Neuss Stadtwerke planen den WLAN-Bus

Neuss · Bei den Stadtwerken Neuss gibt es Überlegungen, die Busflotte mit kostenfreiem Internet auszustatten. Ein ähnliches Projekt gibt es bereits im Ruhrgebiet. Zudem soll das WLAN-Netz in der Innenstadt ausgeweitet werden.

Neuss: Stadtwerke planen den WLAN-Bus
Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

Die Stadtwerke Neuss (SWN) prüfen technische Möglichkeiten, ihre Busflotte mit WLAN auszustatten. Das bestätigte SWN-Sprecher Jürgen Scheer auf Anfrage unserer Redaktion. Er betonte jedoch, dass das Vorhaben noch im "Ermittlungsstatus" sei. "Wir stehen am Anfang der Überlegungen", sagt er. Es müsse zum Beispiel geklärt werden, wie eine optimale technische Umsetzung aussehe und welche Kosten anfallen. Daher sei es noch zu früh, ein Zeitfenster zu nennen, ob und wann die ersten der insgesamt 83 SWN-Busse mit kostenfreiem WLAN durch die Stadt rollen.

Vorbildcharakter könnte ein Pilotprojekt der "Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen" (Bogestra) haben. Das Verkehrsunternehmen hat seit September einen mit WLAN und USB-Ladeanschlüssen ausgestatteten Bus im Testbetrieb, der zunächst für vier Monate auf wechselnden Linien in Gelsenkirchen eingesetzt wurde und derzeit durch Bochum fährt.

Bogestra-Sprecher Christoph Kollmann erklärt, dass es sich um einen der ersten WLAN-Busse im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) handle. Ein mobiler LTE-Zugangspunkt im Bus sorgt dafür, dass die Fahrgäste über eine schnelle Datenverbindung ohne Einschränkung mit ihrem Smartphone, Tablet oder Notebook im Netz surfen können. Bis Mitte des Jahres soll das Pilotprojekt abgeschlossen sein. "Dann werden wir auswerten, wie das Angebot bei unseren Kunden ankommt", sagt Kollmann. Ist das Fazit positiv, könnten auf den WLAN-Bus weitere Fahrzeuge der Bogestra folgen.

Von solchen Überlegungen sind die SWN jedoch noch weit entfernt. Konkreter ist zunächst ein anderes Vorhaben: Die Bushaltestellen zwischen Bahnhof und Stadthalle sollen an das kostenfreie WLAN-Netz geschlossen werden, mit dem das Verweilen in der Innenstadt attraktiver gestaltet werden soll. Jürgen Scheer bestätigt diese Planungen. Angedacht ist die Maßnahme auch mit Blick auf die Plattform "Neuss digital", auf der sich Gastronomen und Einzelhändler gemeinsam präsentieren. Jürgen Sturm, Geschäftsführer von "Neuss Marketing", forciert den Ausbau des Angebots. "Die Stadtwerke Neuss klären gerade die Fragen der technischen Umsetzbarkeit an den Bushaltestellen entlang der Trasse zwischen Bahnhof und Stadthalle", sagt er. Mit der Maßnahme könnte die virtuelle Innenstadt aufgewertet werden.

Die Zugriffszahlen auf das kostenfreie WLAN-Netz in der Innenstadt haben jedoch noch Luft nach oben. "Im Februar hatten wir täglich rund 700 Nutzer", sagt Sturm. Das ist zwar deutlich mehr als noch in der Startphase zu Jahresbeginn. Allerdings auch noch ein gutes Stück von den 900 bis 1200 täglichen Nutzern entfernt, die Sven Richartz von der Solinger Firma "SIB Systeme", die das Netz in Neuss mit ihrer Dienstleistung "Your Spot" betreibt, damals als Ziel nannte. "Wir gehen davon aus, dass die Zahlen im Frühling und Sommer, wenn das Wetter besser und die Verweildauer in der Innenstadt länger ist, steigen", sagt Sturm. Die CDU regt derweil die Ausweitung des kostenfreien WLAN-Netzes auf die Stadtteile an. Stadtverbandsvorsitzender Jörg Geerlings und Thomas Kaumanns, der sich in der CDU mit Fragen des digitalen Wandels beschäftigt, schlagen vor, die sechs Telefonsäulen, die die Telekom gerne im Neusser Stadtgebiet abbauen möchte, als WLAN-Hotspots zu nutzen. "Diese Infrastruktur könnten wir doch nutzen, um langsam, aber sicher ein stadtweites WLAN-Netz aufzubauen", meint Kaumanns. "Nachdem die Neusser Marketing-Gesellschaft bereits ein WLAN-Netz im Hauptstraßenzug aufgebaut hat, wäre das eine gute Ergänzung." Jörg Geerlings verweist darauf, dass eine solche Umnutzung in England vielfach verbreitet sei. "Warum nicht auch in Neuss? Vielleicht finden wir in der Telekom sogar einen Partner, der dieses Geschäft mitträgt."

(NGZ)
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