Neuss Städtepartnerschaft mit Löwen angeregt

Neuss · 1914 waren Neusser an einem Massaker in Löwen beteiligt. Jetzt sprechen beide Seiten darüber. Der SPD ist das zu wenig

 Soldaten eines Neusser Landsturmbataillons. Im August 1914 waren sie an dem Massaker in Löwen beteiligt und feierten in den Trümmern Neusser Schützenfest.

Soldaten eines Neusser Landsturmbataillons. Im August 1914 waren sie an dem Massaker in Löwen beteiligt und feierten in den Trümmern Neusser Schützenfest.

Foto: Stadtarchiv

100 Jahre hat die Tragödie der belgischen Stadt Löwen (Leuven), die im August 1914 auch von Soldaten des "2. mobilen Landsturm-Infanterie-Bataillon Neuß" zu großen Teilen in Schutt und Asche gelegt wurde, in Neuss - freundlich formuliert - niemanden interessiert. Jetzt soll dieses gemeinsame und unheilvolle Kapitel der Kriegsgeschichte der Humus sein, aus dem eine lebendige Städtepartnerschaft erwächst. Das jedenfalls wünscht sich die SPD-Fraktion, die im Komitee für Partnerschaften und internationale Beziehungen den Anstoß zur Begründung einer Partnerschaft mit Löwen gab. Es wäre die sechste.

Das Komitee unterstützt das Anliegen fraktionsübergreifend. Aber erst der Rat kann aus einer solchen Empfehlung einen Beschluss und damit einen Arbeitsauftrag für die Verwaltung machen. So lange wird dort abgewartet.

Mit Hurra wird sich Neuss dem Nachbarn im Westen nicht in die Arme werfen (dürfen). Das machte Hartmut Rohmer (SPD) schon klar, als er den Antrag seiner Fraktion begründete. Vielmehr müsse "behutsam und sensibel" mit Vertretern der Stadt Löwen ausgelotet werden, ob man dort überhaupt bereit ist, auf einer solchen Basis nicht nur die gemeinsame Geschichte aufzuarbeiten, sondern darüber auch zu einer gemeinsamen Zukunftsgestaltung zu kommen.

Trotzdem überrascht die Schnelligkeit, mit der die SPD das Wort Städtepartnerschaft in den Mund nimmt. Denn es ist erst vier Monate her, dass mit der Stadtarchivarin Marika Ceunen eine offizielle Vertreterin der Stadt Löwen in Neuss war, um auf Einladung des Forums Archiv und Stadtgeschichte über die Weltkriegsgräuel zu sprechen. Mit ihr verabredete Kulturdezernentin Christiane Zangs, zunächst über die engere Zusammenarbeit von kulturellen Einrichtungen wie eben dem Stadtarchiv zu einem besseren Kennenlernen zu kommen. In dieser Linie ist sicher auch die Einladung des belgischen Botschafters zu sehen, der am 3. Juni auf Einladung des Forums Archiv und Geschichte und voraussichtlich sogar in Begleitung des Bürgermeisters von Löwen am "Burgundermahl" teilnimmt und dort auch den Festvortrag hält. Die SPD nennt diesen Weg, um zu einer Versöhnung und einer gemeinsamen Erinnerungskultur zu kommen, nicht falsch. Man sei aber der Auffassung, sagt Rohmer, dass das "im Rahmen einer Städtepartnerschaft optimal gelingt". Die Hand dazu hat Cuenen namens der Stadt Löwen nach Überzeugung der SPD schon ausgestreckt. So hatte sie im Januar gesagt: "Wenn der Wille zur Versöhnung existiert, kommt auch irgendwann der gemeinsame Tag des Erinnerns." Und weiter: "Leuven und Neuss sind Städte, die in diesem Zusammenhang gemeinsam ein besonderes Beispiel stellen können."

Passiert der Antrag der SPD den Rat, ist es Sache des Amtes für Öffentlichkeitsarbeit, Repräsentation und internationale Beziehungen, die weiteren Sondierungen zu übernehmen. Steht am Ende tatsächlich eine Städtepartnerschaft, müsste dieses Amt nach Ansicht der SPD personell nicht aufgestockt werden.

(NGZ)
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