Neuss Staubecken im trocken gefallenen Graben

Neuss · Die Infrastruktur Neuss hat in Holzheim ein bislang einmaliges Regenüberlaufbecken gebaut. Das kommt fast ganz ohne Beton aus und passt sich so dem Landschaftsschutzgebiet Rosengarten an.

 Martin Hartmann, Andreas Jentzsch und Wilhelm Heiertz (v. l.) präsentieren ein Regenüberlaufbecken, das nur am Auslauf Beton braucht.

Martin Hartmann, Andreas Jentzsch und Wilhelm Heiertz (v. l.) präsentieren ein Regenüberlaufbecken, das nur am Auslauf Beton braucht.

Foto: A. Woitschützke

Es ist ein technisches Bauwerk, das nur dazu dient, Regenwasser zu stauen und dosiert abzugeben, doch es begeistert seine Macher: "Das ist der neue Weg", betonte Andreas Jentzsch von der Unteren Wasserbehörde des Kreises gestern bei der Vorstellung eines Regenüberlaufbeckens, das die Infrastruktur Neuss am Ortsrand südlich von Holzheim naturnah ausgebaut und dazu einen Teil des fast gänzlich verlandeten Roisdorfer Grabens auf 160 Meter Länge renaturiert hat.

Allerdings wird das Projekt in dieser Form in Neuss die Ausnahme bleiben, denn für die von der Infrastruktur Neuss gefundene Lösung braucht man Platz. Der ist im Landschaftsschutzgebiet des Waldgebietes "Im Rosengarten", wo die ehemalige Stadtentwässerung 8000 Quadratmeter Grund ankaufen musste, vorhanden.

Der Roisdorfer Graben war und bleibt ein Durchlaufgewässer. Durch ihn gluckert und fließt, was aus seinem 18 Hektar großen Einzugsgebiet an Regen- und Grundwasser anströmt. All das mischt sich mit dem Schmutzwasser, das - nach grober Reinigung in einem Regenüberlaufbecken an der Münchner Straße - aus Holzheim der Vorflut zugeführt wird, vom Roisdorfer Graben weiter zum Millischgraben und von dort in die Erft drängt.

Das hat schon in der Vergangenheit funktioniert, erklärt Wilhelm Heiertz als technischer Leiter der ISN, doch weil die wasserrechtliche Genehmigung erneuert werden musste, wurden neue Auflagen definiert. Ein weiterer Grund war, dass mit dem Neubaugebiet "Am Wannloch" neue versiegelte Flächen hinzugekommen sind, von denen Niederschläge abzuleiten sind.

Bei starkem Regen wie am Donnerstagabend strömen bis zu 1000 Liter pro Sekunde in den Graben. Ließe man diese Flut ungebremst durchrauschen, würde das den Millischgraben ausspülen, betont Heiertz - mit verheerenden Folgen für die Kleinlebewesen. Deshalb wurde ein Teil des Roisdorfer Grabens zu einem Regenrückhaltebecken mit einem Stauvolumen von 300 Kubikmeter aufgeweitet, das - anders als die meisten anderen Becken dieser Art - kein unterirdischer Betonkasten ist, sondern offen und naturnah gestaltet ist. Aus Beton ist nur eine, Drosselbauwerk genannte, Staustufe, in die ein Schlitz eingearbeitet wurde, der die Abflussmenge auf 54 Liter pro Sekunde drosselt. Und das ganz ohne Pumpen.

Durch die Reaktivierung eines verlandeten Abschnittes des Grabens wurde zudem eine Verbindung zwischen Ober- und Unterlauf des Roisdorfer Grabens hergestellt, ergänzt ISN-Bauleiter Martin Hartmann, der das naturnahe Projekt im "Rosengarten" ab Mitte August zum Abschluss bringt. Dann wird die Baustraße wieder zurückgebaut und das Areal neu bepflanzt.

(NGZ)
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