Neuss Stadt will den Freithof neu gestalten

Neuss · Sturm Ela fielen auch die Platanen am Quirinusmünster zum Opfer. Die Situation will der Bürgermeister nutzen, um die vor Jahren begonnene Umsetzung des Penkerplans zu vollenden. Der umstrittene Biergarten wäre dann erledigt.

 "Chance für einen vergessenen Platz": Wird der Freithof umgestaltet, muss der Biergarten wohl weichen.

"Chance für einen vergessenen Platz": Wird der Freithof umgestaltet, muss der Biergarten wohl weichen.

Foto: Stadtarchiv

Sturm Ela hat von den Platanen auf dem Freithof kaum etwas übrig gelassen. Damit eröffnet sich nach Ansicht von Bürgermeister Herbert Napp die Chance, den Platz neu zu gestalten. Beim Planungsamt hat er die Ausarbeitung von unterschiedlichen Gestaltungsentwürfen in Auftrag gegeben, die dem Planungsausschuss vielleicht schon Ende September, spätestens aber in der Sitzung am 12. November vorgelegt werden sollen. "Wie es jetzt ist, kann es nicht bleiben", sagt Napp.

Die Planung soll unabhängig von dem Biergarten betrieben werden, der vom angrenzenden Lokal Schwan auf dieser Fläche angelegt wurde. "Eine Katastrophe", urteilt Napp, dem Planungsdezernent Christoph Hölters - im Ton etwas konzilianter - zustimmt: "Chance vertan." Das Biergartenkonzept, das auf die Themen Hafen und Strand setzt, "nutzt die Schönheit des Ortes nicht aus", sagt Hölters. "Das könnte auch irgendwo anders sein."

Die Unzufriedenheit über den Biergarten kann Martin Rapp nicht nachvollziehen: "Wir hören nur Komplimente", sagt der Betreiber des Schwan. Gleichwohl wäre er bereit gewesen, die Biergartenfläche zurückzugeben, allerdings nur gegen eine Entschädigung für die von ihm vorgenommenen Investitionen. In diesem Punkt kamen beide Seiten nicht überein. Stattdessen versuchte Rapp, den Biergarten, gegen den eine Anwohnerin sogar klagen will, "etwas verträglicher für den Allgemeingeschmack zu machen", wie er sagt. Der Übersee-Container, die Ausschankstelle im Biergarten, wurde weiß lackiert, auf einen Zaun verzichtet und der Biergarten eingegrünt. Nächste Woche soll er offiziell eröffnet werden.

Die erste Biergartensaison könnte trotzdem die letzte sein. Beschließt der Rat eine Neugestaltung, kann die Stadt von einem Sonderkündigungsrecht Gebrauch machen. Mit einer Übergangsfrist von sechs Monaten hätte der Schwan danach zu räumen - entschädigungslos.

 1930 gab es kleine Bäume, die St. Quirin nicht verdeckten.

1930 gab es kleine Bäume, die St. Quirin nicht verdeckten.

Foto: H. Koch

Allerdings ist der neue Vorstoß zur Neugestaltung kein "Biergarten-Verhinderungsmanöver", sondern eine, wie Hölters betont, "Chance für einen vergessenen Platz". Die eröffnete sich durch den Sturm Ela, der die inzwischen übergroß geratenen Platanen abräumte. "Ein so prächtiges Bauwerk wie das Quirinus-Münster darf man nicht hinter Blättern verstecken", hatte Napp schon einmal gefordert, sich aber nicht durchsetzen können. Die Platanen waren Fakt - und deshalb blieb die Fläche zwischen der Südseite des Münsters und dem ehemaligen Commerzbank-Gebäude auch ausgespart, als der sogenannte Penker-Plan umgesetzt wurde. Freitreppe und Grünflächen entstanden, der Platzgestaltung vor dem Zeughaus wurde neu gemacht. Dabei verschwanden Parkplätze, der Platz wurde autofrei. Beinahe jedenfalls.

Auf der Restfläche konnte nicht einmal in das Pflaster der Umfahrt eingegriffen werden, ohne die Bäume zu schädigen. Deshalb war die Stadt nur zu gerne bereit, unter diesem Blätterdach und auf der Fläche einer unterirdischen Bedürfnisanstalt einen Biergarten zuzulassen. Jetzt liegt der Fall wieder ganz anders. Was nicht heißt, dass der Freithof künftig frei von Bäumen bleibt. "Wir erwägen eine Lösung, wie es sie vor dem Krieg schon gab", sagt Hölters. Mit jährlich in Form gestutzten Kopfplatanen.

(NGZ)
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