mal wurde der zweieinhalb Minuten dauernde Film "Das Licht geht mit am Phönixsee" - Stand gestern - aufgerufen, dabei ist er schon anderthalb Jahre online. Geht es nach den Neusser Sozialdemokraten, dann dient er jedoch als gutes Anschauungsmaterial, wie moderne LED-Technik in Zukunft auch in Neuss genutzt werden kann. "Wir setzen uns für ein Modellprojekt nach dem Phönixsee-Vorbild für Neuss ein", sagt Fraktionschef Arno Jansen. Das Ziel: Angsträume sollen besser ausgeleuchtet und das Sicherheitsgefühl gestärkt werden.

Die SPD hat einen entsprechenden Antrag für die nächste Ratssitzung eingebracht. Das Gremium tagt am Freitag, 28. April, im Rathaus. Gut möglich, dass sich die Klickzahlen des YouTube-Videos zum Phönixsee bis dahin dank Neusser Beteiligung erhöht haben. Rund um das künstliche Gewässer, das auf einer Fläche eines ehemaligen ThyssenKrupp-Stahlwerks entstanden ist, setzt die Stadt Dortmund auf ein innovatives Beleuchtungsmodell. Als "Mitlaufendes Licht" bezeichnet es die SPD stark vereinfacht. "Insgesamt 87 LED-Leuchten werden auf dem 3,2 Kilometer langen Rundweg um den See zwischen 22 und 6 Uhr bedarfsgerecht gedimmt", erklärt Arno Jansen. "Beim Passieren der Leuchten am See steuern Sensoren die nächsten zwei Laternen und bei schneller Bewegung - also zum Beispiel, wenn Radfahrer unterwegs sind - die nächsten fünf Laternen an." Wer sich in den Abend- und Nachtstunden dort bewege, habe also stets einen ausgeleuchteten Weg. Ansonsten bleibt es dunkel. Die SPD nennt 35 Prozent Energieeinsparung durch die Dimmung und 25 Prozent durch LED-Technologie. Die Verwaltung soll nun prüfen, ob sich ein solches Beleuchtungskonzept in Neuss etablieren lässt. Bei der Analyse sollen Stadtwerke und Rheinbahn einbezogen werden.

Der Haken des Vorschlags: Die Höhe der Kosten für ein solches Beleuchtungsmodell ist unklar. Auch das soll die Verwaltung ermitteln. Einige Angsträume, die sich für ein Modellprojekt anbieten würden, liefert die SPD dafür gleich mit. In Allerheiligen wird der Verbindungsfußweg zwischen S-Bahnhof und Ortsmitte entlang der Bustrasse genannt, auf der Furth ist es der Bereich am Stadtwald zwischen Jröne Meerke und Stadionviertel. Weitere Angsträume identifizieren die Sozialdemokraten am Selikumer Weg (von der Nordkanalallee bis zur Abbiegung nach Meertal), am Stichweg zwischen Gnadentaler Allee und Einkaufszentrum in Gnadental ("Brauner Weg"), am Stichweg zwischen Sistemichstraße und Bonner Straße in Grimlinghausen sowie in Selikum zwischen der Bushaltestelle Ittenbachstraße und Cranachstraße. Im Dialog mit den Bürgern soll die Verwaltung weitere Angsträume identifizieren.

Der SPD-Vorschlag könnte mit Blick auf die Landtagswahl deutlich an Fahrt gewinnen. Die Innere Sicherheit gehört schließlich zu den zentralen Themen im Wahlkampf, auch die CDU hat es sich auf die Fahnen geschrieben und zum Beispiel im vergangenen Jahr einen Stadtparteitag zum Thema organisiert. Es ist eine vielleicht entscheidende Frage für die Wahl, welcher Partei die Bürger mehr Kompetenzen auf diesem Gebiet zutrauen. Denn das Sicherheitsempfinden hat spürbar nachgelassen, daran ändern auch von der Polizei vorgelegte Kriminalitätsstatistiken nichts. Im Rhein-Kreis besagt diese: Alles halb so schlimm. "Die Sicherheitslage ist stabil", sagte Landrat Hans-Jürgen Petrauschke bei der Vorstellung der Kriminalitätsstatistik. Aber angesichts hoher Einbruchszahlen und zuletzt gestiegener Gewaltkriminalität herrscht bei vielen Bürgern die Sorge, selbst zum Opfer zu werden.

(NGZ)
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