Neuss Stadtwerke verkaufen Billigstrom nur auswärts

Neuss · Die SWN betreiben mit der NEW Mönchengladbach eine Tochter, die Atom- und Kohlestrom fast überall verkauft. Nur nicht in Neuss selbst.

 Strom aus Kohle- und Atomkraftwerken und der Vertrieb übers Internet macht das Angebot der "Klick Energie GmbH" so günstig.

Strom aus Kohle- und Atomkraftwerken und der Vertrieb übers Internet macht das Angebot der "Klick Energie GmbH" so günstig.

Foto: DPA

Die Stadtwerke Neuss sind in das Geschäft mit billigem Strom eingestiegen. Dazu haben die Stadtwerke (SWN) das Tochter-Unternehmen "Klick Energie" zusammen mit dem Mönchengladbacher Versorger NEW gegründet. Die Tochter vermarktet günstigen Strom in Teilen Deutschlands, im Rhein-Kreis und auch in Mönchengladbach - nur nicht in Neuss selbst. Die Preisunterschiede im Vergleich zum örtlichen Grundversorger sind zum Teil erheblich und liegen zwischen 30 und fast 100 Euro für ein Jahr (siehe Tabelle, ohne Bonuszahlungen). Der günstigste Stromtarif der SWN ist deutlich teurer. Ähnliches gilt für die Lieferung von Gas, was die "Klick Energie" ebenfalls anbietet.

Neuss: Stadtwerke verkaufen Billigstrom nur auswärts
Foto: Ilgner Detlef (ilg)

Der Strompreis bei "Klick Energie" ist deshalb so niedrig, weil der Strom zu 61 Prozent aus Kohle- und Atomkraftwerken - also billigen Quellen - kommt und nur zu 33 Prozent aus erneuerbaren Energien. Außerdem fallen kaum Vertriebskosten an, da das Angebot ausschließlich online buchbar ist. Zudem gibt es auch nur ein abgespecktes Service-Angebot. Hintergrund der Neu-Gründung ist, dass Grundversorger mit ihrem teureren, weil oft grünem Stromangebot, seit Jahren Kunden an Billiganbieter im Netz verlieren.

Die "Klick Energie" ist bereits seit September 2013 am Markt und wurde in Mönchengladbach auch beworben. Warum es das Angebot aber in Neuss nicht gibt, dazu wollten sich die Stadtwerke nicht äußern und verwiesen auf die NEW, der 65 Prozent der Anteile am gemeinsamen Unternehmen hält. Die SWN hält die restlichen 35 Prozent.

NEW-Geschäftsführer Ralf Poll, der auch das Geschäft von "Klick Energie" führt, erklärt: "Es gibt bundesweit 1600 Netzbetreiber, mit denen wir uns alle einigen müssen, wenn wir unseren Strom dort anbieten wollen." Mit etwa 300 Netzbetreibern sei das bereits geschehen, mit dem Netzbetreiber in Neuss gebe es aber noch keinen Vertrag. Das ist die Westnetz GmbH mit Sitz in Wesel. Die gehört dem Energiekonzern RWE, der wiederum ist Anteilseigner sowohl von der Stadtwerke Neuss Energie und Wasser GmbH als auch von der NEW in Mönchengladbach. Mit anderen Worten: Eigentlich ist alles unter einem Dach, auch der Netzbetreiber. Der Netzbetreiber in der niedersächsischen Gemeinde mit dem schönen Namen Großenkneten-Huntlosen, wo es den "Klick-Energie"-Strom gibt, war offenbar einfacher zu überzeugen als der in Neuss.

Dass die "Klick Energie" den billigen Strom noch nicht durch das Neusser Netz leiten darf, das erstaunt ranghohe NEW-Vertreter. "Ich bin überrascht", sagt Aufsichtsratschef Lothar Beine. "Wir haben lange diskutiert, ob wir uns nicht selbst Konkurrenz machen. Wir sind zu dem Ergebnis gekommen: Wenn wir schon Kunden verlieren, dann doch lieber an ein eigenes Tochter-Unternehmen." Die Ergebnisse seien gut, der Kundenschwund sei eingedämmt worden.

(NGZ)
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