Neuss Stadt treibt Inklusion voran

Neuss · Mit einem "Handlungskonzept Inklusion" will die Stadt die Integration von behinderten Kindern vorantreiben. Vor allem im Schulbereich gebe es noch viele Baustellen, mahnt die Initiative Gemeinsam Leben und Lernen.

 Ursula von Schönfeld und Hermann-Josef Wienken vom Verein IGLL arbeiten an dem Handlungskonzept mit, in das sie große Hoffnungen setzen.

Ursula von Schönfeld und Hermann-Josef Wienken vom Verein IGLL arbeiten an dem Handlungskonzept mit, in das sie große Hoffnungen setzen.

Foto: woi

Dass sich Eltern von behinderten Kindern oft als Bittsteller vorkommen, wenn sie versuchen, ihre Rechte durchzusetzen, kennen Ursula von Schönfeld und Hermann-Josef Wienken aus eigener Erfahrung. "Damit muss endlich Schluss sein", fordert von Schönfeld, die sich als Vorsitzende des Vereins IGLL (Initiative Gemeinsam Leben und Lernen) seit Jahren für integrative Lerngruppen einsetzt. Ebenso wie Hermann-Josef Wienken, der auf ein "eindeutiges Bekenntnis zur Inklusion" hofft.

Neue Konzepte entwickeln

Ein erster Schritt dahin ist das jetzt von der Verwaltung vorgestellte "Handlungskonzept Inklusion", das der Schulausschuss fraktionsübergreifend unterstützt und auch dem Rat vorgelegt werden soll. Noch in diesem Jahr soll eine Lenkungsgruppe zusammentreten, die sich aus Vertretern von Stadt, Parteien, Schulen und sozialen Organisationen zusammensetzt. Auch der Verein IGLL ist dabei, hofft auf eine eine Beschleunigung des Inklusionsprozesses, der in Neuss insbesondere beim Übergang auf die weiterführenden Schulen noch ausgebaut werden muss, wie aus dem nun vorgelegten Handlungsplan hervorgeht.

Dafür neue Konzepte zu entwickeln, ist Aufgabe der Lenkungsgruppe, ebenso wie er sich für eine bessere Ganztagsbetreuung einsetzen soll, die in vielen Fällen nicht auf Kinder mit Behinderungen ausgerichtet ist, weil Personal, Mittel und Räume fehlen. "Die Inklusion ist dort kaum angekommen", sagt von Schönfeld, die darauf setzt, dass die Lenkungsgruppe nicht nur Ideen entwickelt, sondern auch eine Zeitschiene festsetzt, mit klaren Zielen, welche Inklusionsschritte in welchem Zeitraum abgeschlossen werden sollen.

Derzeit werden an Neusser Kindergärten knapp 100 Kinder mit Behinderungen betreut, an den Grundschulen sind es ebenso viele. Allerdings bieten nur vier von 25 Neusser Grundschulen überhaupt integrativen Unterricht an: die Friedrich-von-Bodelschwingh-Schule, die "Brücke", die St. Konrad-Schule und die Grundschule Kyburg. In den weiterführenden Schulen hat die Realschule Südstadt die längste Erfahrung mit integrativen Lerngruppen, auch die Hauptschulen Gnadentaler Allee und die Maximilian-Kolbe-Schule sowie die Gesamtschule Nordstadt engagieren sich für die Inklusion. Hinzu kommt die Integration einzelner, meist körperbehinderter Schüler an den Gymnasien.

Dass Neuss nun Konzepte für die Inklusion erarbeitet, haben andere Städte wie Bonn oder Köln bereits vorgemacht. "Es ist ein wichtiger Schritt für die Gleichberechtigung unserer Kinder", sagt Ursula von Schönfeld.

(NGZ/url)
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